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Militärtransporter A 400 M
Einsatz mit gestutzten Flügeln

Der Militärtransporter A 400 M von Airbus ist der neue Stolz der französischen Luftstreitkräfte. Fünf Maschinen nutzen sie bereits seit 2013. Doch den Flugzeugen fehlen immer noch etliche militärische Komponenten.

Von Ursula Welter | 22.10.2014
    Oberstleutnant Le Floch ist eine Frau.
    "Bienvenue..."
    Eine von zwei Transall-Pilotinnen am Standort Orléans. Helle, wache Augen, blau-weiße Uniform. Ohrringe. Sie war in Mali im Einsatz, schult Theorie und bildet für die Praxis aus - auch für den Kampfeinsatz.
    Solène Le Floch öffnet das Tor im Zaun. Ein Gelände eigens für den A 400 M, der Traditions-Stützpunkt der französischen Luftstreitkräfte hat den Bauern umliegende Ackerfläche abgekauft.
    In den flammneuen Gebäuden ist der erste Simulator untergebracht. Kampfjetpiloten und Piloten für die "Falcon" des Staatspräsidenten könnten hier üben, aber in erster Linie wird der Flug im A 400 M simuliert, für französische und deutsche Piloten.
    Eine Frau in Uniform steht vor zwei Bildschirmen und erläutert etwas.
    Oberstleutnant Solène Le Floch im Schulungsraum (Deutschlandradio/Ursula Welter)
    Oberstleutnant Le Floch stellt Major Carsten Golusinski vor. Er kann den A 400 M bereits fliegen, ist als Austauschoffizier in die französischen Streitkräfte integriert, darf unter französischer Flagge fliegen:
    "Die Einsätze müssen sich natürlich decken mit den deutschen Einsätzen."
    Afghanistan ginge, Irak ginge nicht.
    NATO-Geheimnisbereich, Oberstleutnant Le Floch muss ihren Geheim-Code eingeben. Im Gebäude wartet Ausbilder Christophe Puibeni.
    "Mechanik gegen Elektronik"
    Eine Grundausbildung, dann für jedes Land, je nach Anforderung, eine andere Schulungsschicht, aber am Ende, sagt Puibeni, geht es darum, die Piloten für den Kampfeinsatz auszubilden, Piloten, die die Militärtransporter selbst bei Nacht und unter allen Bedingungen be- oder entladen können.
    Der A 400 M, sagt Oberstleutnant Le Floch, ändere alles:
    "Bei der Transall haben wir über Öl für den Motor gesprochen, hier wird der Pilot zum Systemmanager - Mechanik gegen Elektronik. Wo früher die Hydraulik wirkte, gibt jetzt der Computer den Befehl an die Steuerflächen weiter."
    Die Maschine ist ein komplexes Flugzeug, mit allen Finessen und Möglichkeiten der zivilen Luftfahrt ausgestattet, nur: Wichtige, militärische Komponenten fehlen noch. Sicher", räumt der französische Offizier ein, ein wenig enttäuschend sei das schon, dass etwa Fallschirmspringer noch nicht abspringen und Material noch nicht abgeworfen werden kann.
    "Die Auftraggeber für den A 400 M sind halt mehrere Länder, die unterschiedliche Auffassungen von Militärtransporten haben."
    Nächstes Jahr werde das Flugzeug aber wohl alle taktischen Anforderungen besitzen, gibt sich Puibeni optimistisch.
    Draußen auf dem Flugfeld stehen zwei der fünf französischen A 400 M auf dem Rollfeld in der strahlenden Sonne. Frankreich hat die Maschinen bereits im Irak erprobt, setzt sie in Afrika ein.
    Oberstleutnant Francois Brun führt, wie ein stolzer Vater, um das Flugzeug, auf die Ladefläche, die Stufen hoch ins Cockpit.
    "Logistischer Vorteil ist immens"
    Ein französischer Panzer "Leclerc" passe zwar nicht hinein, zu schwer, aber ansonsten nur Lob. 18 Meter lang ist der Frachtraum, Hubschrauber, kleine Panzer hätten Platz, Container, medizinisches Material, das Flugzeug ist so ausgelegt, dass es zur fliegenden Intensivstation werden kann.
    Brun kommt gerade aus Djibuti zurück, mit der Transall ging das früher so: Beladen in Orléans, Zwischenlandung auf Kreta, Übernachtung, Zwischenlandung Ägypten, dann Dschibuti.
    "Letzte Woche war ich binnen acht Stunden da", schwärmt Brun.
    Die Verzögerung des Militärprojekts, die Kostensteigerungen, Triebwerksprobleme, die Uneinigkeit der Staaten in puncto Ausrüstung, die fehlenden taktischen Möglichkeiten bis heute - hier in Orléans wollen die Piloten davon nicht viel wissen.
    "Die sind sehr stolz auf das was sie mit dem A 400 M haben, und meines Erachtens können sie es auch sein, weil der logistische Vorteil ist jetzt schon immens - es gibt sicher Probleme, aber der Ansatz ist durchaus anders, sehr positiv und das wünsche ich mir auch im Deutschen natürlich... Das Ziel ist aber eigentlich, dass die Maschinen identisch ausgerüstet sind. Bei der Transall hat es sich irgendwann auseinander bewegt, das soll beim A 400 M nicht sein."
    Zukunftsmusik. Und während die neue Generation der europäischen Militärtransporter in der Sonne funkelt, macht sich die ganze Truppe auf den Weg an die Töpfe - Mittagszeit am Luftwaffenstützpunkt Orléans.