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Lexikon-Lobbyismus

13:39 Minuten
26.10.2013
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Immer wieder wird versucht eine bestimmte Meinung oder falsche Fakten in Wikipedi-Artikeln unterzubringen - sei es von Unternehmen, Personen des öffentlichen Lebens, ideologischen Fanatikern oder einfach nur Spaßvögeln.
Immer wieder wird versucht eine bestimmte Meinung oder falsche Fakten in Wikipedi-Artikeln unterzubringen - sei es von Unternehmen, Personen des öffentlichen Lebens, ideologischen Fanatikern oder einfach nur Spaßvögeln.
Vom Lexikon zum PR-Wiki?
Die englischsprachige Wikipedia-Gemeinde hat nun über 250 Accounts gesperrt. Diese sollen im Auftrag einer amerikanischen Agentur namens Wiki-PR angelegt worden sein, um Werbebotschaften von Unternehmen in Wikipedia-Artikeln unterzubringen. Noch nie wurde ein solch großes Netzwerk aufgedeckt, dass systematisch gegen Bezahlung Artikel angefertigt hat.
Die Wikipedia hat sich in nur 12 Jahre gebraucht, um einen Ruf als die größte, relativ zuverlässige Wissenssammlung der Welt zu erlangen. Ein großer Erfolg für das kollektive Arbeiten von Internetnutzern über Länder- und Sprachgrenzen hinweg, der aber durch solche Skandale immer wieder und immer heftiger torpediert wird.
Ein unlösbares Problem?
Das Problem: Es gibt keine feste Kontrollstrukturen, keine transparente Finanzierung und keine Gremien, die kontrollieren, einschreiten und richten können - alles liegt in Userhand. Es gibt zwar mit Wikimedia einen Verein für die Wikipedia, aber der stellt nur die Infrastruktur, den Mehrwert - also den Inhalt - schaffen aber die Menschen, die ehrenamtlich das Online-Nachschlagewerk schreiben und pflegen, über Artikel diskutieren, sie verbessern oder auch löschen.
Der aktuelle Fall von Einflussnahme wirft deshalb die Frage auf, ob das Modell eines nutzergenerierten Lexikons auch weiterhin funktionieren kann. Zeigt dieser Skandal also, dass die Wikipedia unbrauchbar ist? Oder ist er vielmehr Beweis für die Selbstheilungskräfte der Nutzergemeinschaft? Kann man eine Beteiligungsstruktur in einer Organisation mit freiwilliger Gemeinschaftsarbeit wie bei Wikipedia überhaupt steuern?
Die Zukunft der Wikipedia
Diese und weitere Fragen zu Zuverlässigkeit, Finanzierung und Zukunft der Wikipedia klären wir mit Leonard Dobusch, der Juniorprofessor am Institut für Management der Freien Universität Berlin ist und für das Blog Netzpolitik schreibt.
Links zum Thema:
Wikipedia stoppt Armee der Sockenpuppen [Golem]
Wikipedia geht gegen bezahlte Manipulation vor [Zeit Online]
Wikimedia Foundation Executive Director Sue Gardner's response to paid advocacy editing and sockpuppetry [Wikimedia]
Extensive network of clandestine paid advocacy exposed [The Signpost]
The battle to destroy Wikipedia's biggest sockpuppet army [The Daily Dot]
Gast: Leonard Dobusch
Blog, FU Berlin, Netzpolitik, Twitter
Foto:
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