Freitag, 29. März 2024

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Mir fehlt etwas, das fühl' ich gut

Meine Sehnsucht, deine Sehnsucht ... - von Balalaika bis Yesterday, Taiga und Heimat, Meer und Mondschein über Liebe und Frieden, Wahrheit oder Tod reicht die Skala unserer ganz persönlichen Sehnsüchte. In dem schillernden Panoptikum der Bilder, Farben und Töne gibt es dennoch einen gemeinsamen Nenner: das heftige, elementare Verlangen nach etwas schwer oder gar nicht Erreichbarem, nach dem Überschreiten der eigenen Grenzen. Wer die Sehnsucht kennt, weiß natürlich auch, dass sie mit Leid verbunden sein kann – nicht nur Verliebte können ein Lied davon singen! Was aber wäre ein Leben ohne den Traum von fernen schönen Dingen, ein Leben, dem die Sehnsucht fehlt?

Von Heide Hollmer | 20.03.2004
    Sibylle Berg
    Ende gut.
    Roman. 2004. -KIEPENHEUER & WITSCH-
    Ende gut - so viel verspricht Frau Berg in ihrem Roman. Ein radikales Jahrhundertwerk - zumindest eines, das sich auf dieses Jahrhundert, das junge Ding, versteht: Katastrophen, Bombenterror, islamistische Fundamentalisten, und mittendrin: immer wieder die Menschen, kleine und große, dieser ganze erbärmliche Haufen eben. Darunter die Heldin dieses Buches.

    Eine Frau so um die vierzig - 'das sagt man heute so auf Partys, zu denen einen keiner einlädt, noch nicht mal zu verdammten Steh-Partys oder Event-Manager-Geburtstagen lädt einen eine Sau ein' - egal, also, eine Frau, die Heldin dieses Romans, sieht, dass alles den Bach runtergeht: Flutkatastrophen vorm Fenster und im Fernseher, mal wieder bricht eine neue Seuche aus, irgendwas mit Hautausschlag und Sterben, ihren Job in irgendeiner Agentur ist sie los, nun denn. Die Menschheit ist immer Scheiße gewesen. Und nun geht eben die Welt unter. Etwas Besseres kann nicht passieren. In einem Caf explodiert eine Bombe, die Heldin mittendrin. Sie schält sich aus den Trümmern und macht sich auf, das Glück oder zumindest ein Leben zu suchen. Durch die Ödnis der deutschen Provinz, über Weimar, Berlin und Amsterdam, gelangt sie schließlich in Begleitung ihres stummen Freundes nach Finnland, wo sie nicht nur auf einen überraschend freundlichen Menschenschlag trifft, sondern auch etwas findet, was ihr erlaubt, wie ein Mensch zu leben. Friedlich und gut.

    Der lang erwartete, große Roman von Sibylle Berg ist ein polyphones Sprachkunstwerk: Unverwechselbar im Ton, radikal und zärtlich, bestürzend und beglückend, wird er sich in die deutsche Gegenwartsliteratur einschreiben.

    Sibylle Berg
    Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot
    1 Audio-CD
    55 Min.. Hörspielbearb. u. Regie: Beate Andres; Sprecher: Sophie Rois, Dagmar Sitte, Christian Berkel u. a..
    2003. -DHV DER HÖRVERLAG-
    Homepage von Sybille Berg

