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Menschenkenntnis und Muskelkraft
Wie Sicherheitsdienste besser werden sollen

In Deutschland gibt es fast ebenso viele private Sicherheitskräfte wie Polizisten. Sie bewachen zum Beispiel Flüchtlingsheime, Supermärkte und Fabriken. Doch das Ansehen der Branche ist denkbar schlecht: Es sind auch unseriöse Firmen am Markt. Das soll sich ändern.

Von Rainer Link | 20.07.2018
    Zwei Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma bewachen an der Berliner Albert-Schweitzer-Schule den Eingang
    Wachschutz an Neuköllner Schulen (dpa / Kay Nietfeld)
    Eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Hamburg Niendorf. Ein hoher Metallzaun umschließt die Anlage, am einzigen Zugang stehen die uniformierten Mitarbeiter des Sicherheitsunternehmens "Elb-Security".
    Ein Container dient ihnen als Wachhäuschen: "Hier sind zwei Computer, hier werden alle Bewohner erfasst, wenn sie reinkommen oder rausgehen. Des Weiteren erfassen wir hier jeden Besucher, jeden Gast, jedes Auto; wird alles dokumentiert, damit wir wissen, wer auf dem Gelände ist und wer das Gelände wieder verlassen hat."
    Rund 800 Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern leben in der Einrichtung auf engem Raum, bis sie entweder in eine Folgeunterkunft wechseln dürfen oder ausreisen müssen. Familien mit kleinen Kindern sind hier ebenso untergebracht wie etwa allein reisende Männer.
    Trauma, Stress und Eskalation
    Der Tagesablauf besteht für die meisten Flüchtlinge hauptsächlich aus Warten. Das schafft Konfliktpotenzial, sagt Frank Zimmermann, der die Abteilung für Flüchtlingshilfe des Arbeiter Samariter Bundes in Hamburg leitet und für die Unterkunft in Niendorf zuständig ist:
    "Es ist – das kann man sich vorstellen – nach Fluchterfahrungen und dann kommt man hier an und wohnt zu dritt oder zu viert in einem Container mit bummelig 20 Quadratmetern, wenn es hoch kommt. Und das ist Stress für Menschen. Dafür – kann ich nur sagen – sind wir sehr zufrieden damit, dass wir so geringe Eskalationslagen haben. Also, Eskalation ist fast das falsche Wort in diesem Zusammenhang."
    Keine Schlägereien, keine Eskalationen, Konflikte werden friedlich gelöst: So soll es idealerweise sein. Dafür sollen in Flüchtlingsunterkünften wie in Hamburg Niendorf auch Wachleute privater Sicherheitsfirmen sorgen.
    Frank Zimmermann hat klare Vorstellungen, wie sie sich verhalten sollen: "Das fängst dabei an, dass man – wenn ich das mal pädagogisch ausdrücken darf - dass man wertschätzend miteinander umgeht, dass auch die Sicherheitsdienstmitarbeiter da nicht irgendwie wie vor einem Club auf St. Pauli mit verschränkten Armen und bösem Blick stehen. Sondern dass sie mit freundlichem Blick hier stehen und den Menschen, wenn sie die Einrichtung betreten wollen "Guten Tag" und "Auf Wiedersehen" sagen. Und "Bitte" und "Danke". Also das, was man unter zivilisierten Menschen miteinander macht. Und sie müssen sich auf Menschen einstellen können, sie müssen ein Gefühl dafür kriegen: Muss ich jetzt deutlich auftreten und Stärke zeigen, oder ist es jetzt besser, einen Gang runter zu schalten und für Entspannung zu sorgen. Und dazu brauch ich intelligente und qualifizierte Menschen. Und das haben wir gemeinsam mit dem Sicherheitsdienst erreicht, dass wir da einen guten Weg gefunden haben."
    Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes gehen am 01.12.2014 auf das Gelände einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg-Bahrenfeld.
    Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes gehen auf das Gelände einer Flüchtlingsunterkunft in Hamburg-Bahrenfeld. (Bodo Marks / dpa)
    Die Firma, die in dieser Hamburger Flüchtlingsunterkunft für Sicherheit sorgt, hat Alexander Escobar gegründet. Er startete zur Jahrtausendwende mit einer Handvoll Mitarbeiter. Inzwischen beschäftigt er rund 150 Menschen. Die Bewachung von Flüchtlingsunterkünften hat seine Firma wachsen lassen.
    Seine Mitarbeiter schickt Escobar in Fortbildungen für Interkulturelle Kompetenz und Deeskalationsfähigkeit, viele von ihnen stammten selbst aus Einwandererfamilien, was die Arbeit in den Flüchtlingsunterkünften manchmal erleichtere.
    Eine Branche mit schlechtem Ruf
    Die Frauen und Männer des Security Unternehmens treten äußerlich betont zurückhaltend auf, schildert Escobar: "Es ist halt so, dass meine Mitarbeiter gar keinen Schutz bei sich tragen. Sei es Teleskopschlagstock, sei es Reizgas, seien es Handschellen oder Kabelbinder – haben wir alles nicht. Die Mitarbeiter tragen keine Schutzwesten. Ich finde, eine Schutzweste zeigt schon: Ich hab hier eine Schutzweste, mach doch was du willst, du kannst mir nichts antun. Und die brauchen wir hier auch nicht, diese Schutzwesten."
    Private Sicherheitsunternehmen in Deutschland beschäftigen mittlerweile mehr als eine Viertelmillion Mitarbeiter. Das sind fast ebenso viele wie es Polizisten in Deutschland gibt, nämlich rund 275.000.
    Die privaten Wachleute arbeiten an ganz unterschiedlichen Stellen: Sie sichern Sport- oder Musikveranstaltungen, schützen kerntechnische Anlagen, sitzen an Pforten- und Empfangsdiensten. Sie kontrollieren den öffentlichen Nahverkehr oder werden als sogenannte Citystreifen eingesetzt.
    Die Branche hat allerdings einen denkbar schlechten Ruf. Zuletzt waren es vor allem Übergriffe auf Flüchtlinge in den Erstaufnahmeeinrichtungen, die das Ansehen des Berufsstandes beschädigt haben. Die Vorwürfe reichen von rassistischen Beleidigungen über sexuelle Nötigung bis hin zu Körperverletzungen.
    Kräftige Oberarme und ein autoritärer Charakter
    Branchenkenner sind sich einig: Es sind zu viele unseriöse Firmen am Markt. Das soll sich ändern, sagt Jens Müller. Er ist stellvertretender Vorsitzender des "Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft":
    "Wir müssen natürlich auch sehen, dass wir uns von den unseriösen Unternehmen trennen. Und dass wir dies über die neue Gesetzgebung zukünftig schaffen. Wir brauchen andere Voraussetzungen, andere Barrieren, andere Rahmenbedingungen für die Betreibung eines Sicherheitsunternehmens. Heute ist es ja einfacher ein Sicherheitsunternehmen zu gründen als einen Imbiss an irgendeiner Stelle in Deutschland. Und das darf natürlich nicht sein."
    Der Verband ruft nach schärferen Gesetzen und Barrieren für die eigene Branche: Das klingt ungewöhnlich. Es dürfte wohl auch eine Reaktion sein auf jahrelanges unkontrolliertes Wachstum der Sicherheitsdienste.
    Hinweisschild: OBJEKT BEWACHT! 
    Sicherheitsfirmen schossen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden (imago / Pius Koller)
    Kenner der Sparte berichten davon, dass die Rekrutierung in den Sicherheitsfirmen lange Zeit nach dem Motto verlief: Wir nehmen jeden, Hauptsache der Bewerber besitzt kräftige Oberarme und autoritäre Charakterstrukturen. Ausbildung schien nicht notwendig zu sein. Eine rechte Gesinnung oder einschlägige Vorstrafen waren kein Problem. Eine Bezahlung unter oder am Rande des Mindestlohnniveaus war für diese Art Dienstleistung durchaus üblich.
