Auszeichnung für ein Lebenswerk

Lubaina Himid gewinnt Turner Preis 2017

Die Künstlerin Lubaina Himid
Die Künstlerin Lubaina Himid © Edmund Blok/ Modern Art Oxford
Carsten Probst im Gespräch mit Marietta Schwarz · 05.12.2017
Lubaina Himid heißt die Gewinnerin der wichtigsten britischen Auszeichnung für moderne Kunst, dem Turnerpreis. Sie thematisiert in ihren Werken Rassismus und Kolonialismus. Mit 63 Jahren ist sie die älteste Preisträgerin bisher.
Die wichtigste britische Auszeichnung für moderne Kunst geht in diesem Jahr an Lubaina Himid. Die aus Sansibar stammende Künstlerin widmet sich in Gemälden, Grafiken und Installationen dem Einfluss schwarzer Einwanderer auf die westliche Kultur. Himid ist mit 63 Jahren die älteste Künstlerin, die bislang die hohe Auszeichnung bekommen hat. Die bisherige Altersgrenze von 50 Jahren war in diesem Jahr erstmals aufgehoben worden.
Himid sei wahrscheinlich eine der verdientesten unter den vier nominierten Künstlern gewesen, sagt Deutschlandfunk Kultur-Kritiker Carsten Probst. Sie setzte sich gegen den britischen Maler Hurvin Anderson, die deutschstämmige Andrea Büttner und die palästinensisch-britische Künstlerin Rosalind Nashashibi durch. Ungewöhnlich sei die Wahl allerdings schon, denn neuere Arbeiten Himids rechtfertigten den Preis eigentlich nicht. "Auf mich wirkt das eher wie eine Auszeichnung für ein Lebenswerk", sagt Probst.

Der große Aufreger ist ausgeblieben

Lubaina Himids Installation "Naming the Money", hier gezeigt in der Ausstellung "Navigation Charts" in der Galerie Spike Island in Bristol.
Lubaina Himids Installation "Naming the Money", hier gezeigt in der Ausstellung "Navigation Charts" in der Galerie Spike Island in Bristol. © Stuart Whipps
Die Kritik britischer Kunstfans an der diesjährigen Auswahl der Nominierten sei nachvollziehbar, insofern als dass der große Aufreger gefehlt habe. "Man erwartet vom Turnerpreis einfach, dass dort Dinge passieren, die die Leute aufregen", sagt Probst. Die britische Kunstszene habe diesbezüglich noch einmal andere Ansprüche als die deutsche.
Trotzdem finde er die Auswahl nicht langweilig. "Es sind allesamt engagierte Künstler." Sie dokumentierten nicht einfach, sondern entwickelten eine eigene künstlerische Erzählung. Außerdem arbeiteten sie - ungewöhnlich für Turnerpreis-Nominierte - mit traditionellen Mitteln wie der Malerei oder Holzschnitten.
Der 1984 ins Leben gerufene und nach dem britischen Maler William Turner (1775-1851) benannte Preis gilt als wichtigste britische Auszeichnung für zeitgenössische Kunst. Geehrt werden Künstler, die in Großbritannien geboren wurden, dort leben oder arbeiten - darunter war bisher unter anderem Damien Hirst. Der Preisträger erhält 25.000 Pfund (etwa 28.000 Euro).
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