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Deutsch-französischer Vertrag
"Der Zusammenhalt der EU muss ein großes Ziel bleiben"

Der geplante deutsch-französische "Aachener Vertrag" ist nach Ansicht der Politikwissenschaftlerin Claire Demesmay ein wichtiges Symbol in Zeiten der Sinneskrise der europäischen Integration. Beide Länder müssten jedoch darauf achten, wichtige Partner in der EU weiter einzubeziehen.

Claire Demesmay im Gespräch mit Änne Seidel | 13.01.2019
    Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßt den französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Berlin.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron wollen den "Aachener Vertrag" am 22. Januar unterzeichnen. (dpa/ picture alliance/ Simone Kuhlmey)
    Der "Aachener Vertrag" soll den vor 56 Jahren unterzeichneten Élysée-Vertrag ergänzen. Es gehe darum, die bilaterale Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich weiter zu stärken - insbesondere in den Bereichen der Wirtschaft und der Außen- und Sicherheitspolitik, sagte die Politikwissenschaftlerin Claire Demesmay. Hinzu komme der Fokus auf die regionale Zusammenarbeit in den Grenzregionen, um weitere Integrationsschritte zu ermöglichen.
    Beide Länder wünschten sich einen deutsch-französischen Wirtschaftsraum mit gemeinsamen Regeln. In der aktuellen Situation sei das jedoch eine Utopie, meint Demesmay. Trotzdem sei es wichtig, diesen Gedanken in einem Vertrag festzuhalten: "Das ist ein Symbol".
    Symbol in Zeiten der europäischen Sinneskrise
    Im Bereich der Außen- und Sicherheitspolitik, "der traditionell ein Streitpunkt ist", habe man mit dem Vertrag einen Kompromiss gefunden. "Jede Seite kann davon was haben und man hat sich auch bewegt." Es gebe jetzt den Wunsch, stärker zusammenzuarbeiten.
    56 Jahre nach Unterzeichnung des Élysée-Vertrags sei der "Aachener Vertrag" in Zeiten der "Sinneskrise der europäischen Integration" ein wichtiger Schritt, so die Politikwissenschaftlerin. "In diesem Kontext dann zu sagen: 'Wir glauben an die deutsch-französische Zusammenarbeit'" - das sei ein starkes Symbol! Deutschland und Frankreich müssten jedoch aufpassen, andere wichtige Partner in der EU weiter einzubeziehen, um zu vermeiden, dass die weitere Integration nur noch in den beiden Staaten passiere.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.