Eine finstere Dystopie

Unser Leben in den Wäldern

(L-R) French writer Marie Darrieussecq, awarded with the Medicis Prize for her book "Il faut beaucoup aimer les hommes" (P.O.L.), French writer and member of the Medicis Prize jury Anna Gavalda, and Dutch writer Toine Heijmans, awarded with the foreign Medicis Prize for his book "En mer" (Bourgois), pose together on November 12, 2013 in Paris. AFP PHOTO / JACQUES DEMARTHON / AFP PHOTO / JACQUES DEMARTHON
Schriftstellerin Marie Darrieussecq, © AFP
Von Marie Darrieussecq · 13.10.2020
Viviane ist in den Wald geflohen. Mit anderen Rebellen versucht sie hier, der Überwachung und tödlichen Ausbeutung zu entgehen. Sie hat Angst, ihr ist kalt. Sie spricht in ein Aufnahmegerät, denn sie beginnt zu verstehen.
In die Körper der Menschen sind Chips implantiert, mit denen Roboter sie überwachen. Die Französin Marie Darrieussecq hat eine finstere Dystopie über unser Leben in einer gar nicht so fernen Zukunft entworfen. Viviane ist in den Wald geflohen. Mit anderen Rebellen versucht sie hier, der Überwachung und tödlichen Ausbeutung zu entgehen. Sie hat Angst, ihr ist kalt. Sie spricht in ein Aufnahmegerät, denn sie beginnt zu verstehen. In Marie Darrieussecqs Dystopie ist vom Wald nicht mehr viel übrig geblieben. Aber immerhin noch mehr als von den Menschenrechten und genug, um einigen Systemflüchtigen ein provisorisches Obdach zu bieten. Das, wovor sie geflohen sind, ist allgegenwärtige Kontrolle, Gleichschaltung und Krankheit. Sie haben ihre Hälften befreit, ihre Klone, die als Organ-Ersatzteillager für sie gehalten wurden. Spät erkennt Viviane, dass die Ausschlachtung der Hälften viel umfassender ist, als sie geahnt hat. Und dass ihre Position in dieser Hierarchie eine erschreckend andere ist, als ihr immer gesagt wurde.

Unser Leben in den Wäldern
Von Marie Darrieussecq
Regie: Gerrit Booms
Mit Merle Wasmuth
Produktion: WDR 2019