Donnerstag, 18. April 2024

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Metzner vs. Liminski
Ist die Gleichstellung von Homosexuellen richtig?

Der Bundestag hat am 30. Juni abgestimmt über das, was im Volksmund als "Ehe für alle" bezeichnet wird. Gemeint ist das Recht auf Eheschließung auch für gleichgeschlechtliche Paare. Ein Meilenstein im Kampf von Homosexuellen um Gleichberechtigung, sagen die einen. Ein Unding, denn die Ehe ist eine Sache zwischen Mann und Frau, meinen die anderen.

Helmut Metzner und Jürgen Liminski im Gespräch mit Karin Fischer | 15.07.2017
    Helmut Metzner, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (links) und Jürgen Liminski, Geschäftsführer iDAF, Institut für Demographie, Allgemeinwohl, Familie (rechts).
    Helmut Metzner und Jürgen Liminski,. (Deutschlandradio)
    Ist die völlige Gleichstellung erstrebenswert oder richtig? Dazu streiten Helmut Metzner, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland, und Jürgen Liminski, Journalist und Geschäftsführer des Instituts für Demographie, Allgemeinwohl, Familie, iDAF.
    Helmut Metzner:
    "Die Gleichstellung bleibt weiter notwendig und muss auch voran getrieben werden, weil auch die Homo- und Transphobie, die Abneigung gegen Homosexuelle und Transsexuelle, anhält. Wir erleben schon in den Schulen, dass Mobbing gegenüber Beschulten, die nicht mit der gängigen Auffassung konform gehen, erheblich ist und die Selbstmordrate unter Schülern und Homosexuellen höher ist als in der hetero-normativ geprägten Mehrheitsgesellschaft. Deshalb meinen wir, dass die fortgesetzte Gleichstellung Leben rettet und vor allem zur Befriedung der Gesellschaft beiträgt. Es geht ja nicht darum, Eheprivilegien der heterosexuellen Paare zu verteidigen, sondern die Frage zu stellen, ob gleiches Recht, das vom deutschen Gerichtshof und auch vom Bundesverfassungsgericht immer wieder hervorgehoben wird, nicht auch Anwendung finden soll für Menschen, die traditionellen Familienvorstellungen, die ja auch einem Wandel unterliegen, nicht entsprechen. Erst wenn bestehende Vorurteile gänzlich überwunden sind eines schönen Tages, kann aus hundertprozentiger rechtlicher Gleichstellung auch hundertprozentige gesellschaftliche Akzeptanz werden."
    Jürgen Liminski:
    Auf die Frage "Ist die Gleichstellung von Homosexuellen richtig?" sage ich Nein, sofern sich die Gleichstellung auf das Institut der Ehe bezieht - bei der Menschenwürde stellt sich die Frage erst gar nicht. Mein Argument ist sozio-anthropologisch: Bei allen 5000 Gesellschaften, die wir seit dem ersten Geschichtsschreiber Herodot kennen, war das konjugale Prinzip vorherrschend, das heißt die Paarung Mann-Frau war und ist der Kern der Gesellschaft, aus ihr entsteht die Generationenfolge, in ihr wurzelt die Identität der Familienmitglieder. Natürlich gibt es Ausnahmen, zum Beispiel den Frauentausch bei manchen Eskimo-Völkern, aber der Durchschnittsmensch ist eben kein Eskimo, Ausnahmen entstanden meistens aus Not. Bei den Beziehungen zwischen den Geschlechtern und Generationen handelt es sich also immer um die gleiche Grundstruktur, man findet sie in der Favela von Rio oder im Kaiserpalast von Tokio. Es ist nicht das Recht, das Gleichgeschlechtlichen gemeinsame Kinder verbietet, sondern die Natur.