    Die Probleme der Branche wurden besonders deutlich, als 2015 und 2016 immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland kamen und in den neu geschaffenen Unterkünften sehr schnell viele Sicherheitskräfte gebraucht wurden. Viele von ihnen waren nicht in der Lage, in diesen Einrichtungen für professionelle Sicherheit und eine ruhige Atmosphäre zu sorgen, Konflikte zu lösen und mit den teilweise traumatisierten Menschen aus unterschiedlichen Kulturen umzugehen.
    Trotzdem schossen immer neue Firmen wie Pilze aus dem Boden, berichtet Jens Müller: "Da waren sicher auch einige dabei, die leider, leider, leider sehr schnell ein großes Geschäft gesehen haben. Aber dazu kam eben auch, dass durch die Vielzahl der neuen Überprüfungen auch die Behörden nicht in der Lage waren, in der normal gewohnten Zeit, Personal neu auf ihre Zuverlässigkeit zu überprüfen."
    Denn grundsätzlich galt in allen Bundesländern: In einer Erstaufnahmeeinheit soll nur arbeiten dürfen, wer ein einwandfreies Führungszeugnis vorweisen kann und keiner extremistischen Organisation angehört. Weil die Firmen aber dringend immer mehr Personal brauchten, stellten sie ein, wen sie finden konnten. Die Behörden kamen mit den Überprüfungen nicht nach, so dass man sich in einigen Fällen erst nach Monaten von Mitarbeitern trennte, die niemals in einer Flüchtlingsunterkunft hätten eingesetzt werden dürfen.
    Überprüfung der Bewerber
    Alexander Escobar, der Chef der Hamburger Sicherheitsfirma Elb-Security, hat erlebt, wie die Wettbewerbssituation innerhalb der Branche aus den Fugen geriet:
    "Es gibt so viele schwarze Schafe in diesem Sicherheitsgewerbe. Und natürlich auch durch den Flüchtlingsstrom, den wir 2015 und 2016 hatten, sind natürlich massiv viele Sicherheitsunternehmen aus dem Boden gekrochen und haben versucht, für einen Appel und Ei ihre Dienste anzubieten. Es ist für uns halt schwierig, da mitzuhalten. Ich sehe das immer bei öffentlichen Ausschreibungen, wenn es denn heißt – alles klar – Du musst DIN-zertifiziert sein, die Mitarbeiter müssen das können, das, das, das können. Aber dann im nächsten Satz drin steht: Ausschlaggebendes Kriterium ist der Preis. Und wenn es dann Sicherheitsunternehmen gibt, die das für 12 Euro die Stunde "all in" anbieten, ist das für mich schon mal absolut unseriös."
    Escobars Firma suchte auch händeringend nach Personal. Die Arbeitsagentur schickte viele Bewerber: "Das ist querbeet. Ich hatte also Leute, die Geschichte und Philosophie studiert haben, dreißig Jahre nicht gearbeitet haben, und dann das Arbeitsamt irgendwann gesagt hat, alles klar, Du machst jetzt einen 34a Schein und Du musst Dich bewerben! Es kamen zum Teil Leute vom Arbeitsamt, wo ich von Anfang an dachte, das wird nichts. Aber man hat ihnen eine Chance gegeben und es war super. Im Nachhinein."
    Inzwischen gibt es in den Bundesländern ein geregeltes Verfahren zur Überprüfung sämtlicher Bewerber. In Hamburg wird jede Neueinstellung in einer Flüchtlingseinrichtung durch den polizeilichen Staatsschutz und durch das Landesamt für Verfassungsschutz durchleuchtet. Abschließend erfolgt die Übermittlung der fachlichen Bewertung an die Zentrale Flüchtlingskoordination.
