Sinn und Unsinn von Coronamaßnahmen

"Starren auf Zahlen"

06:56 Minuten
Illustration von Menschen die in einer Reihe stehen — vor ihnen die roten Abstandslinien am Boden
Abstand halten ist für fast alle o.k. - aber wie sinnvoll sind Sperrstunden und Beherbergungsverbote? © Gettyimages / E+ / Filippo Bacci
René Schlott im Gespräch mit Dieter Kassel · 10.10.2020
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Derzeit scheinen sich einige Bundesländer mit Maßnahmen gegen Coronainfektionen gegenseitig überbieten zu wollen. Für den Publizisten René Schlott ist das reine Symbolpolitik auf dem Rücken der bürgerlichen Grundrechte.
Sperrstunden in Kneipen und Beherbergungsverbot in anderen Bundesländern scheinen derzeit für einige Landesregierungen das geeignete Mittel zu sein, um Coronaneuinfektionen in Schach zu halten. Viele Menschen, die in einer zum Corona-Risikogebiet erklärten Stadt wie Berlin leben, fühlen jedoch ein großes Unbehagen und fragen sich, ob solche Restriktionen überhaupt etwas bringen. Sogar Virologen äußerten Zweifel, dass die Pandemie etwa dadurch eingedämmt werden könne, wenn Berliner nicht mehr als Hotelgäste im Nachbarland Brandenburg übernachten dürften.
Für den Publizisten und Zeithistoriker René Schlott könnten Restriktionen wie diese unsere offene Gesellschaft auseinanderbrechen lassen. Vereinzelung sei die Folge.

Positive Zahlen werden ignoriert

Allenthalben registriert Schlott ein "Starren auf Zahlen", vor allem auf negative Zahlen, während die positiven Zahlen in Deutschland – viele Genesende und eine niedrige Todesrate – irgnoriert würden. Vor allem vermisst der Historiker ein vernünftiges Abwägen: "In welchem Verhältnis steht das Recht auf körperliche Unversehrtheit zu anderen Grundrechten?"
Stattdessen heize man sich bei den Anti-Coronamaßnahmen gegenseitig an. "Das sind jedoch nur symbolische Maßnahmen. Und Ich glaube, mit Grundrechten sollte man keine Symbolpolitik betreiben." Schlott vermisst dabei den gesunden Menschenverstand.
Die Akzeptanz in der Bevölkerung werde deshalb schwinden, diagnostiziert Schlott: Die Menschen fragten sich zu Recht, ob die Politik den Blick für die Folgen der Maßnahmen verloren habe, vor allem, wenn durch die wirtschaftliche Existenz einiger Branchen gefährdet werde.
(mkn)
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