Beethoven über "Missa Solemnis"

"Es ist ein Werk der Ewigkeit!"

Nachkolorierte Porträtzeichnung des Komponisten mit aufgewühltem Haar.
Die Missa solemnis galt Ludwig van Beethoven als eines seiner wichtigsten Werke. © imago images / Leemage
Moderation: Stefan Lang · 28.04.2020
"Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen", setzte Beethoven vor die ersten Noten seiner "Missa Solemnis". Jan Caeyers dirigiert das Konzert in Antwerpen. Als einer der wichtigsten Beethoven-Forscher wird er das Werk näher erläutern.
Beethoven selbst hielt seine Messe, die etwa zeitgleich zu seiner neunten Sinfonie entstand, für das "gelungenste seiner Geistes-Produkte" Das schrieb er in einem Brief an die Churfürstlich-Hessische Gesandtschaft in Wien.
Äußerer Anlass der Entstehung: die Ernennung des Erzherzogs Rudolph zum Erzbischof in Olmütz, das war im Jahr 1818. Diesen Rudolph kannte Beethoven da schon viele Jahre. Er hatte ihn um 1803 im Hause Lobkowitz kennen gelernt – damals ein 15jähriger Junge, der erstaunlich gut Klavier spielte. Rudolph bewunderte Beethoven immens und bat, ihn noch tiefer in die Geheimnisse der Musik einzuweihen.
Die Idee von Gottes Reich jenseits der Kirche vertraten im 19. Jahrhundert etliche Theologen. Das Christoph Sturms "Betrachtungen über die Werke Gottes im Reiche der Natur und der Vorsehung auf alle Tage des Jahres" befand sich in Beethovens Besitz und wies starke Gebrauchsspuren auf. Im Buch lesen wir, dass die Natur "eine Schule für das Herz sei, die uns auf sehr einleuchtende Art die Pflichten lehrt, welche wir sowohl in Absicht auf Gott, als auch auf uns selbst uns unsere Nebenmenschen auszuüben schuldig sind."
Ein Mann in schwarzer Konzertkleidung beim Dirigat.
Jan Caeyers hat die wichtige Biographie "Beethoven: Der einsame Revolutionär" veröffentlicht.© Jan Caeyers / Marco Borggreve
Im Jahr 2010 gründete der Beethovenkenner das Orchester Le Concert Olympique, mit dem er im Jubiläumszeitraum europaweit auftrat und auftreten wird. Mit diesem Orchester konnte er die Umsetzung seiner Beethoven-Auffassung gründlich erarbeiten.
Musiker stehen in einer großen Gruppe um ihren Leiter und schauen nach oben in die Kamera.
Das Orchester "Le Concert Olympique" umkreist seinen Dirigenten.© Le Concert Olympique / Peter Adamik
Welchen Entstehungsweg das Werk hinter sich bringen musste, wie es zur Uraufführung kam und wie das Werk in Beethovens Gesamtschaffen einzuordnen ist, davon berichtet der Dirigent Jan Caeyers, der vor einigen Jahren eine gewichtige Beethoven-Biographie veröffentlichte, im Gespräch mit Stefan Lang:
Im Februar 2018 wurde Jan Caeyers auch Künstlerischer Leiter des neu gegründeten Vereins Internationale Beethoven Akademie e.V.

Von wegen: romantische Mond-Flucht

Im Anschluss an das Konzert wird der Dirigent und Pianist Stefan Malzew den Titel "Mondscheinsonate" für die Sonate Nr. 14 in cis-Moll von Ludwig van Beethoven in Frage stellen. Am Klavier sitzend nimmt er Bestandteile der Sonate unter die musikalische Lupe, schweift dabei auch mal in jazzige Fortführungen ab.

Am Ende beweist er, dass diese Sonate "Alles andere, als eine Mondscheinsonate" ist. "Werkdurchwühlung" mit Stefan Malzew:
Ein großer Mond scheint durch unscharfe Baumwipfel.
Die Assoziation mit dem Mondschein wurde Beethovens Sonate Nr. 14 vom Verleger aufgedrückt.© imago images / Zink
Aufzeichnung vom Februar 2018 im Kunstzentrum deSingel, Antwerpen
Ludwig van Beethoven
Missa Solemnis D-Dur op. 123 für Soli, Chor und Orchester
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