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Den Wählern auf der Spur

13.10.2012
Vor vier Jahren haben die Social Media-Aktivitäten von Obama für Aufsehen gesorgt, damals war das revolutionär.
Vor vier Jahren haben die Social Media-Aktivitäten von Obama für Aufsehen gesorgt, damals war das revolutionär. Wie sieht das heute aus, welche Bedeutung hat das Netz für den Wahlkampf?
Philip Banse reist für uns zurück durch Obamas große Zeit. Wir sprechen mit Matthias Kolb in Washington über die Rolle von Daten und sozialen Netzwerken für den derzeitigen Wahlkampf.
Der Online- und der Offline-Wahlkampf lassen sich heute kaum mehr trennen und beeinflussen sich wechselseitig. Mittlerweile sind auch Amerikas Konservative im Netz angekommen.
Neu ist, wie stark die Wahlstrategen jetzt auf Daten setzen. 2012 kombinieren Obamas Experten Daten über potenzielle Wählerinnen und Wähler, die teils öffentlich verfügbar sind und teils gekauft werden. Da geht es um Dinge wie Bildungsabschluss, welche Magazine eine Person abonniert, welches Auto sie fährt oder ob sie eine Waffe besitzt. Dieses Datenset wird durch Algorithmen gejagt, die berechnen, ob es sich lohnt, diesen Wähler zu kontaktieren und welche Themen ihn interessieren müssten.
Der Journalist Sasha Issenberg schildert einen typischen Fall:
»A young woman in Ohio gets an email from the Obama campaign about reproductive rights. They got her name, her email address and her ZIP code because she had filled in a form a couple of years ago on their site when she was looking for information. They were able to run her name through the Ohio voter file which told them her age, they ran it through a gender match realizing that she is a woman and her last name indicates that she is a Latina. So but now she gets emails about Latino activities and women's issues. So it is a real tailoring of the campaign's communication.«

Das ist dann »Microtargeting«, also der Versuch, eine möglichst passgenaue Botschaft zu finden. Im Beispiel geht es vor allem um Emails. Die sind trotz aller Innovationen und neuer Plattformen weiterhin sehr wichtig.
Issenberg hält das datengesteuerte Werben jedoch für keine Gefahr der Demokratie. Die Berater von Obama und Romney gingen viel sensibler mit den Daten um als Firmen und würden peinlich genau auf Privatsphäre achten. Für problematisch hält er hingegen etwas anderes - nämlich dass die Journalisten da nicht mehr mithalten können.
Links:
Journalism.org
Elektrischer Reporter
Futurezone.at
Futurezone.at

Bild: election systems inc - donkeyhotey - cc-by