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Leben auf der anderen Seite

Die Frau, die als erste Zeugin der Auferstehung Jesu gilt, steht im Zentrum des Bibelfilms "Maria Magdalena". Von prekären Verhältnissen nahe Disney World erzählt "The Florida Project". Um eine außerirdische Lebensform dreht sich alles im Science-Fiction-Abenteuer "Auslöschung".

Von Jörg Albrecht | 14.03.2018
    Natalie Portman (li.) und Tessa Thompson in Alex Garlands Science-Fiction-Film "Auslöschung"
    Natalie Portman (li.) und Tessa Thompson in Alex Garlands Science-Fiction-Film "Auslöschung" (imago/Peter Mountain)
    "Maria Magdalena" von Garth Davis
    "Ich werde bei dir sein. Ich werde dich nicht verlassen."
    "Maria. Du wirst meine Zeugin sein."
    Von bedingungsloser, gegenseitiger Liebe zeugen die von Maria Magdalena und Jesus gehauchten Worte. Aber wer war die Frau, die Gottes Sohn und seine Jünger nach Jerusalem begleitet hat? Im Film von Garth Davis, der sie, wie schon der Titel verspricht, in den Mittelpunkt rückt, ist Maria Magdalena weder Hure noch Sünderin. Aber er macht sie auch nicht zu Jesu Ehefrau. Eine These, die beispielsweise Dan Brown in seinem Roman "Sakrileg" verfolgt. Was Garth Davis stattdessen zeigt, ist eine große Nähe und die spirituelle Einheit zwischen Maria Magdalena und Jesus.
    "Ich glaube, er fürchtet sich davor, was Gott als nächstes von ihm verlangt."
    "Der Rabbi fürchtet gar nichts."
    "Ich bin froh, dass er demütig ist."
    Das eindrücklichste Bild für diese Verbundenheit findet der Film in der Szene des letzten Abendmahls, in der Maria unmittelbar an Jesu Seite sitzt, ihm näher als jeder seiner Jünger. Es wäre falsch, dies als feministischen Ansatz zu deuten. Vielmehr ist es eine überfällige Neuinterpretation, die der Überlieferung womöglich am nächsten kommt und die sich nicht zuletzt in der Hervorhebung Maria Magdalenas durch Papst Franziskus ausdrückt. Vor zwei Jahren hat sie der Pontifex als "Apostelin der Apostel" gewürdigt.
    Vor allem dank Rooney Mara, die Maria Magdalena sowohl Willensstärke als auch Zartheit verleiht, und Joaquin Phoenix, der die Einsamkeit seiner Christus-Figur spüren lässt, gelingen dem Film intensive zwischenmenschliche Momente. Die lassen jede christliche Ikonografie aus 2000 Jahren Kirchengeschichte vergessen.
    "Maria Magdalena": empfehlenswert
    "Auslöschung" von Alex Garland
    "Sie schicken Drohnen und Truppen rein. Aber nichts kommt zurück."
    "Das stimmt nicht ganz."
    Denn der Ehemann der Biologin Lena ist zurückgekehrt aus der Area X, wie das abgeschirmte Gebiet an der US-Atlantikküste genannt wird. Allerdings mehr tot als lebendig. Als Soldat gehörte er einem Erkundungstrupp an, der seltsamen Phänomenen in der Sperrzone auf den Grund gehen sollte. Bei diesen Erscheinungen handelt es sich um Mutationen, die in rasender Geschwindigkeit Fauna und Flora verändern und diese zu neuartigen Kreaturen verbinden. Der Mensch ist davon nicht ausgenommen.
    "Es zerstört einfach alles."
    "Nein, es zerstört nicht. Es erschafft etwas Neues."
    Ein rein weibliches Wissenschaftsteam, darunter auch die von Natalie Portman gespielte Lena, will sich selbst ein Bild von den Mutationen machen und begibt sich in die ständig wachsende, von einer plasmaartigen Wand umgebene Zone.
    Wie schon in seinem Spielfilmdebüt "Ex Machina" nutzt Regisseur Alex Garland erneut den Science-Fiction- und Horrorfilm für einen klugen evolutionstheoretischen Diskurs mit surrealen und verstörenden Momenten. Die DNA von "Auslöschung" setzt sich aus einer Kette anderer Genreklassiker zusammen, wie "Das Ding aus einer anderen Welt" und "Alien" und mutiert ihrerseits zu einem neuen Meilenstein des Science-Fiction-Films.
    "Auslöschung": herausragend
    "The Florida Project" von Sean Baker
    "Noch einmal und ihr fliegt raus. Der Sommer hat noch nicht richtig begonnen und da liegt schon ein toter Fisch im Pool."
    "Das war ein Experiment. Wir wollen ihn wieder lebendig machen."
    Obwohl gerade einmal sechs Jahre alt, ist Monee nicht auf den Mund gefallen. Für das Mädchen und seine Freunde ist das Motel, in dem sie leben, der perfekte Abenteuerspielplatz. Nicht unbedingt zur Freude von Bobby, dem von Willem Dafoe gespielten Manager der Anlage. Bobby ist die Seele des Motels, in dem Menschen ihr zu Hause haben, die am Rand der Gesellschaft stehen.
    Schauplatz von "The Florida Project" ist ein heruntergekommenes Viertel in Orlando, nicht weit entfernt von Disney World und doch gefühlt auf einem anderen Planeten. Fast könnte man glauben, mit "The Florida Project" einen Dokumentarfilm über prekäres Leben in den USA zu sehen. So authentisch das auch sein mag: Es fehlen klassische Handlungslinien. Bei knapp zwei Stunden Filmlänge ist das ein wenig ermüdend.
    "The Florida Project": akzeptabel