    Thomas Brussig
    Wasserfarben.
    Roman. Aufbau Taschenbücher Nr.2009.
    5. Aufl. 2003 -AUFBAU TB-
    Bevor Thomas Brussig mit "Helden wie wir" und "Sonnenallee" überwältigende Erfolge feierte, war unter einem Pseudonym sein erster Roman "Wasserfarben" erschienen: Es ist die trotzige, traurige, komische Geschichte eines Abiturienten, der nicht so recht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Ein Buch übers Erwachsenwerden, in dem der Held wie schon Generationen vor ihm bei Salinger, Kerouac oder Plenzdorf lässig-ironisch die großen Sinnfragen stellt, aber mit seinen Problemen ziemlich allein dasteht. Der Roman, den Brussig schrieb, weil er ihn selbst mit zwanzig hätte lesen wollen.
    Thomas Brussig
    Leben bis Männer
    Fischer Taschenbücher Bd.50675.
    2003. -FISCHER (TB.), FRANKFURT-
    Einer packt aus. Mehr als zwanzig Jahre war er der Stratege am Rand, im Training ein harter Knochen, auf dem Platz ein Erlöser. Sein Verein hieß einst "Tatkraft Börde", sein Beruf ist Fußballtrainer. Jetzt zieht er vom Leder, und es gibt kein Halten: Weil einer seiner Spieler vor Gericht gestellt wurde, hat die Mannschaft den Aufstieg nicht geschafft. Nach "Helden wie wir und "Am kürzeren Ende der Sonnenallee" hat Thomas Brussig nun den Aufschrei eines Menschen aus der Provinz aufgezeichnet. "Leben bis Männer" ist der Monolog eines Mannes, der ein enger Verwandter des Kontrabassisten von Patrick Süskind sein könnte. Ein Fußballtrainer aus der Provinz rechnet ab. Ein leidenschaftlicher Monolog voll absurder Volten und mitreißender Komik- das ostdeutsche Pendant zum "Kontrabass" von Patrick Süskind.

    Heinz Czechowski
    Der Garten meines Vaters.
    Landschaften und Orte. Schriften Bd.2.
    2003. -GRUPELLO-
    Heinz Czechowski
    Was mich betrifft
    Gedichte. 2002. -BUCH & MEDIA; LYRIKEDITION 2000-
    Heinz Czechowski
    Seumes Brille
    Gedichte. 2002. -GRUPELLO-

    Alexa Hennig von Lange
    Woher ich komme.
    Roman. 2003. -ROWOHLT, BERLIN-
    Ein Sommer der Erkenntnis: Eine junge Frau Anfang dreißig fährt mit ihrem Vater in das Ferienhaus, in dem die Familie früher Urlaub machte. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, und im Rückblick offenbart sich ein vielschichtiges Familiendrama... Wieder einmal widmet sich Alexa Hennig von Lange einem großen Thema mit viel Gespür für den richtigen Ton: dicht, lakonisch und deshalb umso berührender.


    Mit den wirklich wichtigen Dingen wird man allein gelassen - . Allein. Allein mit seiner Sehnsucht. Seheheensucht. Alles dreht sich um Sehnsucht, alles tun wir dagegen, nichts hilft und keiner hat uns beigebracht, wie man diesem Nagen ein Ende setzt. Diesem Gefühl, das brennt, im Leib, den Atem stockt, das Herz auch, von dem viele denken, man bekäme es mit Liebe weg.
    (Sibylle Berg: Sex II. Roman. Mit Fotografien von Jules Spinatsch. Reclam Verlag: Leipzig 1998)

    Büchermarkt Gespräche & Portraits
    Sibylle Berg - Sex II

    Sibylle Berg bekommt den Marburger Literaturpreis für ihren Roman "Amerika"
    "Ich habe ein Anliegen: Ich möchte die Welt retten"

    Wenn du weißt, dass ich dich irgendwann küssen werde, wirst du nie traurig sein müssen. Wer so was sagt, der versteht was vom Warten, Sehnen und Hoffen - also dem, womit wir die meiste Zeit zubringen.
    (Thomas Brussig: Am kürzeren Ende der Sonnenallee. Verlag Volk & Welt: Berlin 1999)

    Die Homepage von Thomas Brussig

    1
    Lange stehn die Berge mit ihren
    unerreichbar hohen und schneeigen Gipfeln.
    Wir haben sie niemals gesehn.
    Wir hatten ihren Namen gelernt
    und Bilder von ihnen gesehn: wie sie da standen,
    mit ihrem ewig blauen Himmel. Wir hatten auch einen Himmel, darin
    war unsere Sehnsucht zu Ende.
    Manchmal, wenn er sehr blau war unser Himmel,
    träumten wir.
    Aber es standen die Berge. Wir hatten
    ihre Namen gelernt, sonst aber
    wussten wir wenig von ihnen.
    Nur, dass es sehr schön dort sei, hörten wir:
    Der Himmel blauer,
    der Himmel weiter,
    die Bäume in den Tälern grüner und die Straßen
    im Tal nicht so grau wie bei uns.

