Natalie Portman in Israel in der Kritik

Vom schwarzen Schwan zum roten Tuch

Schauspielerin Natalie Portman in dem Film "Black Swan".
Natalie Portman in einer ihrer erfolgreichsten Rollen: Als Tänzerin in "Black Swan" © FOX SEARCHLIGHT / dpa
Von Benjamin Hammer  · 23.04.2018
Natalie Portman wurde in Israel geboren. Als Kind wanderte sie mit ihrer Familie aus. Nun sollte die Schauspielerin mit dem Genesis-Preis ausgezeichnet werden. Doch weil sie aus Protest gegen die Politik Israels die Teilnahme absagte, hagelt es Kritik.
Die US-amerikanische Schauspielerin Natalie Portman stammt ursprünglich aus Israel. In dem kleinen Land waren sie bisher mächtig stolz auf "ihren" großen Star in Hollywood. Doch jetzt hat sich Portman erneut mit der israelischen Regierung angelegt. Sie lehnt es ab, im Sommer in Israel einen Preis entgegenzunehmen und begründet das mit ihrer Kritik an Premierminister Benjamin Netanjahu. Vor allem bei Politikern des rechten Spektrums trifft sie damit einen Nerv.
Natalie Portman in den israelischen Medien: ein Top-Thema, seit Tagen. Denn Portman ist nicht irgendeine US-Schauspielerin. Sie wurde in Jerusalem geboren, als Neta-Lee Herschlag. Als Kind wanderte sie mit ihrer Familie in die USA aus. Der einstige Stolz auf die jüdisch-israelisch-amerikanische Schauspielerin ist zumindest bei Politikern der rechts-nationalen Regierung in Israel verflogen. Eine der drastischsten Reaktionen kam von Oren Hasan, einem Parlamentsabgeordneten der Likud-Partei von Premierminister Benjamin Netanjahu.
"Wer den Premierminister boykottiert, der boykottiert auch uns, den Staat Israel. Kritik ist eine Sache, aber Portman hat sich von einem schwarzen Schwan, den sie in einem Film spielte, in ein rotes Tuch verwandelt. Und das werden wir nicht schweigend hinnehmen. Ich rufe daher den Innenminister auf, ihr die Staatsbürgerschaft zu entziehen. Portman hat das Land mit vier Jahren verlassen und besitzt keine Verbindung mehr zu diesem Staat."

Sie fühle sich nicht wohl, in Israel aufzutreten, schrieb Portman

Im Sommer sollte Portman in Israel der Genesis-Preis verliehen werden. Nach Aussage der Organisatoren so etwas wie der jüdische Nobelpreis. Portman habe mit ihrem Charisma die Herzen von Millionen berührt. Doch dann die Absage: Portman komme nicht, so der Veranstalter. Sie habe die jüngsten Ereignisse in Israel als extrem bedauerlich empfunden, sie fühle sich nicht wohl dabei, öffentlich in Israel aufzutreten. Später schrieb Portman auf Instagram:
"Ich komme nicht, weil ich nicht als Unterstützerin von Benjamin Netanjahu erscheinen will, der eine Rede auf der Preisverleihung halten wird. Die schlechte Behandlung jener, die heute leiden, deckt sich nicht mit meinen jüdischen Werten. Weil mir Israel so sehr am Herzen liegt, muss ich gegen Gewalt, Korruption, Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch meine Stimme erheben."
Worauf genau Portman ihre Kritik bezieht, ist nicht ganz klar. Zunächst schien es das Verhalten der israelischen Armee an der Grenze zum Gazastreifen zu sein, wo in den vergangenen Wochen bei Protesten Dutzende Palästinenser erschossen wurden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Portman die Pläne Netanjahus kritisiert, tausende Flüchtlinge aus Afrika abzuschieben. Natalie Portman hat die israelische Regierung schon früher kritisiert. Vor drei Jahren warf sie Netanjahu Rassismus gegenüber arabischen Israelis vor. Juden müssten vor dem Hintergrund des Antisemitismus erkennen, wie gefährlich Rassismus sei.

Sorge vor dem Auseinanderdriften der israelischen Gesellschaft

Benjamin Netanjahu hat sich zur Causa Portman noch nicht geäußert. Das übernahmen bisher seine Parteikollegen. Die Schauspielerin unterstütze mit ihrer Aktion die internationale Boykottbewegung gegen Israel, sagte Energieminister Yuval Steinitz, und damit jene, die Israel hassten. Portman hatte auf Instagram die Boykottbewegung kritisiert und jede Verbindung abgestritten. Doch ihre Gegner bleiben dabei: Portmans Kritik richte sich nicht nur gegen die israelische Regierung, sondern gegen das ganze Land. Ein Kommentator schrieb: Auszeichnungen in den USA, wo Trump regiert, habe sie schließlich auch nie abgelehnt. Manche Vertreter der Regierungskoalition äußerten hingegen auch Verständnis. So schrieb die Knessetabgeordnete Rachel Azaria von der Kulanu-Partei auf Twitter:
"Sie spricht für viele Juden in den USA, besonders jene der jungen Generation. Sie zu verlieren, wäre ein viel zu hoher Preis."
Viele Juden in den USA stehen traditionell politisch eher links, wenn es um die Politik in Israel geht. Israels aktuelle Regierung steht ganz klar rechts. Beide Seiten teilen eine Sorge: Dass sie sich immer weiter voneinander entfernen. Natalie Portman ist in diesen Tagen zum Symbol geworden für die wachsende Distanz. Vielleicht erklärt das die teilweise heftigen Reaktionen von Vertretern der israelischen Regierung.

Warum sind die Reaktion in Israel so heftig? Unser Korrespondent Benjamin Hammer über das schwierige Verhältnis zwischen Kulturschaffenden und der israelischen Regierung:
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