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Meteorologen warnen
Unwettergefahr in Deutschland noch nicht gebannt

Vor allem im Süden Deutschlands müssen die Menschen noch bis Ende der Woche mit kräftigen Schauern und Gewittern mit Starkregen rechnen. In Hamburg wird nach dem schweren Sturm deutlich, welche Schäden er angerichtet hat.

08.06.2016
    Ein Blitz im Nachthimmel zwischen den Türmen der Commerzbank und der Helaba in Frankfurt.
    Ein Blitz im Nachthimmel zwischen den Türmen der Commerzbank und der Helaba in Frankfurt. (dpa / Frank Rumpenhorst)
    Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) haben vor neuem heftigen Starkregen und Hagel gewarnt, besonders in Baden-Württemberg, dem Saarland und dem westlichen Teil Bayerns. Dort seien wieder starke Niederschläge von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter möglich – teilweise so viel in den letzten Tagen. Auch zwischen der Eifel im Westen und dem Oderbruch im Osten Deutschlands kann es "unwetterartige Entwicklungen mit heftigem Starkregen und Hagel" geben.
    Aufräumen in Hamburg
    Von Dienstag auf Mittwoch gab es vor allem in Hamburg ein heftiges Unwetter. Die Experten des DWD gehen inzwischen davon aus, dass es sich tatsächlich um einen Tornado handelte, der im Osten der Stadt schwere Schäden hinterließ.
    "Alte Eichen sind wie Streichhölzer umgeknickt worden und sind auf Fahrzeuge und Häuser gekippt", berichtete Feuerwehrsprecher Jan Ole Unger. "Wir hatten auch einen Blitzeinschlag in ein Dach, das dann Feuer gefangen hat." Dächer wurden abgedeckt, Keller liefen voll Wasser. Bis nach Mitternacht rückte die Feuerwehr mit insgesamt tausend Männern und Frauen zu 254 Einsätzen aus. Verletzt wurde niemand.
    Ein Mann geht in Hamburg durch die Trümmer einer Gartenlaube.
    Ein Mann geht in Hamburg durch die Trümmer einer Gartenlaube. (dpa / Daniel Reinhardt)
    Weitere schwere Unwetter gab es auch in Baden-Württemberg. Zwischen dem Nordschwarzwald und Zollernalb, in der Ostalb und im Raum Karlsruhe führte Starkregen zu überfluteten Straßen und vollgelaufenen Kellern. In Nordrhein-Westfalen waren das Ruhrgebiet und das Münsterland betroffen. In Münster standen einige Autos bis zur Motorhaube im Wasser. Auch über Frankfurt am Main zog ein Gewitter.
    Debatte im Bundestag
    Der Bundestag hat in einer Aktuellen Stunde über die Unwetter diskutiert. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sagte, solche Wetterereignisse seien schon lange keine Einzelfälle mehr; durch den Klimawandel häuften sie sich. Man könne sich nicht die Frage stellen, was Klimaschutz koste, sondern man müsse sich die Frage stellen, was es koste, wenn man nicht handele.
    Hendricks betonte, konkret gehe es nicht nur um die Bekämpfung des Klimawandels, sondern auch um die Anpassung an seine Folgen - etwa einen besseren Schutz vor Hochwasser, eine bessere Vorhersage und Warnsysteme. Orte mit besonderem Risiko müssten identifiziert werden. Außerdem sollte eine vorsorgende Raum- und Flächennutzung etabliert werden. Man dürfe nicht immer mehr Flächen versiegeln.
    Verantwortlich ist das "Tief Mitteleuropa"
    Die nach heftigen Regenfällen deutlich angeschwollene Seine in Paris, im Hintergrund der Eiffelturm 
    Starke Regenfälle ließen auch die Seine in Paris anschwellen (AFP / KENZO TRIBOUILLARD)
    Ursache für die vielen Unwetter ist laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) eine Großwetterlage mit der Bezeichnung "Tief Mitteleuropa". Dieses Tief kann nicht abziehen, weil ein Dauer-Hoch über Skandinavien die übliche Zugbahn blockiert. "Ausmaß und Andauer des Unwettergeschehens sind absolut außergewöhnlich", schrieben DWD-Experten in einem Zwischenbericht.
    Probleme richtet das Tief auch in Frankreich an. Dort hat die Regierung nach Überschwemmungen die betroffenen Regionen zu Katastrophengebieten erklärt. In mehr als 780 Gemeinden gilt der Notstand, wie französische Medien unter Berufung auf das Kabinett in Paris berichten. Damit können die Betroffenen schneller entschädigt werden. Heftige Regenfälle hatten seit der vergangenen Woche zahlreiche Flüsse über die Ufer treten lassen. Fünf Menschen kamen ums Leben. Besonders viele Schäden gab es im Norden, der Region um Paris und an der Loire. Die Kosten werden auf mindestens 900 Millionen Euro geschätzt.
    (stfr/adi)