    2
    Unsere Kinder werden die Berge sehn,
    so sagen wir:
    Den Himmel blauer,
    den Himmel weiter,
    die grünen Bäume und die freundlichen Straßen.
    Unsere Kinder.
    (Heinz Czechowski: Nachmittag eines Liebespaares. Mitteldeutscher Verlag: Halle 1962)

    Büchermarkt Kritiken
    Heinz Czechowski:
    Mein Westfälischer Frieden
    Welche Reisegedanken dieser blaue Himmel schon wieder in mir erweckt! An solchen Vorfrühlingstagen, wo der Geist die Last des Winters noch nicht ganz abgeschüttelt hat, ist's, wo die Sehnsucht nach der Ferne uns am mächtigsten ergreift. Es ist ein sonderbares Ding um diese Sehnsucht, die wir nie verlieren, so alt wir sein mögen. Da zupft etwas an unserm tiefsten Innern: Komm heraus, komm heraus, was sitzest du so still, du Tor, und hältst Maulaffen feil? Hier findest du nicht, worüber du grübelst, wonach du dich sehnst, ohne es zu kennen. Sieh, wie blau, wie duftig die Ferne! Komm heraus, heraus!

    Oh, diese blaue, duftige Ferne: wie oft hab ich mich von ihr verlocken lassen. Die Erde lässt uns ja nicht los; wir sind ihre Kinder, und sie ist nichts ohne uns, wir nichts ohne sie. - Folge jetzt der lockenden Stimme, deine Füße werden schon in den weichen Boden versinken; närrische Sprünge wirst du mit den Erdklößen an den Stiefeln machen! Fühle, dass zur Zeit, wo die Sehnsucht am stärksten ist, auch die Fesseln am stärksten sind; kehre um, ziehe Pantoffeln an und nimm die gestrige Zeitung vor die Nase: das Glück liegt nicht in der Ferne, nicht über dem "wechselnden Mond"!
    (Wilhelm Raabe: Werke in Auswahl. Studienausgabe. Band 1: Die Chronik der Sperlingsgasse. Hg. von Hans-Werner Peter. pp-Verlag: Braunschweig 1981)

    Wilhelm Raabe:
    Die Chronik der Sperlingsgasse.
    Roman. 1995.
    Mit 10 Zeichn. v. Wilhelm M. Busch
    Ullstein Verlag

    Ein alter Junggeselle erzählt die Geschichte seines Lebens, seiner Gasse und ihrer Bewohner, in der Handwerker und Arbeiter neben kleinbürgerlichen, mittellosen Intellektuellen wohnen. In der Sperlingsgasse, vornehmlich in den Häusern mit der Nummer 7, 11 und 12 spielen sich die mannigfaltigsten Geschehnisse ab, an denen der Ich-Erzähler Johannes Wacholder mitfühlend und mithandelnd beteiligt ist. Da ist der gräfliche Verführer, dessen Opfer sich ertränkt. Der Sohn aus diesem Bund, Franz Ralff, wächst zusammen mit der Rektorstochter Marie Volkmann und Johannes auf. Diese drei Menschen verbindet eine lebenslange Freundschaft, obwohl Franz, Maler geworden, die auch von Johannes geliebte Marie heiratet. Als Elise, das Kind von Franz und Marie, früh ihre Eltern verliert, nimmt sich Johannes ihrer an. Ihr Spielgefährte Gustav Berg enthüllt sich als ihr Vetter, da seine Mutter eine Tochter des Grafen ist. Gustav, der sich als Maler bewährt, und Elise werden zur Freude von Johannes einlebensfrohes Paar. Dunkle Szenen geben u.a. die Erzählungen der Mutter Carsten, die in der Franzosenzeit viel Leid erfuhr, das bittere Los des Lehrers Roder und das wechselvolle Leben des Schriftstellers Dr. Wimmer.

