Donnerstag, 25. April 2024

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Meldungen aus der Wissenschaft

Schiffs-Abgase verändern die Wolken +++ Bakterien auf unseren Zungen rotten sich zusammen +++ Der Rauch der australischen Buschfeuer könnte Hunderten das Leben gekostet haben +++ Silberfisch-Verwandte überleben in extremer Trockenheit +++ Hirntraining hält auch den Körper aktiv +++ Die Corona-Krise sorgt für saubere Luft in Spaniens Städten

Von Lucian Haas | 25.03.2020
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Schiffs-Abgase verändern die Wolken
Zumindest regional. Das zeigt eine Studie von US-amerikanischen Klimaforschenden im Fachmagazin AGU Advances. Die Wissenschaftler analysierten einen zwölf Jahre umfassenden Datensatz an Satellitenmessungen von Wolken über einer viel befahrenen Schifffahrtsstraße im Südatlantik. Dabei zeigte sich: Die in den Schiffsabgasen enthaltenen Aerosole wirken als Keime für die Wolkenbildung und führen zu einer etwas dichteren Bewölkung. Diese blockt dann einen Teil der Sonneneinstrahlung ab. Laut Simulationsrechnungen entspricht dieser Effekt im Durchschnitt einer um rund zwei Watt pro Quadratmeter verringerten Heizleistung der Sonne, was deutlich unter einem Prozent der solaren Einstrahlung liegt. Rechnet man die Ergebnisse allerdings auf alle industriellen Abgase weltweit um, so haben die dadurch induzierten Wolken dennoch einen spürbaren globalen Kühlungseffekt, der den Klimawandel etwas dämpft. Anstatt um rund ein Grad Celsius wäre das Erdklima ohne die abgas-bedingte Bewölkung heute im Mittel schon um 1,5 Grad wärmer als vor der Industrialisierung, so die Forscher.
Quelle: AGU Advances

Bakterien auf unseren Zungen rotten sich zusammen
Unser Darm, die Mundhöhle und auch unsere Zunge sind mit einer Vielzahl unterschiedlichster Bakterien besiedelt. Forschende aus den USA haben erstmals untersucht, wie sich die verschiedenen Mikrobenarten auf der Zunge verteilen. Wie die Wissenschaftler im Magazin Cell Reports berichten, bilden die Bakterien dort keine bunten Multi-Kulti-Gemeinschaften. Vielmehr rotten sich jeweils einzelne Arten – räumlich getrennt voneinander – auf bestimmten Abschnitten der Zunge zusammen. Die Forscher nahmen Abstriche der Zungen von 21 Probanden und bestimmten die darin enthaltenen Bakterienarten. Anschließend nutzten sie spezielle fluoreszierende Marker, um die Siedlungszonen dieser Bakterien auf den Zungen sichtbar zu machen.
Quelle: Cell Reports

Der Rauch der australischen Buschfeuer könnte Hunderten das Leben gekostet haben
Während der monatelangen Buschbrände in Australien von November 2019 bis Februar 2020 waren laut Schätzungen rund 80 Prozent der 25 Millionen Einwohner des Kontinents teils über Wochen hinweg rauch-geschwängerter Luft ausgesetzt. Ein Forschungsteam der Universität von Tasmanien hat jetzt eine erste Analyse der medizinischen Folgen dieses Notstands vorgelegt. Den Berechnungen nach sind über 400 zusätzliche Tote, mehr als 1300 Notfall-Aufnahmen wegen kritischer Asthma-Anfälle sowie über 3000 Krankenhausaufenthalte infolge Herz- und Atemproblemen den Buschfeuern zuzurechnen. Die Forschenden erfassten landesweite Schadstoffmessungen der Luft und korrelierten sie mit Daten von Notfallstationen der Krankenhäuser aus dem Zeitraum der Buschbrände. Die Studie ist im The Medical Journal of Australia erschienen.
Quelle: The Medical Journal of Australia

Silberfisch-Verwandte überleben in extremer Trockenheit
Die zentralen Bereiche der Atacama-Wüste in Chile gehören zu den trockensten und somit lebensfeindlichsten Regionen der Erde. Ein deutsch-chilenisches Forscherteam hat dort völlig überraschend Leben entdeckt. Es handelt sich um flügellose Insekten, sogenannte Maindronia, die mit Silberfischchen verwandt sind. Die bis zu sieben Zentimeter langen Maindronia der Atacama kommen selbst in Teilen der Wüste vor, in denen überhaupt keine Pflanzen noch andere Tiere mehr zu finden sind. Wovon sich die Maindronia ernähren, ist noch ungeklärt. Möglicherweise ernten sie einen für das bloße Auge unsichtbaren Biofilm aus Mikroorganismen von der Wüstenoberfläche ab, schreiben die Forscher im Fachmagazin Global and Planetary Change. Weitere, ganz ähnliche Maindronia-Arten sind auch aus anderen extrem trockenen Gebieten der Erde bekannt, zum Beispiel aus Arabien. Das legt nahe, dass gemeinsame Vorfahren dieser Tiere schon vor mehr als 100 Millionen Jahren auf dem damaligen Großkontinent Gondwana lebten; und dass es über all die Zeit hinweg immer irgendwo extrem trockene Lebensräume gegeben haben muss.
Quelle: Global and Planetary Change

Hirntraining hält auch den Körper aktiv
Ein gesunder Geist steckt in einem gesunden Körper, heißt es. Und schon häufiger haben Studien gezeigt, dass körperliche Aktivität, vor allem im Alter, mit einer verbesserten Kognition einhergeht. Ein Forscherteam aus der Schweiz ist nun der Frage nachgegangen, was im Alter überwiegt: Profitiert der Geist vom aktiven Körper oder der Körper von einem aktiven Geist? Zur Beantwortung werteten die Forschenden Daten von mehr als 100.000 Probanden aus – im Alter zwischen 50 und 90 Jahren. Deren physische und kognitive Fähigkeiten wurden über zwölf Jahre hinweg alle zwei Jahre getestet. Die Ergebnisse zeigen: Ein gesunder Geist bewahrt den Körper eher vor Inaktivität als dass physische Aktivität dem Kognitionsverfall entgegen wirkt. Demnach wäre es im Alter wichtiger das Hirn zu trainieren als den Körper. Die Studie ist im Fachjournal Health Psychology erschienen.
Quelle: Health Psychology

Die Corona-Krise sorgt für saubere Luft in Spaniens Städten
Seit dem 16. März gibt es in Spanien eine streng geregelte Ausgangssperre, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen. Als positiver Nebeneffekt ist die Luftqualität in den Städten deutlich besser geworden. Das berichten Forschende der Universität von Valencia. Sie verglichen Messungen von Stickoxiden – als typische Luftschadstoffe – aus jeweils fünf Tagen vor und nach dem Einsetzen der Ausgangssperre miteinander. Im Durchschnitt der sieben größten Städte des Landes fielen die Stickoxid-Messwerte um 64 Prozent. Den stärksten Rückgang gab es in Barcelona mit 83 Prozent, gefolgt von Madrid mit 73 Prozent. Zuvor hatten schon Satellitenmessungen gezeigt, dass die Konzentration von Luftschadstoffen über Norditalien und China im Zuge der Corona-Krise stark abgenommen hat.
Quelle: Universität von Valencia, via Alphagalileo