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Fußball
Super League durch die Hintertür?

Die Gründung einer "European Super League" war bisher nur eine Drohkulisse einiger europäischer Top-Klubs. Aus deutscher Sicht gab es in der Diskussion immer ein Tabu: An der Bundesliga und dem Samstag als Spieltag soll nicht gerüttelt werden. Das könnte sich bald ändern.

Von Hendrik Maaßen | 16.04.2019
Dortmunds Torwart Roman Bürki (l.), Ömer Toprak und Mahmoud Dahoud (r.) stehen nach dem 3:0 durch Fernando Llorente (2.v.r.) auf dem Rasen. Foto: Bernd Thissen/dpa | Verwendung weltweit
Milliarden für TV-Rechte, hunderte Millionen für Spielertransfers: Die Vermarktung des Fußballs scheint grenzenlos. (dpa)
Vor gut einer Woche saßen Karl Heinz Rummenigge und Hans Joachim Watzke beim Bezahl-Sender Sky auf dem Sofa. Nachdem das Tagesgeschäft besprochen ist, nimmt das Gespräch eine interessante Wendung. Unter beständigem Liebkosen der Bundesliga berichten die Bosse der beiden wichtigsten deutschen Vereine, wie sehr doch "Klubs aus dem Süden Europas" Veränderungen wollten, denen man sich nicht komplett entziehen könnte. Als der Moderator ihn auffordert Champions-League-Spiele am Samstag auszuschließen, muss Karl Heinz Rummenigge lachen: "Ja, ich meine, wir sind auch nur zwei Stimmen in einem Verbund von ich weiß nicht wievielen Top-Klubs."
So zurückhaltend tritt der langjährige Präsident der Europäischen Klubvereinigung ECA sonst nicht auf. Und Watzke pflichtet ihm bei.
"Wir müssen auch erkennen, dass in Spanien, in Italien - die absoluten Top-Klubs haben ein anderes Verhältnis zu ihrer Liga, wie das in Deutschland der Fall ist. Das ist vielleicht nicht so gefühlig, und vielleicht ist das auch ökonomischer orientiert."
Mit böser Absicht könnte man dem BVB-Geschäftsführer hier Publikumsbeleidigung vorwerfen.
"Ich glaube, was Aki sagen wollte ist. Es wird die ein oder andere Kröte geben, die man Schlucken muss um das große Ganze zu erhalten."
Klubs stehen vor einem Dilemma
Die Leidensfähigkeit der traditionsbewussten deutschen Fußballs-Fans hat sich in der Vergangenheit als groß herausgestellt. Egal welche Reform, die Gewinnkurve zeigte stets nach oben. Für den Wirtschaftswissenschaftler Henning Zülch unterschätzen die beiden Bosse dennoch eine erhebliche Gefahr. Denn das Ziel einer elitären europäischen Liga ist: "Die Nachhaltigkeit der Einnahmenseite zu generieren, durch sichere Plätze und durch ein sicheres Auftreten auf internationaler Bühne. Und das hat nichts aber auch gar nichts zu tun mit dem Fußball, wie wir ihn verstehen."
Denn das ist: Samstag, 15:30, Bundesliga. Zülch hat an der HHL Leipzig Graduate School eine Studie durchgeführt die das bestätigt: "Wir wollen ja das Stadionerlebnis. Wir wollen die Fanwohlmaximierung, das ist das, was uns auszeichnet in Deutschland im Vergleich zu den anderen europäischen Ligen."
Das heißt: Die erfolgreichsten deutschen Klubs stehen vor einem Dilemma: Gehen sie den Weg in eine elitäre europäische Liga nicht mit, verlieren sie. Machen sie mit, verlieren sie auch. Zuhause.
"Was wir momentan sehen, ist ein Kurzfristdenken, denn auch diese Super League, oder wie sie auch immer genannt wird, ist ja nur ein kurzfristiges Element um Sicherheit auf der Ertragsseite zu schaffen. Denn nach zwei, drei Jahren ist auch dieses Konstrukt wieder obsolet. Dann muss man sich wieder etwas Neues einfallen lassen. Und irgendwann hat man keine Lust mehr und dann geht man auch nicht mehr ins Stadion und das wird dann auch in der Bundesliga passieren."
"Genießt die Bundesliga, solange es sie noch in dieser Form gibt", möchte man den Fans aktuell zurufen.