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3. Bundesliga
1. FC Kaiserslautern geht in die Insolvenz

Der 1. FC Kaiserslautern war lange eine der ersten Adressen im deutschen Fußball. Aber inzwischen spielen die Pfälzer nur noch in der dritten Liga. Und auch wirtschaftlich sind sie angeschlagen. Jetzt muss der 1. FCK Insolvenz anmelden. Corona könnte dabei zum Segen werden.

Von Tobias Oelmaier | 15.06.2020
    Das Vereinslogo des 1. FC Kaiserslautern ist am Rande des Spielfelds auf dem Rasen zu sehen.
    Das Vereinslogo des 1. FC Kaiserslautern (dpa)
    Der viermalige deutsche Fußballmeister 1. FC Kaiserslautern wird Insolvenz anmelden. Woher kommt die wirtschaftliche Not?
    Historisch gesehen hat alles mit Misswirtschaft und einer gewissen Großmannssucht um die Jahrtausendwende angefangen. 1998 war der FCK noch als Aufsteiger sensationell letztmalig Meister geworden, danach dann wollte man eine der Gastgeberstädte der WM 2006 werden. Aber damit waren natürlich enorme Kosten verbunden. Das Stadion musste für viel Geld umgebaut werden, die Stadionpacht wurde erhöht – 3,2 Millionen Euro pro Jahr. Das war irgendwann nicht mehr zu stemmen, zumal es auch sportlich bergab ging. Die besten Spieler mussten immer wieder verkauft werden, es folgten die Abstiege erst in die 2., dann in die 3. Liga. Dort fehlten noch mehr Einnahmen. Deshalb ist der FCK schon lange schwer angeschlagen. 24 Millionen Euro Schulden sollen es inzwischen sein, 15 Millionen fehlen wohl für die Erteilung einer Lizenz für die kommende Saison.
    Inwiefern hat sich die Coronakrise auf die Finanzkrise des Vereins ausgewirkt?
    Durch die Geisterspiele hat sich die Situation noch verschärft. Aber für den Verein ist diese Krise vielleicht sogar eine Chance, denn der DFB hat die Regel ausgesetzt, wonach ein Verein, der Insolvenz anmeldet, mit neun Punkten Abzug bestraft wird. Möglicherweise nutzt Kaiserslautern dies nun, um einen Schritt, der eventuell ohnehin bald fällig gewesen wäre, vorzuziehen. Man wird die Schulden los und wird sportlich nicht bestraft.
    Wie geht eine Insolvenz vonstatten?
    Zunächst muss die beim Amtsgericht beantragt werden. Das will der 1. FC Kaiserlautern noch in dieser Woche tun. Die Zeit drängt ein wenig, denn die Regel zum Erlass des Punktabzugs gilt vorerst nur bis Ende Juni.
    Der Klub strebt eine sogenannte Plan-Insolvenz an. Der aktuelle Geschäftsführer könnte im Amt bleiben, unterstützt von einem vom Verein bestimmten Insolvenz-Fachmann und einem vom Gericht bestellten Sachwalter.
    Dabei möchte man auf einen Schuldenschnitt mit einer Quote von zehn Prozent raus. Eine Regelung, bei der die Gläubiger wohl auf 90 Prozent ihrer Forderungen sitzen bleiben. Das mag bei den Fans noch funktionieren. Die haben den Verein mittels einer Anleihe unter die Arme gegriffen. Schwieriger werden dürften die Verhandlungen mit anderen Gläubigern, bei denen der 1. FC Kaiserslautern mit Millionenbeträgen in der Kreide steht.
    Was passiert, wenn die Gläubiger nicht zustimmen?
    50 Prozent der Gläubiger müssen einverstanden sein. Für die Überzeugungsarbeit bleiben drei Monate Zeit. Wenn nicht, dann kommt es doch zu einer Regel-Insolvenz mit einem Insolvenzverwalter. Und möglicherweise auch zu strafrechtlichen Ermittlungen. Denn es hatte verschiedene Angebote von Investoren gegeben, die hat der Verein aber als "nicht gut genug" abgelehnt. Aufsichtsratchef beim 1. FC Kaiserslautern ist Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Markus Merk.