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Meldungen aus der Wissenschaft

Sperma auf Eis hält sich viele Jahrzehnte +++ Zu viele Frühstückseier erhöhen doch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen +++ Ein Astrolabium erzielt einen Rekord +++ Eine frühe Spezialisierung geht mit Verletzungsrisiken einher +++ Speichel kann Jahrhunderte überdauern +++ Unfruchtbare Männer können intakte Spermien produzieren

Von Michael Stang | 18.03.2019
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell"
Neues aus der Wissenschaft - Die Wissenschaftsmeldungen aus "Forschung aktuell" (Deutschlandradio)
Sperma auf Eis hält sich viele Jahrzehnte
1968 wurde in Australien das Sperma von vier Schafböcken in flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius eingefroren. Eine dieser Spenden von einem Merinoschafbock namens «Sir Freddie» haben Forscher der Universität Sydney nun aufgetaut und damit 56 Merinoschafe besamt. Fast zwei Drittel dieser Schafe wurden trächtig. Die Erfolgsrate ist etwa die gleiche, die mit erst kürzlich eingefrorenem Samen erzielt wird, heißt es in einer Mitteilung der Hochschule. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich dabei um die ältesten nutzbaren aufbewahrten Spermien einer Art weltweit handelt, zudem um das älteste Sperma, mit dem bisher Nachwuchs produziert wurde.
Quelle: Eurekalert!

Zu viele Frühstückseier erhöhen doch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Zu diesem Schluss kommen Mediziner der Northwestern University in Chicago im Fachblatt JAMA. Sie hatten die Langzeitdaten von mehr als 29.000 erwachsenen US-Amerikanern ausgewertet, die im Schnitt mehr als 17 Jahre an der Studie teilgenommen hatten. Demnach erhöht der tägliche Konsum von knapp 300 Milligramm Cholesterin das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wie etwa Herzinfarkt um rund 17 Prozent; das Risiko für einen tödlichen medizinischen Vorfall war demzufolge dann um 18 Prozent erhöht. Neben Eiern enthalten fettreiche Milchprodukte und rotes Fleisch große Mengen Cholesterin. Die Forscher weisen darauf hin, dass die Daten zur Ernährung auf den Angaben der Studienteilnehmer beruhen und nicht unabhängig untersucht werden konnte, ob die Probanden im Laufe der Zeit ihre Ernährung gegebenenfalls umgestellt hatten.
Quelle: JAMA (10.1001/jama.2019.1572)

Ein Astrolabium erzielt einen Rekord
2014 stießen Archäologen vor Oman auf ein Schiff der Flotte Vasco da Gamas. Der portugiesische Entdecker hatte 1498 durch die Umsegelung des Kaps der Guten Hoffnung den Seeweg nach Indien entdeckt. Bei der Ausgrabung kam eine Bronze-Scheibe zutage, die Forscher der Universität von Warwick im International Journal of Nautical Archeology als sogenanntes Astrolabium beschreiben. Dabei handelt es sich um eine Navigationshilfe mit einem Durchmesser von 17,5 Zentimetern. Mithilfe einer 3D-Lasertechnik konnten die Forscher feine Linien am Rand der Scheibe ausmachen, die in Richtung Mitte gesehen jeweils fünf Grad auseinanderliegen. Heute wurde das Astrolabium als ältestes nautisches Gerät dieser Art ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen.
Quelle: International Journal of Nautical Archeology (10.1111/1095-9270.12353) & http://esmeraldashipwreck.com/press

Eine frühe Spezialisierung geht mit Verletzungsrisiken einher
In den USA sind rund 60 Millionen Kinder in Sportorganisationen aktiv. Die gezielte Förderung in bestimmten Disziplinen setzt immer früher ein, meist in der Hoffnung auf ein College-Stipendium oder eine professionelle Laufbahn. Sportmediziner der Universität von Kalifornien in Los Angeles haben für eine Studie mehr als 650 Athletinnen und Athleten verschiedener Disziplinen nach ihrem Werdegang und der Verletzungshistorie befragt. Dabei sahen sie, dass je früher die Sportler intensiv in einer speziellen Sportart gefördert wurden, desto früher traten typische Verletzungen auf. Die Studienautoren empfehlen, für Kinder unter 14 Jahren kein spezielles Sport-Förderprogramm anzubieten, zudem sollte das Training auf maximal 28 Stunden pro Woche begrenzt werden, um das Verletzungsrisiko zu minimieren und so diesen Menschen einen lang anhaltenden, sportlichen Erfolg zu ermöglichen.
Quelle: Eurekalert!

Speichel kann Jahrhunderte überdauern
Zwischen 1514 und 1866 wurden in Afrika mehr als 12,5 Millionen Menschen gefangen genommen und als Sklaven nach Amerika geschifft. Über das Schicksal Einzelner ist kaum etwas bekannt. 2015 hatten Archäologen auf dem Gelände einer ehemaligen Tabakplantage an der US-Ostküste die Reste einer kleinen Tonpfeife gefunden. Diese stammte offenbar von einer Sklavin, die vor rund 200 Jahren als Tabakpflanzerin dort arbeiten musste. Ihr Name sei nicht bekannt, jedoch ihre Herkunft, schreibt ein internationales Forschungsteam im Journal of Archaeological Science. Da in der Pfeife noch Speichelreste anhafteten, konnten die Genetiker die Erbgutreste analysieren. Demnach wurde die Pfeife von einer Frau geraucht, deren Vorfahren aus der Region des heutigen Sierra Leone stammen.
Quelle: Journal of Archaeological Science (10.1016/j.jas.2019.02.006)

Unfruchtbare Männer können intakte Spermien produzieren
In Europa gilt jedes sechste Paar als unfruchtbar. Die Ursache ist meist eine Unfruchtbarkeit des Mannes. Urologen vom Imperial College London zufolge werden Spermien mancher unfruchtbarer Männer jedoch erst auf ihrem Weg vom Hoden zur Ejakulation beschädigt. Das ergab eine Untersuchung an mehr als 60 als unfruchtbar geltenden Probanden, denen die Mediziner Spermien direkt aus den Hoden entnommen hatten. Die Analysen zeigten, dass diese Samenzellen eine ähnliche Qualität aufwiesen wie die Spermien aus den Ejakulaten einer Vergleichsgruppe fruchtbarer Studienteilnehmer. Unklar ist, wodurch die Spermien und ihre DNA nach dem Verlassen der Hoden beschädigt werden, berichteten die Forscher auf der Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Urologie in Barcelona.
Quelle: Eurekalert!