    Je tiefer das Blau, desto mehr ruft es den Menschen in das Unendliche, weckt ihn ihm die Sehnsucht nach dem Reinen und Übersinnlichen. Es ist die Farbe des Himmels, so wie wir ihn uns vorstellen bei dem Klang des Wortes Himmel. Musikalisch dargestellt ist helles Blau einer Flöte ähnlich, das dunkle dem Cello, immer tiefer gehend den wunderbaren Klängen der Bassgeige; in tiefer, feierlicher Form ist der Klang des Blau dem der tiefen Orgel vergleichbar.
    (Wassily Kandinsky: Über das Geistige in der Kunst. Mit einer Einführung von Max Bill. Benteli Verlag: Bern 1973, S. 92f.)

    Eine Art von süßem Schlummer befiel ihn, in welchem er unbeschreibliche Begebenheiten träumte. Heinrich fand sich auf einem weichen Rasen am Rande einer Quelle, die in die Luft hinausquoll und sich darin zu verzehren schien. Dunkelblaue Felsen mit bunten Adern erhoben sich in einiger Entfernung; das Tageslicht, das ihn umgab, war heller und milder als das gewöhnliche, der Himmel war schwarzblau und völlig rein. Was ihn aber mit voller Macht anzog, war eine hohe lichtblaue Blume, die bei der Quelle stand, und ihn mit ihren breiten, glänzenden Blättern berührte. Rund um sie her standen unzählige Blumen von allen Farben, und der köstlichste Geruch erfüllte die Luft. Er sah nichts als die blaue Blume und betrachtete sie lange mit unnennbarer Zärtlichkeit. Endlich wollte er sich ihr nähern, als sie auf einmal sich zu bewegen und zu verändern anfing; die Blätter wurden glänzender und schmiegten sich an den wachsenden Stengel, die Blume neigte sich ihm zu, und die Blütenblätter zeigten einen blauen ausgebreiteten Kragen, in welchem ein zartes Gesicht schwebte. Sein süßes Staunen wuchs mit der sonderbaren Verwandlung, als ihn plötzlich die Stimme seiner Mutter weckte (...). Er war zu entzückt, um unwillig über diese Störung zu sein. Er sah sich an der Schwelle der Ferne, in die er oft vergebens von den nahen Bergen geschaut, und die er sich mit sonderbaren Farben ausgemalt hatte. Er war im Begriff, sich in ihre blaue Flut zu tauchen. Die Wunderblume stand vor ihm, und er sah nach Thüringen, das er jetzt hinter sich ließ mit der seltsamen Ahnung, als werde er nach langen Wanderungen von der Weltgegend her, nach welcher sie jetzt reisten, in sein Vaterland zurückkommen, und als reise er daher diesem eigentlich zu.
    (Novalis: Schriften. Hg. von Paul Kluckhohn und Richard Samuel. Band 1: Das dichterische Werk. Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1977)

    Die Musik ist die romantischste aller Künste, beinahe möchte man sagen, allein echt romantisch, denn nur das Unendliche ist ihr Vorwurf. - Orpheus' Lyra öffnete die Tore des Orkus. Die Musik schließt dem Menschen ein unbekanntes Reich auf, eine Welt, die nichts gemein hat mit der äußern Sinnenwelt, die ihn umgibt, und in der er alle bestimmten Gefühle zurücklässt, um sich einer unaussprechlichen Sehnsucht hinzugeben.
    (E.T.A. Hoffmann: Fantasie- und Nachtstücke. Hg. von Walter Müller-Seidel. Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1961)

    Florentin nahm seine Gitarre, stimmte sie und sang Verse, die er aus dem Stegreif dazu erfand. Er besang den Strom, der dicht unter den Fenstern des Gartensaals vorbeifloss, das Tal, den Wald, das hohe, entfernte Gebirge, von dem die Gipfel noch von den Strahlen der untergehenden Sonne beleuchtet waren. Dann sang er von seiner Sehnsucht, die ihn in die Ferne zog, von dem Unmut, der ihn rastlos umhertrieb, und endigte sein Lied mit dem Lobe der Schönheit, unter deren Schutz ihm die Morgenröte des Glücks schimmere und bei deren Anblick jedes Leiden in seiner Brust in die Nacht der Vergessenheit zurücksinke. Hier hörte er auf und legte die Gitarre nieder. Seine Worte, die frei und ungebunden und doch sinnvoll und auserwählt dahin flossen, bald groß und ruhig wie der Strom, den sie besangen, bald kühn mit dem Gebirge sich über die Wolken erhoben, bald wie Abendschein lieblich flimmerten, dann die Schmerzen und Freuden seiner Seele so wundersüß darstellten; seine schöne, reine akzentvolle Tenorstimme, deren Töne bald von ihm gelenkt zu werden, bald ihn zu übermeistern schienen; die ganz kunstlose Begleitung, die immer mit seinen Worten genau übereinstimmte, und seine tiefsten Gefühle, das, was keine Worte auszusprechen vermögen, in die Brust der Zuhörer hinüberströmte (...) es war so wunderbar.
    (Dorothea Schlegel: Florentin. In: Frühromantische Erzählungen. Hg. von Paul Kluckhohn. Band 2. Philipp Reclam jun.: Leipzig 1933)

