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Wettrennen um Air Berlin
Lufthansa bietet nicht für Langstrecke

Welche Teile der insolventen Air Berlin können gerettet werden? Anfang kommender Woche will der Aufsichtsrat über die Zukunft der Fluglinie entscheiden - anhand der vorliegenden Angebote. Dabei könnte die gesamte Langstrecke vor dem Aus stehen, denn auch die Lufthansa signalisierte heute: kein Interesse.

Von Brigitte Scholtes | 21.09.2017
    Eine Maschine der Fluggesellschaft Lufthansa rollt am 21.09.2017 auf dem Flughafen in Berlin-Tegel an Maschinen von Air Berlin vorbei.
    Die Lufthansa interessiert sich nur für einen Teil von Air Berlin (picture alliance / dpa / Wolfgang Kumm)
    Bisher hatte Lufthansa sich nicht konkret zu ihrem Angebot für die insolvente Air Berlin geäußert. Gestern Abend aber gab Lufthansa-Chef Carsten Spohr einige Details bekannt: "Oberste Priorität hat, dass die über 35 Flugzeuge, die wir heute schon von Air Berlin bei uns im Einsatz haben - bei Eurowings mit Eurowings-Passagieren und Eurowings-Slots -, dass diese operationelle Stabilität erhalten bleibt. Das ist für mich das oberste Ziel in unseren Gesprächen mit Air Berlin. Und an zweiter Stelle kommt dann aus unserer Sicht die Chance, dass Eurowings um 20 bis 40 Flugzeuge wachsen kann. Da ist in der Tat eine Option, durch eine Transaktion mit Air Berlin dieses Wachstum zu erreichen oder alternativ organisch aus eigenen Kräften zu wachsen."
    "Aus eigener Kraft mit eigenen Airlines"
    Sollte Lufthansa für dieses Angebot den Zuschlag erhalten, würden etwa 3000 Mitarbeiter von Air Berlin zur Lufthansa-Tochter Eurowings wechseln können. Die Langstreckenflugzeuge der insolventen Air Berlin interessierten die Kranichlinie jedoch nicht, hatte Spohr zuvor gesagt: "Das machen wir aus eigener Kraft, mit unseren eigenen Airlines. Deswegen haben wir auch für die Langstrecke - entgegen dem, was in den Zeitungen steht – kein Angebot abgegeben und werden das auch nicht tun", so Spohr. Denn Eurowings will Langstreckenflüge künftig nicht nur von Köln und München, sondern auch von Düsseldorf und Berlin anbieten. Damit könnte die gesamte Langstrecke von Air Berlin vor dem Aus stehen, weil offenbar auch die anderen Bieter sie nicht weiterbetreiben würden.
    An Teilen von Air Berlin sind neben Lufthansa unter anderem die IAG - eine Muttergesellschaft von British Airways und Iberia - interessiert, ebenso ein Konsortium aus Condor und Niki Lauda als auch Easyjet. Als Ganzes, also mit 8000 Mitarbeitern und 144 Flugzeugen, möchte der Luftfahrtunternehmer Hans Rudolf Wöhrl sie übernehmen sowie auch Utz Claassen, der frühere Chef des Energiekonzerns EnBW. Der irische Billigflieger Ryanair hatte kein Gebot abgegeben, weil das Bieterverfahren ein abgekartetes Spiel sei, das dazu dienen solle, Air Berlin der Lufthansa zu übergeben, so der Vorwurf von Ryanair-Chef Michael O'Leary vor einigen Tagen.
    Warnungen vor Monopolstellung
    Sollte Lufthansa den Zuschlag erhalten, dann drohe ein Monopol in Deutschland, hatte O'Leary in den vergangenen Wochen immer wieder gewarnt. Das aber kontert Lufthansa-Chef Spohr: "In der Tat hat die Lufthansa in Deutschland einen Marktanteil von heute 34 Prozent und damit deutlich weniger als viele unserer Wettbewerber in ihren Heimatmärkten. Den höchsten Marktanteil hat übrigens in Irland die dort beheimatete Airline. Und deswegen gehen wir davon aus, - dass es unter den Restriktionen, die es kartellrechtlich gibt - wir ungefähr bis zur Hälfte des Marktanteils der Air Berlin in irgendeiner Form versuchen können, zu uns zu holen. Für mehr ist kartellrechtlich kein Raum, und deswegen kann von Dominanz oder auch von einer Übernahme in keinem Fall die Rede sein."
    Bisher hat Air Berlin einen Marktanteil von 14 Prozent in Deutschland. Bei einer Übernahme bliebe die Lufthansa-Gruppe also weit unter 50 Prozent Marktanteil.