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"Menschenrechte spielen keine Rolle"

Bei der Vergabe und Durchführung von Sportgroßereignissen soll die Bundesregierung dafür Sorge tragen, dass Kriterien der Menschen- und Bürgerrechte stärker beachtet werden. Einen entsprechenden Antrag hat die Grünen-Fraktion in den Sportausschuss des Deutschen Bundestags gebracht.

Von Robert Kempe | 15.05.2013
    Nicht zuletzt durch die Vergabe der Eishockey-WM 2014 nach Weißrussland, die Formel-1-Rennen in Bahrain oder die umstrittenen Olympischen Winterspiele in Sotschi im nächsten Jahr, steht die Vergabepraxis massiv in der Kritik. Sportliche Großereignisse würden nicht in einem politisch luftleeren Raum stattfinden, betonte die sportpolitische Sprecherin der Grünen Viola von Cramon:

    "Die Menschenrechte spielen bisher bei der Vergabe von sportlichen Großveranstaltungen keine Rolle. Wir wollen mit dem Antrag dafür sorgen, dass es im Vorfeld der Vergabe einen transparenten Prozess gibt, dass Regierung Sportverbände und Umwelt- bzw. Menschen-rechtsorganisationen Kriterien festlegen, nachdem die Vergabe erfolgen soll."

    Menschenrechtsorganisationen waren überraschenderweise nicht als Sachverständige in den Ausschuss geladen. Union, FDP und Linke sprachen sich dagegen aus.

    DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, der in der Sitzung bisweilen ziemlich flapsig auftrat, betonte, dass der DOSB nicht zurückhaltend beim Bekennen zu Menschen- und Bürgerrechten sei. Warum man eindeutige Worte zur Menschenrechtssituation in China kurz vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking von DOSB-Präsident Thomas Bach nicht medial vernahm, erklärte Vesper nicht. Menschenrechtsorganisationen kritisieren das damalige Auftreten Thomas Bachs, der ins höchste internationale Sportamt strebt, bis heute.

    Ein Verband könne es sich nicht mehr leisten vor den politischen Zuständen in einem Ausrichterland die Augen zu schließen, sagte der ehemalige Fifa-Funktionär Guido Tognoni.

    " Also es ist auf alle Fälle richtig, dass man die Verbände auf dieses Thema überhaupt aufmerksam macht. Weil bis jetzt war das – ich spreche da aus eigener Erfahrung – es war überhaupt nie eine Thema. Die Verbände wurden auch von außen höchst selten auf Probleme aufmerksam gemacht. Vielleicht nur über die Presse."

    Die Funktionäre sollten endlich umdenken, erklärte Sylvia Schenk, Sportbeauftragte bei Transparency International. Der Sport, so Schenk, müsse sich seiner Verantwortung bewusst werden, und:

    "Könnte dort auch Kriterien seitens des IOC und der anderen internationalen Verbände aufstellen, dass zum Beispiel die unterschiedlichen Interessensgruppen, Nicht-Regierungs-Organisationen vor Ort wirklich in einem klaren Verfahren eingebunden werden, mitbestimmen können. Weil dann gibt es sicherlich auch mehr Akzeptanz in der Bevölkerung für solche Bewerbungen."