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Konferenz in Paris
Eindringlicher Appell zum Artenschutz

In Paris kommt zum siebten Mal der Weltbiodiversitätsrat zusammen. Die Wissenschaftler sollen Handlungsempfehlungen für die Politik liefern, um möglichst viele Tier-und Pflanzenarten zu erhalten. Auch der Gastgeber selbst hat dabei allerdings noch Nachholbedarf.

Von Christiane Kaess | 29.04.2019
Eine Biene auf der Blüte einer Rosa roxburghii
Auf französischem Gebiet finden sich zehn Prozent der weltweiten Tier- und Pflanzenarten. Rund ein Viertel davon ist bedroht. (picture-alliance / dpa / chromorange / Dirk Daniel Mann)
Zu den Klängen einer dramatischen Musik laufen Mädchen in silbernen Kleidern durch die Reihen der Teilnehmer. Die tanzenden Kinder verkörpern bei der Eröffnungszeremonie die künftigen Herausforderungen für den Artenschutz. Vertreter von mehr als 130 Staaten sind in Paris zusammengekommen. Nach eingehenden Beratungen in den kommenden Tagen wollen sie einen umfangreichen Report absegnen über den Zustand der Tier-und Pflanzenwelt auf der Erde.
Artensterben erreicht nie gekanntes Ausmaß
Drei Jahre haben mehrere hundert internationale Wissenschaftler für den Bericht zusammengearbeitet. Fest steht für sie, dass sich in den vergangenen 50 Jahren das Artensterben beschleunigt hat - bis zu einem nie da gewesenen Ausmaß. Biodiversität trage aber essentiell dazu bei, dass die Menschheit genug zu essen und zu trinken habe, heißt es in der Ankündigung der Konferenz, dass sie gesund bleibe und gegen Wetterextreme geschützt werde. Wenn 2050 an die zehn Milliarden Menschen auf der Erde lebten, könne die Natur das nur aushalten, wenn sich unsere Lebensgewohnheiten änderten.
Frankreich ist Gastgeber der Konferenz und Emmanuel Macron will laut Regierungskreisen das Engagement für die Biodiversität auf die gleiche Stufe heben mit dem Kampf gegen den Klimawandel. Aber schon da stellen Umweltschützer dem französischen Präsidenten ein schlechtes Zeugnis aus: "Macron hat keine konkreten Maßnahmen genannt, wie er gegen den Klimawandel vorgehen will", kritisiert Lorelei Limousin vom Aktionsnetzwerk Klima die Ankündigungen des Präsidenten von letzter Woche.
Damit reagierte er auf die Proteste der Gelbwesten. Die Umweltpolitik – so die Kritik – kam dabei so gut wie gar nicht vor. Der Präsident hat zwar einen sogenannten Rat zur Verteidigung der Umwelt angekündigt, dem mehrere Ministerien angehören sollen. Piere Cannet von der Naturschutzorganisation WWF Frankreich fragt aber:
"Was machen denn dann die anderen Ministerien? Die Energiewende sollte jede Woche im ganzen Kabinett umgesetzt werden."
Gemeinsamer Befund als Basis für politische Maßnahmen
Bei der Konferenz zur Biodiversität will die Regierung nun dennoch mit gutem Beispiel vorangehen und nennt ihre tragende Rolle beim Weltklimaabkommen von Paris 2015. In der französischen Zeitung "Le Parisien" wiesen der französische Umweltminister Francois de Rugy und die Forschungsministerin Frédérique Vidal in einem Meinungsartikel darauf hin, dass ohne einen gemeinsamen Befund der Wissenschaftler die Entscheidungsträger weltweit keine vernünftigen Beschlüsse zum Tier- und Artenschutz fassen könnten.
Die beiden Politiker rufen dazu auf, diese Konferenz als Geburtsstunde für eine außerordentliche Mobilisierung zu nutzen. Bei der 2020 anstehenden Weltkonferenz zur Biodiversität in China werde man ambitionierte Maßnahmen einbringen, um gegen die Erosion des Ökosystems vorzugehen. Schon 2018 hat sich die französische Regierung das Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren keinerlei Tier-oder Pflanzenarten im eigenen Land mehr zu verlieren.
Viel Arbeit vor der eigenen Haustür
Allein Frankreich beherbergt mit seinen Küstengebieten, den Alpen und mit den Überseegebieten, wo es Korallenriffe und Regenwald gibt, zehn Prozent der weltweiten Pflanzen-und Tierarten. Aber ein Viertel davon ist bedroht. Deshalb kritisieren zahlreiche Umweltorganisationen auch hier, dass das Land selbst seine Hausaufgaben in Sachen Artenschutz nicht macht. Es fehle schlicht der politische Wille, heißt es auf Seiten der Naturschützer. Der Artenschutzplan für das Land sei viel zu unkonkret. Auch die Europäische Kommission kritisiert, dass zum Beispiel Schutzgebiete von Vögeln durch die Jagd gefährdet sind.