    In den vergangenen zwei Jahren wurde mehr als einhundert Sicherheitskräften die Arbeit mit Flüchtlingen untersagt. Mittlerweile jedenfalls funktioniere die Überprüfung der neuen Sicherheits-Mitarbeiter reibungslos, versichert der Sprecher des Zentralen Koordinierungstabes Flüchtlinge, Daniel Posselt:
    "Wenn uns gesagt wird, dass der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin eben nicht geeignet ist für die Arbeit in einer Erstaufnahme, dann teilen wir das so mit. Dementsprechend arbeitet der dann da auch keinen weiteren Tag."
    Auch bei der Firma Elb-Security von Alexander Escobar fielen einige Mitarbeiter noch während der Probezeit durch – aus unterschiedlichen Gründen: "Ich kann Ihnen die Zahl da ehrlich gesagt gar nicht sagen, wie hoch das ist. Aber ich würde mal behaupten, dass es nicht so viele waren. Einmal, wo das behördliche "No go" kam, also, wo die Behörde sagte, dass es nicht geht. Natürlich gab es auch Mitarbeiter, die hier durchs Raster gefallen sind, sei es, dass sie zu faul waren, Streife zu laufen. Aber ich kann ihnen da ehrlich keine genaue Zahl nennen. Es waren ein paar, aber nicht überdimensional viel."
    Noch immer kämpft die Branche mit eklatanten Qualitätsmängeln. Das hat auch damit zu tun, dass die meisten Sicherheitskräfte nur angelernt sind. Doch auch das soll sich ändern: Die private Sicherheitswirtschaft bietet mittlerweile zwei duale Ausbildungsberufe an: eine zweijährige Ausbildung zur Servicekraft für Schutz und Sicherheit und eine dreijährige zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit.
    Kaum Interesse an der Sicherheits-Ausbildung
    Fin Mohaupt leitet die Ausbildungsberatung bei der Handelskammer Hamburg: "Ein junger Mensch, der sagt, ich will in diese Branche, ja, dessen Motive? Ja, das wissen wir auch nicht. Und damit ist aber auch das Klischee, das wir haben, das sind alles irgendwie Hobbyboxer, die jetzt ihr Hobby zum Beruf machen wollen, ich glaube, das ist wirklich nicht richtig und trifft es nicht."
    Doch sind es bislang nur wenige junge Menschen, die sich für eine reguläre Ausbildung in der Sicherheitsbranche entscheiden. Und von denen, die es doch tun, erreichen nur sehr wenige das Ausbildungsziel. Fin Mohaupt: "Was uns sehr große Sorgen macht, ist die unglaublich hohe Abbruchquote, dass das der Beruf mit der höchsten Abbruchquote ist. Die liegt auch bei durchaus 40 Prozent in Hamburg. Und das hängt mit falschen Vorstellungen der Jugendlichen zusammen, was der Beruf bringt und was er nicht bringt. Man ist eben nicht eine Art James Bond. Und es kann auch Stunden und Tage geben, die vielleicht nicht ganz so spannend sind."
    Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma patroullieren auf dem Rock-am-Ring-Gelände.
    Gerade bei Veranstaltungen wie Festivals werden Sicherheitsleute engagiert (dpa / Thomas Frey)
    Höhere fachliche Hürden für die Gründer von Sicherheits-Unternehmen und höhere Qualifikationsanforderungen auch an deren Mitarbeiter sollen demnächst gesetzlich geregelt und vorgeschrieben werden, darin sind sich das Bundesinnenministerium und der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft einig. Dazu gehört ein sogenanntes "Bewachungsregister", in dem alle Firmen mit ihren Eignern und dem Qualitätsprofil der Mitarbeiter aufgeführt werden sollen.
    Geregelt werden sollen auch konkurrierende Zuständigkeiten zwischen öffentlicher Hand und Privaten etwa im Bereich der Luftsicherheit oder beim Schutz öffentlicher Veranstaltungen. Der Verband wehrt sich ausdrücklich nicht gegen diese Art staatlicher Regulierung, er fordert sie sogar ein, will seiner Branche per Gesetz eine neue Qualitätsstruktur verpassen.