    Seit gestern bin ich nicht mehr allein. Auf meinem Beistelltisch, in einem Glas schwimmt ein kleiner Fisch, ein Fischlein sozusagen, schwimmt hin und her und gehört jetzt mir. Nicht mehr allein und ein Fischlein ist das Beste, was ich jemals besaß. Warum, erklär ich jetzt nicht weiter. Das kann sich doch jeder denken. Mann, denkt doch endlich mal selber, echt. Könnt ihr nicht, wollt ihr nicht. Denken ist nicht. Woher auch. In den Schulen bekommt man ja nur Mist gelernt, Grammatik und Orthographie, die wackligen Geländer, an denen sich Erbärmlinge hangeln, mit Angst, zwischen ausgeflippten Buchstaben zu ersaufen.

    Superwichtig auch das Periodensystem der Elemente, Methan, Äthan, Propan, Butan ... Habe ich schon oft gebraucht, im Leben: Ein Killer kommt, will mir die Rübe wegblasen, wenn ich ihm nicht das fünfte Element sage; ich sag Pentan, er sagt: Well, und geht. Ich kann auch noch das Lied: Pioniere voran, lasst uns vorwärtsgehn, Pioniere voran, lasst die Fahnen wehn. Ich lass gleich mal eine Fahne wehen, aber richtig.
    Warum hat uns keiner beigebracht, was wirklich zählt. Zum Beispiel, dass man die meiste Zeit seines Lebens altert, viel länger alt ist als jung, Jahrzehnte riechend mit Falten und Runzeln verbringt und an nahezu körperfremden Orten Tränensäcke entstehen, deren Wasservorrat eine Steppenfamilie tränken könnte. Und warum lernt man nichts über das Sterben. Muss nicht Aufsätze schreiben: Wie ich mir meine schönste Beerdigung vorstelle? Nix davon lernt man. Mit den wirklich wichtigen Dingen wird man allein gelassen - . Allein. Allein mit seiner Sehnsucht. Seheheensucht. Ja, Fischlein, du verstehst mich. Alles dreht sich um Sehnsucht, alles tun wir dagegen, nichts hilft und keiner hat uns beigebracht, wie man diesem Nagen ein Ende setzt. Diesem Gefühl, das brennt, im Leib, den Atem stockt, das Herz auch, von dem viele denken, man bekäme es mit Liebe weg.

