Eröffnung Leipziger Buchmesse

Die Ideen der Extremisten entlarven

Die Leipziger Buchmesse 2018
Die Leipziger Buchmesse 2018 © dpa-Zentralbild/Sebastian Willnow
Kolja Mensing im Gespräch mit Elena Gorgis · 15.03.2018
Die Leipziger Buchmesse ist eröffnet. Dabei wurde die norwegischen Autorin Åsne Seierstad für ihr Buch über den rechtsextremen Attentäter Breivik mit dem Preis für Europäische Verständigung ausgezeichnet. Auch ansonsten war das Thema "Auseinandersetzung mit Rechts" präsent.
Über die Reaktionen einiger Leute im Publikum war unser Literaturredakteur Kolja Mensing dann doch überrascht. Denn die Leipziger Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (Die Linke) wurde bei der Eröffnung der Buchmesse ausgebuht, als sie ein kritisches Wort zur Kulturpolitik der AfD äußerte:
"Sanfte Kritik an nationalchauvinistischen kulturreaktionären Positionen findet im Jahr 2018 auf der feierlichen Eröffnung einer Buchmesse nicht nur freundlichen Beifall, sondern laut und deutlich hörbar, Widerspruch von rechts."

Börsenverein mit klarer Haltung

Der Streit um rechte Verlage auf der Buchmesse spielte bei der Auftaktveranstaltung auch sonst eine wichtig Rolle. Heinrich Rietmüller, der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchandels machte die Position der Branchenvertretung deutlich: Buchmessen seien keine Filterblasen, sondern spiegelten wider, was in der Gesellschaft vor sich gehe. Seit Einzug der AfD seien das rechte Positionen und damit müsse es auch rechte Verlage auf der Buchmesse geben. Wenn die Gesellschaft Meinungsfreiheit ernst nehme, müsse man diese auch denjenigen eingestehen, deren Meinung und Werte man nicht teile.
"Gleichzeitig hat Rietmüller allerdings deutlich gemacht, dass der Börsenverein inhaltlich eine klare Haltung hat, nämlich gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus", betont Kolja Mensing.

Würdige Buchpreisträgerin

Besonders gelungen war für Mensing, dass der Buchpreise zur Europäischen Verständigung an die norwegische Autorin Åsne Seierstad ging. Sie habe versucht, in ihrem dokumentarischen Roman "Einer von uns. Die Geschichte eines Massenmörders" den Weg des norwegischen Attentäters Anders Breivik zu rekonstruieren, der 2011 76 Menschen ermordet hat. Mensing:
"Das Herausragende an diesem Buch ist, dass Seierstad nicht urteilt und psychologisiert, sondern sehr genau recherchiert hat, was alles schief gehen kann, wenn ein junger Mensch in eine eigentlich intakte Gesellschaft hineinwächst."

Lösung gegen rechte Ideen

Die Preisträgerin sprach über Rechtsextremismus und erläuterte, was man gegen die Zunahme von Rechtsextremismus in Europa machen könne. Einen gangbaren Weg habe Seierstad der Sagenwelt ihrer Heimatlandes entnommen: "Die Trolle verwandeln sich in Steine, wenn sie von der Sonne getroffen werden. Das müssen wir auch mit den Extremisten tun. Wir müssen sie herauslocken ans Tageslicht und ihre Ideen unter die Lupe nehmen und entlarven."
Dass man sehr genau zuhören und radikale rechte Ideen verstehen müsse, bevor man ihnen entgegentrete, sei aber nicht nur auf ein positives Echo gestoßen. Kolja Mensing:
"Es ist natürlich einfacher sich für Toleranz und Menschenrechte auszusprechen, als sich tatsächlich mit den Ideen und Überzeugungen aus dem rechten Spektrum zu beschäftigen. Denn das hieße, dass man rechten Positionen ersteinmal Platz einräumen müsste, in der Hoffnung, dass sie dann wie die Trolle im Märchen im Licht der Öffentlichkeit zu Steinen werden."
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