    Viele sind nur angelernt
    Allein in Hamburg drängen derzeit pro Jahr etwa 2.000 Menschen – überwiegend Männer - in die boomende Branche: "Das Bewachungsgewerbe hat ja immer noch das Klischee, nicht ganz zu Unrecht, dass man als Türsteher vor einer Diskothek oder wie auch immer…, und das spricht doch eher das männliche Klientel an", sagt Angela Helberg, die in der Handelskammer Hamburg für die Sachkundeprüfungen von künftigen Security-Mitarbeitern und auch Firmengründern zuständig ist.
    Das Arbeitsamt finanziert Schulungen, die in 41 Tagen das notwendige Fachwissen vermitteln sollen. Diese Kurse enden mit einer Prüfung in der Handelskammer und dem sogenannten 34a-Schein, also der behördlichen Bewachungserlaubnis.
    Angela Helberg: "Der eine Schwerpunkt ist der Umgang mit Menschen, also deeskalierende und kommunikative Fähigkeiten werden da abgefragt, und natürlich auch das Thema Recht. Denn die Sachkundeprüfung beinhaltet auch die Möglichkeit, wenn man sie bestanden hat, dass man sich in dieser Branche selbständig macht. Also es fallen tatsächlich relativ viele Teilnehmer durch. Das liegt nicht daran, dass die Prüfung allzu schwer ist, es soll ja ein niedrigschwelliges Angebot sein, um den Berufseinstieg zu ermöglichen. Ich bin in Prüfungen immer wieder dabei und erlebe einfach, dass sogar einfachste Fragen nicht verstanden werden, weil man die Zusammenhänge nicht übereinander bekommt. Ja, und dann wird es schwierig für uns, ein Zertifikat auszustellen mit dem guten Gefühl, dass dann draußen jemand damit arbeitet."
    Noch schwieriger wird es für Berufsinteressenten, die gar nicht erst zur Zuverlässigkeitsprüfung antreten: "Es gib ja auch noch die Unterrichtung. Das sind Menschen, die keine Prüfung machen sondern nur eine Unterrichtung im Bewachungsgewerbe. Das ist eine 40-stündige Unterrichtung, also eine Woche lang muss man an einem Kurs teilnehmen, um bestimmte Grundlagen zu erwerben. Und der Unternehmer kann auch Mitarbeiter einstellen, die nur an der Unterrichtung teilgenommen haben, je nachdem, für welches Gebiet er sie einsetzen möchte."
    Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma kontrollieren auf einer Rasenfläche an der Bavaria
    "An erster Stelle steht das Thema Deeskalation" (imago)
    Eine einwöchige Unterrichtung ohne Prüfung: Das sind anschließend Sicherheitsmitarbeiter, die sich auf Dauer am unteren Ende des Gehaltsgefüges bewegen und die über einfachste Bewachungsjobs – beispielsweise im Kassenbereich von Supermärkten - nicht hinauskommen dürften.
    Solche Mitarbeiter wären jedenfalls nicht geeignet für die Aufgaben in Flüchtlingsunterkünften, gibt Jens Müller vom Bundesverband der Sicherheitswirtschaft zu: "Nein, keinesfalls! Diese Basisausbildung langt nicht. Ich glaub schon, dass an erster Stelle das Thema Deeskalation steht. Und an zweiter Stelle und an dritter. Das ist eins der Themen, wo man genau überlegen muss, wie ist die Qualifizierung der Kollegen. Natürlich muss man auch immer auf Notfallszenarien vorbereitet sein. Aber deshalb muss ich vielleicht nicht, wenn ich in so einer Einrichtung tätig bin, mit der von ihnen beschriebenen Ausrüstung in den Vordergrund treten."
