Dienstag, 23. April 2024

Archiv

Metro-Aufspaltung
Schluss mit dem Gemischtwarenladen

20 Jahre nach der Gründung der Metro AG macht der Konzern die Rolle rückwärts. Die verbliebenen Geschäftsteile werden voneinander getrennt. Das wird kurzfristig Stellen kosten, langfristig könnten jedoch wieder mehr Arbeitsplätze entstehen. Was noch fehlt: Der richtige Name.

Von Jörg Marksteiner | 06.09.2016
    Ein Verwaltungsgebäude von Metro in Düsseldorf.
    Ein Verwaltungsgebäude von Metro in Düsseldorf. (Rolf Vennenbernd/dpa)
    Seit zwei Monaten schon grübeln sie in der in der Hauptverwaltung, wie der Düsseldorfer Handelsriese, beziehungsweise das, was von ihm übrig bleibt, künftig heißen soll.
    "Ich mein, das ist hochgradig unwahrscheinlich, dass es keinen Bezug zu dem Namen Metro gibt. Weil der Bekanntheitsgrad dieser Marke natürlich außerordentlich groß ist. Und auch jegliche Sorge, dass wir mit einem Fantasienamen aus der Welt der Flora und Fauna kommen, ist unwahrscheinlich. Ich muss die Spannung halten, wir werden das im November bekannt geben", sagte Noch-Metro-Chef Olaf Koch heute in einer Telefonkonferenz.
    Zwei eigenständige Firmen an der Börse
    Im November soll vorgestellt werden, wie der Handelskonzern im Detail aufgeteilt wird. Mitte kommenden Jahres sollen beide Teile dann eigenständige Firmen an der Börse sein. Für die 220.000 Mitarbeiter beginnt die Veränderung viel eher: Schon ab Oktober arbeiten die beiden großen Metro-Teile im Alltag getrennt, die Unterhaltungselektronik mit den Marken MediaMarkt und Saturn und auf der anderen Seite die Lebensmittelsparte mit Real und den Metro-Großmärkten.
    "Wenn man auf diese beiden Geschäftseinheiten schaut, dann sieht man erstmal, dass sie sehr, sehr unterschiedlich sind, in dem, was sie tun. Und es offensichtlich nicht allzu viele Gründe gibt, diese Geschäftsmodelle zu kombinieren", weil es einfach wenig Überschneidungen gibt, etwa beim Einkauf, findet Koch.
    Dass sie unter dem Dach der Metro landeten, war eher Zufall: Als der Konzern vor genau 20 Jahren durch mehrere Zusammenschlüsse entstand, war er ein Sammelsurium von Firmen – die meisten sind längst verkauft: etwa die Adler-Modemärkte, die Baumarktkette Praktiker, der Computerhändler Vobis, der Kaufhof, Reno-Schuhe – sie alle gehörten mal zur Metro.
    "Machtverhältnis zwischen Händlern und Kunden hat sich tektonisch verschoben"
    Jetzt werden die letzten verbliebenen Sparten getrennt. Und das liegt am deutlich veränderten Kundenverhalten, sagte Koch: "Heute ist jeder Kunde in der Lage, so ziemlich alle Daten im Netz zu suchen und zu finden, daraus Information und Wissen zu generieren. Man kann schon fast sagen: Das Machtverhältnis zwischen Händler und Kunden hat sich tektonisch verschoben, erdrutschartig."
    Für die Händler mit stationären Geschäften bedeute das: Sie müssen frühzeitig neue Trends aufgreifen und viel schneller entscheiden – und das gehe alleine besser, wenn die Firmenteile nicht auf den Gesamtkonzern Rücksicht nehmen müssen – etwa bei Investitionen, Übernahmen und bei der Suche nach neuen Partnern.
    Das Ende der bisherigen Metro genau 20 Jahre nach ihrer Gründung müssen formal noch die Aktionäre beschließen – die Mehrheit beim Treffen im Februar gilt aber als sicher, weil drei große Familien-Clans, die als Großanleger rund 50 Prozent der Aktien besitzen, schon ihre Zustimmung signalisiert haben.
    Stellenabbau in Düsseldorf
    Unklar ist dagegen noch, wie viele Stellen durch die Aufteilung wegfallen. Mittelfristig soll die Trennung zwar zu neuen Jobs in beiden Firmen führen, sagt Koch – doch zunächst wird es in Düsseldorf, wo beide Teile ihre Verwaltung haben, zu einem Stellenabbau kommen. "Insofern gibt es zwei Seiten der Medaille. Es wird in Summe zu mehr Beschäftigung kommen. Aber es wird natürlich in Teilen des Unternehmens zu Effizienzen kommen und damit auch entsprechend zu Abbau." Wie viele Mitarbeiter es möglicherweise trifft, das soll im November fest stehen.