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Was kann Brandenburg von Kanada lernen? +++ Sondererlaubnis der Landesregierung rettet neun Oberschulen im Süden Brandenburgs vor der Schließung. +++ In Hessen kündigt sich neuer Streit ums Kopftuch an. +++ USA: Anhörung zu "Schöpfungslehre" als Schulfach in Kansas. +++ Bayerns Kultusminister will Dienstunfähigkeit bei Lehrern strenger prüfen lassen.

Von Agnes Steinbauer | 06.05.2005
    Was kann Brandenburg von Kanada lernen? Der parteilose Potsdamer Bildungsminister Holger Rupprecht findet einiges: Die Idee von der virtuellen Schule zum Beispiel. In der kanadischen Provinz Alberta pauken bereits 8000 Schüler ihren Unterrichtsstoff am heimischen Computer. Ganz so extrem soll es hierzulande nicht werden, aber angesichts des dramatischen Bevölkerungsschwundes mit immer weniger Kindern in den Randregionen Brandenburgs, könnte Online-Unterricht durchaus eine Lösung werden, sagte Rupprecht diese Woche in Potsdam. In seinem Ministerium gebe es dafür bereits erste Überlegungen. Kollege Computer könne Lehrer jedoch keinesfalls vollständig ersetzen. Das verbiete auch das Schulgesetz, betonte der Minister. Gegenwärtig beteiligen sich 25 Brandenburger Schüler der gymnasialen Oberstufe im Fach "Recht" am Pilotprojekt E-Learning.

    Im selben Bundesland wird andererseits einiges zum Erhalt des realen Unterrichts getan. Wie die Lausitzer Rundschau gestern berichtete, rettet eine Sondererlaubnis der Landesregierung neun Oberschulen im Süden Brandenburgs vor der Schließung. Sie entstehen im neuen Schuljahr aus der Fusion von Real- und Gesamtschulen, obwohl dabei die vorgeschriebene Mindestanzahl von 40 Schülern für zwei siebte Klassen nicht zustande kommt. Das Schulnetz in Brandenburg dürfe nicht noch weiter ausgedünnt werden, begründete das Bildungsministerium die Entscheidung.

    In Hessen kündigt sich neuer Streit ums Kopftuch an. Am Mittwoch teilte der Staatsgerichtshof in Wiesbaden mit, das Kopftuchverbot für alle Lehrerinnen und Beamtinnen des Landes werde noch einmal überprüft - auf Antrag einer Landesanwältin. Die Rechtsprofessorin hält die Regelungen für unvereinbar mit der hessischen Verfassung. Ihrer Meinung nach verstoßen sie gegen Glaubensfreiheit und Gleichheitsgrundsatz. Der hessische Landtag hatte das Kopftuchverbot im Oktober vorigen Jahres beschlossen - nicht nur für Lehrerinnen, sondern für alle Beamtinnen des Landes. Damit ist Hessen das Bundesland mit der striktesten Regelung.

    Von Hessen in die USA. Seit gestern läuft dort in Topeka/Kansas eine Anhörung der Schulbehörde zum Thema "Schöpfungslehre" als Schulfach. Christliche Fundamentalisten und Anhänger der "Intelligent-Design"-Bewegung wollen sich offensichtlich nicht damit abfinden, dass auch sie vom Affen abstammen. Die Darwinsche Lehre soll zwar nicht ganz aus dem Unterricht verbannt werden, aber zumindest gleichberechtigt neben der biblischen Schöpfungsgeschichte stehen. Diese Forderung ist nicht neu. Allerdings hat sie unter der Präsidentschaft von George W. Bush neuen Aufwind bekommen. In Staaten wie Ohio und New Mexico ist es Lehrern bereits erlaubt, die Evolutionstheorie im Unterricht anzuzweifeln. Und: Wie die Berliner "Tageszeitung" vom Mittwoch berichtete, sollen im Staate Tennessee Aufkleber auf Schulbüchern darauf hinweisen, dass die Evolution unbewiesen ist. Ob "Schöpfungsgeschichte" bald Schulfach in Kansas sein wird, soll sich nach der sechstägigen Experten-Anhörung entscheiden.

    Zum Schluss zurück nach Deutschland: In München hat der neue bayerische Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) Strenge gegenüber angeblich dienstunfähigen Lehrern angekündigt. Wer wegen Dienstunfähigkeit frühpensioniert werde, müsse mit Nachuntersuchungen rechnen, warnte der Nachfolger von Monika Hohlmeier. Hintergrund ist - wie das Nachrichtenmagazin Focus berichtet - der Fall eines "kniekranken" Pädagogen aus Fürth, der nach seiner Versetzung in den Vorruhestand als Bergführer jobbte.