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Microsoft
Massive Stellenstreichungen drohen

Nach der Übernahme von Nokia durch Microsoft war schon klar, dass wohl Jobs abgebaut werden. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge sind massive Stellenstreichungen geplant. Wenn die Gerüchte stimmen, dann wäre es der größte Stellenabbau in der Geschichte des Unternehmens.

Von Michael Braun | 15.07.2014
    Noch hat Microsoft es nicht bestätigt. Aber es klingt plausibel, dass der Softwarekonzern nach der Übernahme des Mobiltelefonkonzerns Nokia massiv Stellen abbauen will. Die Finanzchefin des Unternehmens, Amy Hood, hatte bei der jüngsten Quartalsbilanz zwar nicht die Zahl einzusparender Stellen benannt, aber doch wirtschaftliche Ziele in Dollar berichtet:
    "Wir bleiben dabei, mindestens 600 Millionen Dollar durch Synergieeffekte einsparen zu wollen und dies binnen 18 Monaten nach dem Abschluss der Übernahme."
    Die Frist läuft. Denn Nokia ist mit viermonatiger Verspätung Ende April in den Microsoftkonzern integriert worden. Damit stieg die Zahl der Konzernbeschäftigten um rund 30.000 auf 127.000. Angeblich, so die Nachrichtenagentur Bloomberg, sollen nun mehr Stellen gestrichen werden als bei der Welle vor fünf Jahren, als knapp 6.000 Arbeitsplätze wegfielen. Waffa Moussavi-Amin, Analyst bei IDC Central Europe, hält solche Berichte für plausibel:
    "Einerseits gibt es Überschneidungen zwischen Nokia-Mitarbeiten und Microsoft-Stellen, in erster Linie auf der administrativen Seite, auf der Seite von Marketing und Vertrieb. Dort gibt es klare Überschneidungen. Andererseits ist Microsoft dem Konkurrenzdruck ausgesetzt. Wenn man das vergleicht mit Wettbewerben wie Google oder Apple, die deutlich weniger Mitarbeiter haben und dementsprechend auch wesentlich höhere Margen pro Kopf - dann ist das einfach ein nachvollziehbarer Schritt."
    Der neue, seit Februar amtierende Vorstandschef von Microsoft, Satya Nadella, hat sich bislang nicht konkret geäußert. Was er die Mitarbeiter vorige Woche im hausinternen Blog wissen ließ, klang nicht gerade gemütlich: Microsoft bewege sich in einer Industrie, in der Tradition nichts und Innovation alles sei:
    "Our industry does not respect tradition. It only respects innovation."
    Beide Unternehmen, Nokia wie Microsoft, seien bei wichtigen Trends nicht vorne dran gewesen, sagt Analyst Moussavi-Amin: Nokia habe die Smartphone-Welle zunächst wenig beachtet, Microsoft das Geschäft mit mobilen Diensten und Mietsoftware in der Cloud. Deshalb müssten jetzt wohl beide Federn lassen:
    "Beide Unternehmen haben deutlichen beziehungsweise starken Nachholbedarf. Da ist es recht schwierig zu sagen, wer die Nase eher vorn hat. Es wird wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass Microsoft als das übernehmende Unternehmen einen leichten Vorteil besitzt."
    Microsoft-Chef Nadella will sich konkreter erst am 22. Juli äußern. An der Börse gibt die Aktie heute leicht nach, aber weniger als andere Technologietitel. Und seit Jahresbeginn hat sie um rund 15 Prozent zugelegt - sicher im Vorgriff auf die angekündigten Synergieeffekte.