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Menschenmengen
Zählen mit WLAN

Wie viele Menschen sind in einem Raum? Wie viele Personen stehen in einer Warteschlange? Solche relativ simplen Fragen zu beantworten, ist für Maschinen nicht trivial. Nun wollen amerikanische Forscher ganz ohne Eingangsschranken und Chips auskommen. Sie wollen mit WLAN-Routern Leute abzählen.

Von Haluka Maier-Borst | 14.07.2015
    Eine Lampe leuchtet am Mittwoch (12.05.2010) an einem WLAN-Router.
    Die Forscherin Yasamin Mostofi von der University of California in Santa Barbara wollte austesten, was man noch alles mit W-Lan-Routern machen kann. (picture alliance / dpa)
    Funkwellen durchdringen unseren Alttag. An fast jeder senden WLAN-Router Signale aus, die uns ermöglichen kabellos im Internet zu surfen. Doch Yasamin Mostofi von der University of California in Santa Barbara reichte das nicht. Die Forscherin wollte austesten, was man noch alles mit WLAN-Routern machen kann.
    "Wir suchten nach einer Möglichkeit, abschätzen zu können, wie viele Menschen in einem Raum umhergehen. Und da entschieden wir uns, das Ganze ohne zusätzliche Elektronik und nur mithilfe eines WLAN Routers zu machen. Wir schauten, wie viel Energie vom Router am anderen Ende des Raumes noch zu messen war und schätzten damit die Zahl der Leute ab."
    Mostofis Methode folgt dabei einem einfachen Prinzip. Je mehr Menschen zwischen Sende- und Empfangsstation stehen, desto stärker wird das Funksignal abgelenkt, gedämpft oder sogar ganz geschluckt. Wenn das WLAN-Signal also schwächer wird, bedeutet das, dass mehr Menschen im Raum sind.
    Großer Vorteil der Methode
    Mostofi sieht den großen Vorteil der Methode vor allem darin, dass WLAN Router schon überall stehen. Entsprechend einfach wäre es die Forschungsergebnisse praktisch zu nutzen. Es würde genügen eine zusätzliche Empfangsstation zu nutzen.
    "Das Heizen und Kühlen in intelligenten Häusern ist ein Beispiel. Da könnte unser System dabei helfen, abzuschätzen, wie viele Leute in einem Raum sind. Und dann könnte entsprechend geheizt oder klimatisiert werden. Aber auch für Geschäfte wäre es nützlich zu wissen, wo sich die Kunden gerade befinden. Nicht zuletzt wäre es auch möglich, das System zu nutzen, um Gebäude bei einem Notfall schnell zu evakuieren.
    Es gibt aber auch Schwächen
    Ob das Zählen per WLAN allerdings so präzise ist, dass es auch in Notfällen helfen kann, das ist eher fraglich. In den Experimenten in Mostofis Labor zeigte sich, dass sich die Software mitunter verschätzte. So zählte sie einmal nur auf acht Personen, obwohl tatsächlich neun Personen anwesend waren. Ein anderes Mal überschätzte das Programm die Anzahl der Personen im Raum. Auch andere Forscher sehen noch einige Schwächen.
    "Bei größeren Menschengruppen ist es sehr wichtig, welche Technologie genutzt wird. Und vielleicht ist WLAN nicht die beste Methode, wenn sich viele Menschen sehr viel bewegen, so wie in einem Einkaufszentrum."
    Sagt Sanaz Kianoush von der Universität Pavia in Italien. Sie erforscht ebenfalls, wie sich ganz ohne zusätzliche Elektronik Informationen über Menschen sammeln lassen. Sie verwendet dafür allerdings das sogenannte Zigbee-Protokoll. Zigbee nutzt eine andere Frequenz als das klassische WLAN. Das hat zwar den Vorteil, dass die Daten über die Anzahl der Leute präziser sind. Auf der anderen Seite hat aber nicht jeder ein Gerät zu Hause, das mit dieser Zigbee-Frequenz funkt. Ob nun also WLAN oder Zigbee bald öfter zum Einsatz kommen, um Menschen zu zählen, ist daher noch ungewiss.