Donnerstag, 28. März 2024

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Michael Gwisdek gestorben
Regisseur Robert Thalheim: "Er war ein stolzer Ostler"

Michael Gwisdek sei ein brillanter Komödiant gewesen, einer der größten, die es im deutschen Kino gibt, sagte der Regisseur Robert Thalheim im Dlf. Sein fantastisches Talent für Slapstick habe sich verbunden mit Herz und Tragik.

Robert Thalheim im Gespräch mit Änne Seidel | 23.09.2020
Der Schauspieler Michael Gwisdek, aufgenommen am Rande der MDR Talkshow "Riverboat" am 11.05.2012 in Leipzig.
Der Schauspieler Michael Gwisdek (picture alliance / dpa-Zentralbild / Tom Schulze )
Michael Gwisdek wurde 1942 in Berlin geboren und wusste früh, dass er Schauspieler werden wollte. Er musste aber erstmal in einem Industriebetrieb arbeiten und begann 1968 sein Studium an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin. Er spielte in Chemnitz, seit den 70er-Jahren an der Berliner Volksbühne und im Deutschen Theater, unter anderem in Stücken von Heiner Müller. Der Regisseur Hark Bohm holte ihn für Filme in den Westen. Nach der Wiedervereinigung folgten Filme mit Andreas Dresen, in dessen Komödie "Good Bye Lenin" er den Schuldirektor Klapprath spielte, und Matti Geschonneck, in dessen "Boxhagener Platz" er einen ehemaligen Spartakusbund-Kämpfer verkörperte. Er wurde schnell zum Publikumsliebling und galt als Ausnahmeschauspieler. 2016 spielte er einen ehemaligen DDR-Agenten in Robert Thalheims Film "Kundschafter des Friedens".
Leidenschaft für den Witz
Er habe es geliebt, auf der Bühne, vor Publikum zu stehen, sagte Robert Thalheim im Dlf: "Es war schon lange mein Traum, mit ihm zusammenzuarbeiten". Die Lacher der Crew bei den Dreharbeiten seien ihm oft wichtiger gewesen als das filmische Projekt, das am Ende dabei herauskommen sollte. Er habe diese Rolle geliebt und ein große Leidenschaft für den Witz gehabt: "Er war ein brillanter Komödiant, da hat einfach sein großes Talent gelegen und dafür hat auch sein Herz geschlagen". Da habe es niemanden wie ihn gegeben.
Ein stolzer Ostler
Er sei ein stolzer Ostler gewesen und habe das in vielen Filmen verarbeitet: "Er war schon in der DDR eine Kino-Legende und hat das auch ganz toll verkörpert wie in 'Good Bye Lenin'. Diese Figur des ehemaligen Ostlehrers, der wahnsinnig witzig seine Tragik im Alkohol ertränkt, dass er nie über die Wende hinweg gekommen ist und dabei aber auch beides zeigt, diese Tragik aber auch den Schalk darin."
Das sei auch wichtig gewesen in "Kundschafter des Friedens", in dem er einen alten Ost-Agenten spielt, der sagt, wir waren auch mal besser als der Westen, jedenfalls als Agenten. Dass ist das, was Michael Gwisdek in so vielen Rollen ausgemacht habe, dass er den Schmerz verkörpert hat, der darin liegt, dass eine Biographie auch mal anders verlaufen ist, aber dass er das mit viel Humor gemacht hat. Das habe ihn neben Henry Hübchen zur Idealbesetzung für die Komödie "Kundschafter des Friedens" gemacht. Die beiden engen Freunde hätten sich gegenseitig epische Schlachten geliefert, darum, wer lustiger durch eine Tür gehen kann.