    Seheheensucht. Geht kurz weg, mit Liebe, satte Ladungen Hormone draufgeklatscht, weg isses. Bis die Liebe wieder ein Mensch und wieder Zeit wird, da wir uns nach einem Fische sehnen. Uns sehnen. Manch einer hat die Idee, die Sehnsucht gierte nach Erfolg. Aber alle Erfolgreichen haben mich gelehrt, dass Erfolg kein Gefühl macht, demzufolge auch keines beseitigt. Sehnsucht, lässt den Menschen wälzen, nicht schlafen; auf regennassen Straßen läuft der Sehnsüchtige im Kleppermantel, mit Gasmaske und geht zu einer Fetischparty. Seid drum freundlich zu Menschen mit Gasmasken, redet mit ihnen, streichelt ihnen den Schlauchrüssel, es sind nur arme Idioten mit unstillbarem Verlangen nach nichts. Oder vielleicht nach einer Heimat? Heimat ist aber nicht mehr als eine alte Dorfschule und eine Straße mit befreundeten Bäumen. Macht keine Sehnsucht weg, keinen Schmerz, da sei Beton drauf. Der Serienmörder versucht seine Sehnsucht mit der Tötung von Menschen zu stillen. Stillt nur nichts, irrt rum, der Mörder, immer hungrig und wenn ihr einen trefft, seid nett zu ihm, ist nur einer, der sein Glück sucht. Will wohl die Sehnsucht Glück? Das wäre fies, denn Glück ist ein leeres Wort, ein Wort wie Spannkraft, beschreibt einen absurden Zustand, und will die Sehnsucht diesen Quatsch, so will sie etwas, das es nicht gibt, und klar, dass man sich in diesem Fall bis zu seinem Ende damit herumschlägt. Sehhhensucht. So viele Lieder, so viele Stunden, das Gesicht an die Fensterscheibe gepresst, Regen von draußen, Tränen an dir, laufen herunter, nagender Schmerz. Mutter. Ist tot. Die Raben äsen, greifst du mit den Händen deinen Bauch, bereit, ihn zu weiden, die Tindersticks singen, du nicht mehr, schaust in den Himmel, wärst da gerne, nur damit dieses Gefühl wegginge, das immer mehr will und du nicht weißt, was. So weh tut, weht tuht, wehhhe ... . Stop - ruft es. Mein Fischlein fährt aus dem Glas, es hat einen Heiligenschein um und schwebt im Raum. "Hör jetzt mal auf so rumzujaulen. Seit gestern lebe ich bei dir in diesem verschissenen Glas. Seit gestern muss ich mir deine widerlichen Tränensäcke ansehen, dein Gejammere hören. Es ist keine Kunst, Fragen zu stellen, wir wollen Antworten hören. Jammerer sind wie Hasser, unnütz. Du möchtest wissen, was Sehnsucht will? Wohlan", sagt der kleine Fisch und verschwindet, ich reibe mir die Tränensäcke, fließt Sehnsucht raus (endlich wissen wir, was sich in diesen Teigtaschen befindet), schau in meinem Raum umher, schaue, ob ich spönne. In dem Goldfischglas treibt mein kleines Fischlein. Der einzige Freund, der mir geblieben war, mit seinem Bäuchlein kielobers. Tot wie ein Fisch. Ein kleines Transparent entfaltet.
    DAS WILL SEHNSUCHT, DU ARSCH.
    (Sibylle Berg: Sex II. Roman. Mit Fotografien von Jules Spinatsch. Reclam Verlag: Leipzig 1998)

    Ich will heute nacht komplett wegbeamen, andere Sphären durchfliegen, mit den Flügeln schlagen, dem Mond guten Abend sagen und das Gras wachsen hören. Original, das geht. Wenn du dein Ohr auf den Boden presst und vorsichtig atmest, kannst du hören, wie das Gras wächst. Das ist komplett abgefahren, und wenn du deinen Kopf wieder hochnimmst, ist das Gras einen Millimeter länger geworden. Ich will mit den Ameisen reden und fragen, ob sie auch an die Wiedergeburt glauben und wie sie so große Blätter mit ihrem kleinen Körper tragen können. Ich will wissen, ob die Maulwürfe unter der Erde atmen und ob sie den Mittelpunkt der Erde gefunden haben. Die Vögel sollen mir zeigen, wie sie Nester bauen und warum sie sich nicht vor Regenwürmern ekeln. Die Fische sollen mir sagen, wie sie im Wasser gucken können und ob sie Angst vor Gummiboten haben. Ich will auf Bäume klettern und sehen, wie die Welt von oben aussieht.
    (...)
    Einfach auf dem Baum sitzen, festhalten und spulen lassen. Augen auf und Baumstamm beobachten, Rinde abtasten, gucken, ob du Formen findest. Auf dem Baum sitzen, auf dem Baum sitzen, auf dem Baum sitzen. Sitzen, sitzen. Augen auf Baumrinde angucken, sitzen, gucken, sitzen, gucken. Vergessen, dass du sitzt, vergessen, dass du guckst. Jetzt passiert was. (...) Ich kann nicht mehr. Der Himmel ist unter mir. Ich kann ihn fühlen. Ich kann ihn sehen. Der Himmel. Meine Beine. Der Himmel ist so blau, mit kleinen Wolken. Meine Kleine. Lenny. Euer Rockstar sieht den Himmel. Meine Beine, meine Beine, meine Beine sind weg.
    (Alexa Hennig von Lange: Relax. Roman. Rowohlt Taschenbuch Verlag: Reinbek bei Hamburg 1999)

