Donnerstag, 25. April 2024

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Porsche baut erstes reines Elektroauto
Umwelthilfe: "Braucht kein Mensch"

Der Sportwagenbauer Porsche hat die Produktion des ersten reinen Elektromodells gestartet. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann freut sich. Dagegen kritisiert die Umwelthilfe, niemand brauche in der Klimakrise einen so teuren Elektrosportwagen.

Von Thomas Wagner | 09.09.2019
Werner Weresch (l-r), Betriebsratsvorsitzender von Porsche, Fritz Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen), Oberbürgermeister von Stuttgart, Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG, Wolfgang Porsche, Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG, Andreas Scheuer (CSU), Bundesverkehrsminister, und Albrecht Reimold, Mitglied des Porschevorstands für Produktion und Logistik, stehen während der Eröffnung der Produktion des Porsche Taycan, dem ersten rein elektrischen Modell des Sportwagenherstellers, neben einem Taycan.
Zum Produktionsstart des ersten reinen E-Auto-Modells von Porsche kamen auch Vertreter der Politik (Sebastian Gollnow/dpa)
Porscheproduktionsvorstand Albrecht Reimold: "Wir haben mit dem System in der Taycan-Fertigung das Fließband praktisch abgeschafft."
Mittagszeit in einer neuen Halle auf dem reichlich verwinkelten Porsche-Betriebsgebäude in Stuttgart-Zuffenhausen: Fahrerlose Transportsysteme, also Roboter auf Rädern, kutschieren mal einen Rahmen, mal einen Motor durch die Halle - keine gewöhnliche Halle. Denn dies ist die erste E-Mobilitätsfabrik der Porsche AG; hier entsteht das erste Porsche-E-Auto Taycan. Und hier hat der Konzern einiges an Geld investiert - 700 Millionen Euro. Das aber, so Porsche-Vorstandschef Oliver Blume, sei erst der Anfang:
"Wir investieren massiv in die Digitalisierung, Konnektivität und neue Antriebstechnologien, alleine sechs Milliarden Euro bis 2022 in die Elektromobilität."
Kretschmann: Emissionsfreie Zukunft auch von "Spaßseite" betrachten
Damit trage man der Forderung nach mehr Nachhaltigkeit Rechnung. Denn isoliert betrachtet, emittieren reine Elektroautos weder Stickoxide noch Kohlendioxide. Doch nicht nur das klimaverträglichere Auto selbst sei das Ziel, sondern auch eine möglichst nachhaltige Produktion, so Porsche-Vorstandschef Oliver Blume:
"Unsere Vision ist die Zero-Impact-Company, also ein Unternehmen ohne negative Auswirkungen auf die Umwelt. Ein Beispiel ist, dass der Taycan hier vor Ort bereits komplett CO-2-neutral produziert wird."
Darüber freute sich bei der Eröffnung auch der grüne baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann:
"Das darf man nicht unterschätzen, dass wir in die emissionsfreie Zukunft sozusagen von der Ökoseite kommen, der Vernunftseite, aber auch von der Sport- und Spaßseite."
Doch für manche ist das Ganze doch zu viel Spaß. Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, gilt als ausgewiesener Fan der E-Mobilität. Nur: Über die neue E-Mobilitätsfabrik von Porsche und dem ersten Produkt, dem Taycan, hält sich Reschs Begeisterung in Grenzen:
"Kein Mensch braucht in Zeiten der Klimakrise einen 150.000 Euro teuren Elektrosportwagen mit 250 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit. Wir sind enttäuscht darüber, dass insgesamt die deutsche Automobilindustrie bei den Fahrzeugen, die sich ein normaler Bürger leisten kann, praktisch keine Angebote macht, die ich heute bestellen und in den nächsten Monaten abholen kann."
1.500 neue Jobs wurden geschaffen
Und noch ein zweiter Knackpunkt blieb bei der offiziellen Eröffnungsfeier außen vor: Die zukünftige Jobentwicklung im Zuge der E-Mobilität. Zwar hat Porsche in der neuen Fabrik für sein Elektroauto 1.500 neue zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. In Verhandlungen gelang es auch, das Ganze am Stammsitz Stuttgart-Zuffenhausen anzusiedeln und nicht irgendwo, wo Arbeitskräfte deutlich günstiger zu bekommen wären. Das kann sich Gesamtbetriebsratschef Werner Werisch als Erfolg verbuchen. Aber:
"'Ich weiß haargenau: Wenn ich heute einen Antrieb bei der E-Mobilität gegenüber einem Verbrennungsmotor habe, brauche ich im Grunde fast zwei Drittel weniger an Leuten, sage ich jetzt mal. Und wir wollen hier vorbeugen. Wir sind da schon in Gesprächen mit dem Vorstand. Der ist da in der Verantwortung. Und die Verantwortung werden wir auch nicht von ihm nehmen."