    Auch technische Herausforderungen
    Auch wenn im Sicherheitsgewerbe immer noch sehr niedrige Löhne gezahlt werden, so gibt es doch auch eine wachsende Zahl von Tätigkeiten mit deutlich höheren Löhnen. Zum Beispiel bei der Personen- und Gepäckkontrolle an Flughäfen.
    Der Helmut Schmidt Flughafen in Hamburg: Jeden Tag stauen sich viele tausend Fluggäste vor den Laufbändern der Gepäckkontrolle. Es sind Mitarbeiter privater Wachdienste, die hier - unter der Aufsicht der Bundespolizei - Koffer, Rucksäcke und Fluggäste kontrollieren. Kritiker sprechen von "Leiharbeit im Auftrag der Bundespolizei."
    Ein Job ohne Tageslicht, mit viel Lärm und Stress, aber dafür einer branchenunüblich hohen Bezahlung, sagt Jens Müller vom Bundesverband der Sicherheitswirtschaft: "Die Fachkraft für Schutz und Sicherheit liegt heute bei 10,20 bis hin zu 15,12 Euro. Im Bereich der Luftsicherheitsassistenten bei 16 bis 17 Euro."
    Diesen branchenunüblichen Stundenlohn von 17 Euro sieht die Gewerkschaft Verdi als ihren Verdienst und als Ergebnis mehrerer Arbeitskämpfe an. Fachbereichsleiter Peter Bremme: "Wir sind jetzt mittlerweile auf einem Niveau angelangt, wovon die Leute auch in Hamburg leben können. Klar ist aber, dass wir bei dem Druck, der da ist, auch weitere Kompensationsleistungen haben müssen."
    Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes bringen in Neuwied während der Wahlkampf-Abschlussveranstaltung der AFD Demonstranten aus dem Saal
    Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes bringen in Neuwied während der Wahlkampf-Abschlussveranstaltung der AFD Demonstranten aus dem Saal (picture alliance/dpa/Thomas Frey)
    Für die Arbeitgeber wie auch für die Gewerkschaft am Flughafen schwierig ist der Umstand, dass Sicherheits-Beschäftigte aus dem Umfeld der AfD kürzlich eine eigene Gewerkschaft gegründet haben. AfD-Landesvorstandsmitglied und Luftsicherungsassistent Robert Buck: "Man muss auch sagen, dass im Sicherheitsgewerbe sehr starke Sympathien für die AfD da sind, aber auch in anderen Bereichen, die im Niedriglohnsektor eher angesiedelt sind, muss man auch sagen, fühlen sich die Kollegen von den Gewerkschaften sehr schlecht vertreten. Und da ist natürlich dann die Sympathie zur AfD wesentlich größer. In vielen Sicherheitsunternehmen ist es so, dass sie da ganz offen mit ihrer AfD-Mitgliedschaft umgehen können."
    Dazu sagt Peter Bremme von Verdi: "Gefährlich finde ich es deshalb, weil eine sehr bunt gemischte Belegschaft im Flughafen vorhanden ist und die mit diesem Spaltpilz "das Deutsche zuerst" ankommen, das geht gar nicht."
    Es sind viele verschiedene Herausforderungen, mit der sich die Sicherheitsbranche beschäftigen muss: bessere Ausbildung, bessere Bezahlung, Transparenz in den Absichten. Hinzu kommt auch noch der Einsatz professioneller Sicherheitstechnik. Gefragt ist heute kaum noch der Wachmann, der nächtens als Fußstreife mit der Taschenlampe in der Hand ein Objekt schützt.
    Immer häufiger kommen heute digitale bildgebende Verfahren zum Einsatz. Elektronische Brandmeldesysteme wollen bedient, internetbasierte Sprachalarmsysteme gewartet werden. Der Gebrauch dieser und anderer teils hochkomplizierter Einsatzmittel verstärkt den Druck auf die Branche, für eine höherwertige Ausbildung ihrer Mitarbeiter zu sorgen.