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Kinder brauchen für ihre gesunde Entwicklung nicht nur ausreichende Ernährung und genügend Schlaf, sondern auch Bindungspersonen, die für ihre emotionalen Bedürfnisse verfügbar sind. Schon bei Säuglingen hat eine Vernachlässigung dieser emotionalen Bedürfnisse unter anderem eine verzögerte Hirnreifung zur Folge. Das haben Münchner Wissenschaftler jetzt herausgefunden. In ihrer weiteren Entwicklung zeigen diese Kinder schwere Bindungsstörungen. Da Kinder jedoch auf Umweltbedingungen ganz unterschiedlich reagieren, kann es für die Betroffenen kein einheitliches Hilfskonzept geben. Die Mediziner fordern deshalb, dass Kinderärzte etwa bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen U 1 bis U 9 stärker auf Bindungsschwächen achten sollen. Nur so könne im Bedarfsfall schnell eine psychotherapeutische Behandlung angeregt werden. Auch Eltern, Betreuungs- und Pflegepersonen sollen in die Vorsorgekonzepte mit einbezogen werden.

Autor: Armin Himmelrath | 05.11.2004
    Wenn trotzdem alles schief gelaufen ist und Kinder nicht nur psychisch, sondern auch juristisch auffällig geworden sind, stellt sich irgendwann die Frage: Sozialarbeit oder Knast? Auf einer Tagung heute und morgen in Berlin beschäftigen sich Pädagogen, Juristen, Psychologen und Sozialwissenschaftler mit der Frage, wie gut soziale und psychosoziale Arbeit dazu geeignet ist, straffällige Kinder und Jugendliche vor dem Gefängnis zu bewahren. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre seien gut, sagt der Erziehungswissenschaftler und Psychologe Jürgen Körner. Er wird auf dem Kongress eine neue Trainingsmethode unter dem Titel "Denkzeit-Programm" vorstellen, mit der jugendliche Straftäter soziale Kompetenz trainieren. Sie lernen dabei in 20 Einzelsitzungen unter anderem, Konflikte wahrzunehmen und gewaltfrei zu lösen, die eigenen Gefühle zu handhaben und ein moralisches Urteilsvermögen aufzubauen.


    Ort und Zeit der Tagung "Perspektiven psychosozialer Arbeit mit delinquenten Kindern und Jugendlichen": FU Berlin, Silberlaube, Hörsaal 1B, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin. 5. und 6. November, ab 9.30 bzw. 10.00 Uhr (Teilnahme kostenlos)

    http://www.denkzeit-fu-berlin.de/



    Um ganz andere Probleme bei Kindern und Jugendlichen geht es Psychologen in Göttingen, die gerade eine Umfrage unter 5600 niedersächsischen Familien auswerten. Dabei hatten sie sich nach Gesundheitsproblemen erkundigt - und sind zu einem erschreckenden Ergebnis gekommen: Kinder und Jugendliche haben immer häufiger Kopfschmerzen. Bei den 14jährigen leidet jedes zehnte Kind mindestens einmal pro Woche unter einer Kopfschmerzattacke. Das sei auch deshalb so besorgniserregend, sagt Psychologie-Professorin Birgit Kröner-Herwig, weil dazu oft noch Bauch- oder Rückenschmerzen kommen. Erste Hinweise auf die Ursachen gibt es auch schon: Kinder mit hoher schulischer Belastung sind viel häufiger von Kopfschmerzen betroffen als diejenigen, bei denen in der Schule alles glatt läuft. Und klar ist auch: Wer sich viel bewegt und draußen spielt, hat viel seltener mit Kopfschmerzen zu tun als Stubenhocker und Dauer-Fernsehgucker.
    www.psych.uni-goettingen.de/kijuko

    An aktive Kinder und Jugendliche, die Interesse am Mitmachen haben, wendet sich auch ein Aufruf der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde. Deren Mitglieder treffen sich nämlich Ende November zu ihrem Jahreskongress in Berlin, und dabei wollen sie mit Schülern und Lehrern über Prüfungsangst, Alkohol und Mobbing im Klassenzimmer reden. Denn die Meldungen darüber häufen sich, und die möglichen seelischen Störungen im frühen Erwachsenenalter verursachen nicht nur Leiden und weitere Probleme. Sie können auch sehr empfindliche Einschnitte für die langfristige Entwicklung bedeuten und die Lebenschancen beeinträchtigen. Eine gezielte Vorbeugung, sagen die Ärzte und Psychologen, soll deshalb so früh wie möglich beginnen. Und deshalb wollen sie Schüler und Lehrer anregen, sich im Unterricht mit diesen Themen zu beschäftigen und ihre Ergebnisse dann auf dem Kongress in drei Wochen zur Diskussion zu stellen.

    Kongress "Schüler diskutieren mit Ärzten und Wissenschaftlern"
    Mittwoch, 24. November 2004 14.00 bis 16.00 Uhr
    ICC Berlin

    www.mwm-vermittlung.de/aktudgppnschueler.html