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Menschen-Bewertungs-App "Peeple"
"Hat viel Geld, ist aber schlecht im Bett"

Es ist die vielleicht umstrittenste App der Welt: Mit "Peeple" können Menschen andere Menschen im Internet bewerten: Den Babysitter, einen Kollegen oder auch den Liebhaber. Nach viel Kritik ist die App jetzt in einer entschärften Version an den Start gegangen. Kritik gibt es aber immernoch. Das liegt vor allem an einer geplanten "Wahrheitsfunktion".

Von Nicole Markwald | 09.03.2016
    Die umstrittene App Peeple, auf der sich Menschen gegenseitig bewerten können, ist trotz enormer Kritik im Vorfeld in Nordamerika an den Start gegangen. Zu sehen sind Logo und Schriftzug des Unternehmens.
    Die umstrittene App Peeple, auf der sich Menschen gegenseitig bewerten können, ist trotz enormer Kritik im Vorfeld in Nordamerika an den Start gegangen. (dpa / picture-alliance / Wolfram Steinberg)
    Es ist in den USA ein bekannter Motivationsspruch: "Wenn das Leben dir Zitronen reicht – macht Limonade draus." Julia Cordray scheint sich diesen Spruch sehr zu Herzen genommen zu haben. Sie ist eine der beiden Erfinderinnen der App namens "Peeple". Es ist eine Smartphone-Anwendung, mit der man kurz gesagt Menschen beurteilen kann. Nachdem die Washington Post im vergangenen Herbst einen Artikel über die geplante App veröffentlicht hatte, wurde die Kanadierin aus der ganzen Welt virtuell angespuckt, Peeple als Rufmord-Werkzeug abgestempelt. Es regnete also Zitronen für sie. Heute sagt Cordray – und der Teil klingt ganz stark nach Limonade:
    "Ich bin dankbar für die Reaktionen aus der ganzen Welt, wir haben die Kritik gehört und aus Peeple eine noch bessere App gemacht. Es tat weh, war aber im Nachhinein gut.”
    Kritik bis hin zu Morddrohungen
    Kritiker stellten persönliche Informationen von Cordray und ihrer Kollegin Nicole McCullough online, die beiden Frauen erhielten Morddrohungen. Von ihrem Plan einer App, mit der man Kollegen, Freunde oder ehemalige Partner bewerten kann, rückten die beiden trotzdem nicht ab. Nun ist Peeple im App Store von Apple zu haben, völlig umsonst. Laut Absatz 3 der Geschäftsbedingungen müssen Teilnehmer über 21 sein und in Kanada leben.
    Die Anmeldung funktioniert nur mit einem Facebook-Profil und einer Telefonnummer. Im Gegensatz zu ihrer ursprünglichen Idee lassen die Peeple-Macher nun doch keine anonymen Bewertungen zu. Das gehört mit zu den größten Änderungen, die Cordray und McCullough vorgenommen haben. Auch das Bewertungssystem ist anders: statt 1-5 Sternen könne man jetzt sogenannte Empfehlungen verteilen. Dazu sagt Cordray:
    "Anbieter wie das Ferienwohnungsportal VRBO hat Sternchen, Uber, Airbnb, ebay auch – und da werden schließlich auch Menschen bewertet. Aber gut – wir hatten riesigen Gegenwind und haben uns das zu Herzen genommen. Wir bieten jetzt Empfehlungen an, die zu einer fairen Bewertung führen sollten."
    Jede Bewertung muss von direkt von der betroffenen Person freigeschaltet werden. Damit, so Cordray, sei jeder Unternehmensbesitzer, Angestellte oder jede Privatperson mit der App in der Lage, ihren Ruf im Netz zu managen:
    "With our app you finally as a business owner, an employee, an amazing urbanite with a great character you now have the ability to manage your online reputation in a safe place.”
    "Eine schreckliche Idee"
    Doch die Reaktion auf "Peeple" ist jetzt ähnlich empört wie im Herbst. Ein Nutzer schreibt im App-Store:
    "Eine schreckliche Idee. Hier wird eine Plattform geschaffen, wo möglicherweise Unschuldige verleumdet und beleidigt werden."
    Ein weiterer Kommentar:
    "Diese App ist gefährlich und sollte aus dem App Store verbannt werden - die Entwickler sollten sich schämen."
    Nyika Allen leitet das New Mexico Technology Council. Gegenüber dem Sender 2KASA sagte sie:
    "Diese App macht mich nervös. Hetze im Netz und Hasskommentare sind ohnehin schon riesige Probleme, für die wir bislang noch keine Lösung gefunden haben.
    Zur reinen Komplimente-Börse wird "Peeple" auf keinen Fall. Denn in naher Zukunft soll die erweiterte Bezahlfunktion "Truth License" kommen, heißt es in einer Pressemitteilung. Für eine monatliche Gebühr kann ein Nutzer dann alle existierenden Bewertungen über eine Person lesen, egal, ob sie die auf ihrem Profil für alle freigeschaltet hat oder nicht.