Polens Regierung entlässt Filmförderung-Chefin

Rausschmiss ist "schrecklich und unappetitlich"

epa05667085 Director of the Polish Film Institute Magdalena Sroka during the press conference on the 29th European Film Awards in Wroclaw, Poland, 09 December 2016. The European Film Awards gala will take place on 10 December 2016 in Wroclaw, the European Capital of Culture of 2016. EPA/MACIEJ KULCZYNSKI Poland OUT Foto: Maciej Kulczynski/PAP/dpa |
Die entlassene Direktorin des Polnischen Filmförderungsinstituts, Magdalena Sroka, genoss auch international einen guten Ruf als anerkannte Filmmanagerin. © PAP
Basil Kerski im Gespräch mit Anke Schaefer  · 10.10.2017
In Polen soll die Chefin der staatlichen Filmförderung, Magdalena Sroka, aus politischen Gründen entlassen worden sein. Der Chefredakteur des deutsch-polnischen Magazins "Dialog", Basil Kerski, kritisierte die Entscheidung scharf. Sroka sei eine sehr anerkannte Kulturmanagerin.
Die Entscheidung, die Leiterin des Filmförderungsinstituts, Magdalena Sroka, zu entlassen, sei leider zu erwarten gewesen, sagte der Chefredakteur des deutsch-polnischen Magazins "Dialog", Basil Kerski, im Deutschlandfunk Kultur. "Es geht um sehr, sehr viel Geld." Sroka sei nicht nur die Chefin einer wichtigen Kulturinstitution, sondern habe hunderte von Millionen Zloty verteilen können. "Das ist eigentlich die einzige Finanzierungsquelle für polnische Spielfilme, Dokumentarfilme, auch Koproduktionen."
Der Chefredakteur des deutsch-polnischen Magazins "Dialog", Basil Kerski.
Der Chefredakteur des deutsch-polnischen Magazins "Dialog", Basil Kerski. © Deutschlandradio – Malte E. Kollenberg

Griff nach dem Fördergeld

Ohne den Zugriff auf dieses Geld könne die PIS-Regierung ihre Vorstellungen nicht umsetzen. "Eine der fixen Ideen der PIS ist mit zwei, drei Filmen, die eine Ausstrahlung hätten wie "Schindlers Liste" von Spielberg die Vorstellung von mitteleuropäischer Geschichte zu beeinflussen." Dies wäre auch in Koproduktionen mit den USA oder privaten Produzenten denkbar. Dafür werde Geld benötigt, das in dieser bislang unabhängigen staatlichen Institution vorhanden sei. "Dieser Rauswurf ist schrecklich, ist unappetitlich", sagte Kerski. Bei Sroka handele es sich um eine sehr anerkannte Kulturmanagerin.

Gefährlicher Weg

Sollte es jetzt zu Protesten in Polen kommen, richteten sie sich dagegen, dass die künstlerische Freiheit im Film eingeschränkt werde. "Man kann nicht gegen die Bevölkerung regieren", sagte Kerski. Die Mehrheit der polnischen Künstler sei dagegen, dass sich Politiker in ihre kreative Arbeit einmischten und versuchten, ästhetische Vorgaben zu machen. Er glaube, dass diese Sicht von den meisten Polen geteilt werde, sagte der Journalist. "Das ist ein sehr gefährlicher Weg, den die Regierung hier geht."

Optimistischer Blick in die Zukunft

Kerski sagte, dass auch er selbst damit rechne, dass sein Vertrag als Direktor des Europäischen Solidarność-Zentrums in Danzig möglicherweise nicht verlängert werde. Er zeigte sich aber trotz solcher Eingriffe davon überzeugt, dass langfristig die liberale Demokratie in Polen siegen werde. "Diese Entscheidungen, wie die Entlassung von Frau Sorka zeigen, wie ignorant und anti-pluralistisch diese Regierung denkt", sagte Kerski. "Sie glaubt, eine Regierung vertritt nur ihre Wähler nach den Wahlen – jede demokratische Regierung muss die Mehrheit der Bevölkerung vertreten, das ist eine hohe Kunst."

Basil Kerski, deutsch-polnischer Publizist, ist Chefredakteur des Magazins DIALOG und Direktor des Europäischen Solidarność-Zentrums in Danzig.

Hier können Sie die ganze Sendung hören: Audio Player

Mehr zum Thema