David Duchovny: "Ein Papagei in Brooklyn"

Baseball als Band der Versöhnung

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David Duchovny mit seinem Roman "Ein Papagei in Brooklyn". © Cover: Randomhouse/ Portät: Imago /Combo: Dlf Kultur (Sarah Elsing)
Von Thomas Jaedicke  · 12.07.2017
"Akte X"-Star David Duchovny schreibt in seinem zweiten Roman über die späte und komplizierte Annäherung eines Sohns mit seinem todkranken Vater. Erträglich wird das Ganze durch den locker-ruppigen Ton der Protagonisten.
Wie reagiert ein Sohn, Mitte 30, topausgebildet, aber erfolglos im Beruf und Single, wenn er erfährt, dass sein Vater, ein sehr erfolgreicher Werbetexter, den er für sein eigenes Scheitern als Schriftsteller verantwortlich macht, bald an Krebs sterben wird? Geht er noch weiter auf Distanz und bricht alle Brücken ab? Oder sucht er Nähe, bevor es zu spät ist? Dafür entscheidet sich Ted Fullilove in David Duchovnys neuen Roman "Ein Papagei in Brooklyn": Er zieht bei seinem sterbenskranken Vater Marty ein.
Vater und Sohn sind sich ein Leben lang irgendwie fremd geblieben. Doch sie haben eine starke Verbindung; ein Band, das nie gerissen ist: Baseball! Zwar halten sie zu unterschiedlichen Teams, doch als sich 1978 im Finale der US-Meisterschaft mit den New York Yankees und den Boston Red Sox ausgerechnet ihre Lieblingsklubs gegenüberstehen, finden sie in der schwierigen, letztlich ausweglosen Situation nach jahrelanger Funkstille doch noch einen Draht zueinander.
David Duchovny gelingt es, die mächtige Aura des amerikanischen Nationalsports Nummer Eins, der genaugenommen eigentlich fast nur aus Pausen besteht, den Fulliloves in der wochenlangen Finalserie aber jede Menge abwechslungsreichen Stoff für ihre späte und komplizierte Annäherung liefert, erstrahlen zu lassen.

Ein letzter, spielerischer Aufschub

Denn das ganze Drumherum ist wichtig; zum Beispiel die Atmosphäre im altehrwürdigen Yankee-Stadion in der Bronx, ganz oben unterm Dach, wo es brütend heiß werden kann: "Die Plätze hier für die billigen zu halten lag nahe und, ja, sie befanden sich wirklich so weit weg vom Spiel, dass man das Klacken des Schlägers erst hörte, wenn der Ball schon in der Luft war. Wie in einem schlecht synchronisierten japanischen Film. Ted aber fühlte sich an diesem Aussichtspunkt lieber wie auf dem Olymp als ab vom Schuss, so als wären sie hier oben allesamt Götter, die den Ameisenmenschlein dort unten bei ihren albernen Spielen zusahen."
Doch das schöne Spiel ist natürlich nur eine begrenzte Ablenkung, ein letzter Aufschub. Selbst mit König Baseball lässt sich die Realität nicht mehr ewig ausblenden. Kurz vor seinem Tod schafft es Marty jedoch, sich seinem Sohn zu öffnen, der als Säugling fast an einer schweren Krankheit gestorben wäre. Aus Angst, diesen Schmerz nicht noch einmal ertragen zu können, sei er als Vater immer auf Distanz geblieben: "Aber dich zu lieben hieß, genau das zu riskieren. Ich hatte solche Angst, dich zu verlieren, dass ich dich nicht mehr ganz angenommen habe."
David Duchovny ist ein prominenter Fernsehschauspieler, bekannt vor allem durch "Akte X" und "Californication". Er hat bereits einen Roman geschrieben, "Heilige Kuh". Sein zweiter Roman "Ein Papagei in Brooklyn" handelt jetzt schwierigen Themen wie Abschied und Tod. Aber David Duchovny schreibt lakonisch und mit leichter Hand. Trotz der todernsten Lage pflegen seine Romanhelden bis zum Schluss einen locker-ruppigen Ton. Das und die Versöhnung zwischen Vater und Sohn machen das Ausweglose der Situation erträglicher.

David Duchovny: "Ein Papagei in Brooklyn"
Heyne Encore, München 2017
349 Seiten, 19,90 Euro

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