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Menschenrechte
Bahrainischer Fußballer bittet FIFA um Hilfe

Der Fußballer Hakeem Al-Araibi wollte in Thailand seine Hochzeitsreise nachholen. Doch nun droht ihm die Auslieferung an Bahrain: Das Land, aus dem er 2014 vor politischer Verfolgung und Folter nach Australien geflohen war. Der 25-Jährige appellierte unter anderem an die FIFA, ihn zu schützen.

Von Robert Kempe | 07.12.2018
    FIFA-Zentrale in Zürich
    Wird die FIFA sich für den bahrainischen Fußballer und Regimekritiker Hakeem Al-Araibi einsetzen? (imago sportfotodienst)
    Die Entscheidung über die Zukunft des ehemaligen bahrainischen Nationalspielers Hakeem Al-Araibi, sie wurde vertagt. Nächsten Dienstag (11.12.2018) soll ein thailändisches Gericht darüber entscheiden, ob der 25-Jährige nach Bahrain ausgeliefert wird. Eigentlich wollte Al-Araibi mit seiner Frau in Thailand die Hochzeitsreise nachholen, doch auf Antrag Bahrains nahmen ihn die thailändischen Behörden nach seiner Landung aus Australien fest.
    Dorthin floh der Fußballer 2014, nachdem er in seiner Heimat Bahrain aus politischen Gründen verhaftet und gefoltert wurde. Inzwischen wurde Al-Araibi in Thailand in ein neues Gefängnis verlegt und ihm wurde sein Handy abgenommen. Davor konnte der Deutschlandfunk noch mit ihm sprechen. Al-Araibi ist angsterfüllt:
    "What will happen to me is, that they wanna kill me. They tell me, maybe they want me back to Bahrain. I told them I want to go back to Australia. I live in an Australian apartment, I work hard in my job. I don’t know, what is going on and what will happen, but I'm still in the detention now."
    Folter gegen bahrainische Fußballspieler
    Al-Araibi spielt in Melbourne beim Klub Pascoe Vale FC. Seit einem Jahr ist er dort als Flüchtling anerkannt. Als er noch in Bahrain lebte, wurde er zweimal verhaftet. Zuletzt 2012 - die Zeit des arabischen Frühlings - damals wurde er gefoltert, in Abwesenheit später zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Fußballspieler demonstrierten zu dieser Zeit an der Spitze. Sie nutzten ihre Bekanntheit, um Bürgerrechte einzufordern, wurden daraufhin bedroht und zu Staatsfeinden erklärt.
    Der Verbandspräsident zu dieser Zeit: Scheich Salman bin Ebrahim Al Khalifa, Mitglied des bahrainischen Königshauses, Präsident des asiatischen Fußball-Kontinentalverbandes und FIFA-Vizepräsident. Die Folter gegen bahrainische Fußballspieler machte Al-Araibi während des FIFA-Präsidentschaftswahlkampfs 2016 zwischen Scheich Salman und Gianni Infantino öffentlich.
    Das Auslieferungsersuchen jetzt sei die Rache des bahrainischen Königshauses, meint Sayed Alwadaei, Direktor der Menschenrechtsorganisation Bird, die die Menschenrechtsverletzungen in Bahrain genau dokumentiert:
    "Hakeem hatte den Mut aufzustehen und von seinen Foltererfahrungen und der Tatsache, dass Scheich Salman ihn nicht schützen konnte, zu erzählen. Zu der Zeit, als dieser noch Präsident des bahrainischen Fußballverbandes war. Er hat die herrschende Familie dort sehr verärgert. Es ist nicht nur, dass er über seine Folter gesprochen hat. Sondern auch die Tatsache, dass er mit dem Finger auf ein Mitglied der herrschenden Familie gezeigt hat und darüber gesprochen hat, was mit anderen Athleten passiert ist. Wir erwarten wirklich das Schlimmste."
    Warnung an Kritiker - auch im Ausland
    Das Vorgehen des bahrainischen Staates ist für die prominente Menschenrechtsaktivistin Maryam al-Khawaja, die schon für den Friedensnobelpreis nominiert wurde, auch eine Warnung des Regimes, dass Kritiker sich auch außerhalb Bahrains nicht sicher fühlen können:

    "Die bahrainische Regierung möchte uns allen eine Nachricht senden. Wir können sie nicht ungesühnt einfach so kritisieren. Bahrain überschreitet rote Linien um sicher zu gehen uns das Leben außerhalb des Landes so schwer wie möglich zu machen. Ob in Europa oder anderswo. Und uns eine Botschaft zu übermitteln: Wir werden mit der Kritik an den Menschenrechtsverletzungen nicht davon kommen."

    Und die FIFA? Die äußerte sich am späten Donnerstagabend (06.12.2018) und erklärte, dass sie die Forderungen unterstütze, dass Al-Araibi nach Australien zurückkehren müsse. Dafür habe man sich an den australischen Fußballverband gewandt, der sich gemeinsam mit der australischen Regierung der Sache schnell annehmen müsse. Der Weltverband, er schiebt die Verantwortung ab. Selbst agieren will man bisher nicht. Währenddessen läuft die Zeit gegen Hakeem Al-Araibi. Bis zur Entscheidung über seine Auslieferung durch ein thailändisches Gericht am Dienstag (11.12.2018) verbleiben nur noch wenige Tage.