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Hundekot auf öffentlichen Plätzen
Fahndung per Pfotenabdruck

Sie stinken, verursachen Flecken und sind für Fußgänger ein Ärgernis: Hundehaufen. Die Stadt Oberfell an der Mosel erwägt daher die Einführung eines genetischen Hundepfoten-Abdrucks samt DNA-Datenbank. Mithilfe dieser sollen nachlässige Hundehalter überführt werden. Nur wer in der Gemeinde für die Kot-Fahndung zuständig sein soll, ist noch unklar.

Von Anke Petermann | 31.03.2017
    Eine Hundepfote ist abgelegt auf einem Untersuchungstisch in einem Labor.
    Eine Hundepfote ist abgelegt auf einem Untersuchungstisch. (picture-alliance / dpa / Seoul National University Handou)
    Roland: "Bei mir vor der Garageneinfahrt: letzte Woche - sooo 'n Haufen!"
    Daniela: "Bei uns auch, bei den Mülltonnen unter der Treppe. Ich frag' mich wie es da hinkommt."
    Roland: "Das ist ne Schweinerei!"
    Hündische Schweinereien sind derzeit das Thema in Oberfell an der Mosel, mit 1000 Einwohnern und einer Hundequote von rund 10 Prozent. Timmy, der Golden Retriever, und Schnucki, der schwarze Labrador-Mix, sind zwei davon. Auch sie machen Geschäfte – klar.
    Gute Herrchen haben Plastikbeutel dabei
    Aber weil Roland, Herrchen mit Cowboy-Hut, und Daniela, Mutter von zwei Kindern, zu den Guten mit den Plastikbeuteln in der Tasche gehören, liegen die Hinterlassenschaften dieser beiden Vierbeiner nicht vor Garagen, Supermärkten und Kindergärten.
    Auch nicht auf der Mosel-Promenade, die seit Frühjahrsbeginn auf der Hitliste der beliebtesten Hundeklos wieder ganz oben steht. Touristen und Einheimische müssen auf der Flaniermeile Häufchen-Slalom laufen, klagt Daniela.
    "Vor einer Woche oder zwei war da alles voll, es war wirklich kein Meter bis zum nächsten Haufen, das war wirklich schlimm!"
    Und das, obwohl es auf der Promenade gleich zwei Hundekotbeutelspender samt Tonne drunter gibt. Und diverse Kack-Verbotsschilder: kotender Hund, rot durchgestrichen, mit rotem Rand. Roland hat jedoch messerscharf erkannt:
    "Der Hund versteht ja nicht, kann das ja nicht lesen, dass er nicht darf. Ich kann ihn auch nicht daran hindern, ich muss es nur wegmachen."
    Der genetische Hundepfoten-Abdruck – Dorfgespräch
    Für den Köter gilt also die Unschuldsvermutung. Herrchen oder Frauchen, im Bürokratendeutsch "Hundehalter oder –führer", sind gefragt.
    Wie man den Verantwortungslosen unter ihnen beikommt, ist Dorf-Gespräch, "dass jetzt Oberfell Stuhlproben abnehmen möchte, um dann DNA-Proben abzuliefern, wie auch immer", erzählt Daniela.
    "Um zu erfahren, welcher Hund dat war? Ja prima!", sagt Roland lachend.
    "Wenn ich meinen Weidelspfad lang laufe und einen neuen Haufen sehe, soll ich dann ne Probe nehmen vom neuen Haufen und abgeben? Wie soll das gehen?", sagt Daniela.
    Roland: "Ja, muss der Gemeindediener rund laufen!" "Kot-Kommissar im Nebenamt?!"
    Daniela: "Also, Wahnsinn, Wahnsinn!"
    Umsetzung der neuen Verordnung noch unklar
    Sollen etwa tausend Oberfeller als Kot-Spitzel arbeiten? Oder bekommen Gemeindearbeiter schmutzige Zusatz-Jobs? Stellt die Verwaltung neue Kot-Kommissare ein? René Henric, Ortsbürgermeister von Oberfell, schweigt kurz.
    "Ja, das müssen wir mal sehen, wie die Abwicklung gestaltet wird."
    Henric hatte zwar die Idee, dem Köter und seinem Kot mit einem genetischen Pfotenabdruck auf die Spur zu kommen. Aber ein ausgereiftes Konzept hat der CDU-Politiker nicht.
    Und somit auch keine Antworten auf brennende Fragen wie die von Roland, der sich um die Persönlichkeitsrechte von Timmy sorgt.
    "Und wenn ich sage, von meinem Hund will ich nit, kann mich keiner dazu zwingen!"
    Recht hat der Mann mit dem Cowboyhut, gibt Bürgermeister Henric zu.
    "Da müssten Gesetze mal von der Landesregierung auf den Weg gebracht werden."
    Der Schwarze aus Oberfell pinkelt Rot-Gelb-Grün in Mainz ans Bein
    Womit der Schwarze aus Oberfell an der Mosel den Rot-Gelb-Grünen in Mainz am Rhein mal kurz ans Bein gepinkelt hätte. Im übertragenen Sinn natürlich nur. Ein Beispiel könnte sich die rheinland-pfälzische Ampel-Koalition beim Kot-Gesetz an der südspanischen Stadt Málaga nehmen: dort müssen Hundehalter ihrem Liebling innerhalb eines halben Jahres eine Blutprobe fürs DNA-Profil entnehmen lassen und dafür 35 Euro zahlen. Womit Danielas Fragen fast schon beantwortet wären.
    "Wie teuer soll 's werden, wer soll 's bezahlen?"
    Blechen müssen die Hundehalter – in Málaga jedenfalls
    Die Hundehalter in Málaga jedenfalls. Verweigern sie Fifis DNA-Profil, riskieren sie eine Geldstrafe von bis zu 130 Euro.
    In Málagas Straßen und Parks fahnden Umweltwächter aktiv nach Tretminen und schicken sie ins Labor zur DNA-Analyse, je 18 Euro auf Kosten des Halters, der über die Datenbank ermittelt wird.
    Oberfell wartet jetzt erst mal auf ein Landes-Kot-Gesetz. Daniela hofft, dass die neue "Lex Kack" die laschen Bußgelder von 10 Euro durch drakonische Geldstrafen ersetzt.
    So lange räumt sie nicht nur Schnuckis Haufen weg, "sogar fremde Haufen, damit man mich nicht beschuldigen kann."
    Außerdem erwägt Daniela, die fremden Gassi-Hinterlassenschaften mit Fähnchen zu spicken: damit die Flaneure am Moselufer wenigstens einen sauber abgesteckten Tretminen-Slalom laufen können.