    Hennig von Lange, Alexa:
    Relax, 1
    Audio-CD
    Gelesen von der Autorin
    76 Min. 1999
    -KEIN & ABER-

    Im Schein der Kerzen und im Licht des Mondes, der durch das Fenster schien, entdeckte Kelda einen Ausdruck in Lord Orsetts Augen, der sie zwang, nicht wegzusehen, und der ihr Herz heftig klopfen ließ. (...) Kelda spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten und über die Wangen liefen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Sie versuchte, sich abzuwenden, aber Lord Orsett hatte den Arm um sie gelegt.

    "Weinst du meinetwegen, Kelda?" fragte er. "Dann sind deine Tränen sehr kostbar." Sie konnte nicht sprechen. Sie konnte nur den Kopf an seine Schulter lehnen; er spürte, dass sie am ganzen Körper zitterte. Seine Lippen berührten ihr Haar, als er sagte: "Ich möchte dein Herz besitzen, Kelda. Ich begehre es mehr, als ich je zuvor in meinem Leben etwas begehrt habe, aber ich habe solche Angst davor, wieder enttäuscht zu werden." Der Schmerz und die Angst in seiner Stimme, die sie bei einem Mann wie ihm nie erwartet hätte, ließen sie ihre eigene Angst vergessen.

    "Du - du sehnst dich nach mir?" fragte sie. "Du sehnst dich ganz bestimmt nach mir?"
    "Es ist schwierig, dir zu sagen, wie sehr."

    Lord Orsett lächelte Kelda zärtlich an und sagte mit fester Stimme: "Ich liebe dich. Ich habe dich vom ersten Augenblick an, als ich dich sah, geliebt."
    Ihre Wangen verfärbten sich, als sie mit so leiser Stimme flüsterte: "Ich - ich liebe dich. (...) Ich dachte, du würdest - mich - nie wirklich brauchen."

    Bei den letzten Worten spürte Kelda Lord Orsetts Lippen auf ihrem Mund. Dann küsste er sie. Und sie wusste, dass es das war, was sie sich gewünscht, weswegen sie geweint und wonach sie sich gesehnt hatte.
    (Barbara Cartland: Das Herz einer Frau. Übersetzt von Angelika Hanke. Wilhelm Goldmann Verlag: München 1984)

    Laura Frye ist seit zwanzig Jahren glücklich verheiratet, hat zwei Kinder, die sie liebt, und ist erfolgreich im Beruf. Alles was man sich als Frau nur wünschen kann - bis eines Tages ihr Mann Jeff spurlos verschwindet. Außer sich vor Sorge, behauptet Laura, daß Jeff sie niemals freiwillig verlassen würde. Doch was ist mit dem Jeff, den sie offenbar nicht kannte? Als die Geheimnisse ihres Mannes ans Licht kommen, steht Laura vor dem Scherbenhaufen ihrer Welt und muss erkennen, dass der Mann, den sie vor langer Zeit geheiratet hat, ein Fremder war.


    "Geliebter, etwas fehlt mir doch.
    Einen Wunsch, den hab' ich noch:
    die Sehnsucht nach der Sehnsucht."
    (Emmy Ball-Hennings; zit. nach: Bärbel Reetz: Emmy Ball-Hennings. Leben im Vielleicht. Suhrkamp Taschenbuch Verlag: Frankfurt am Main 2001)

    Meine Kordelia.
    Ich sehne mich nach Dir, wenn ich zu Dir eile; ich sehne mich nach Dir, wenn ich Dich verlasse, ja selbst wenn ich neben Dir sitze. Kann man sich denn nach etwas sehnen, was man besitzt? Ja, wenn man daran denkt, dass man es vielleicht im nächsten Augenblick nicht mehr hat. Meine Sehnsucht ist eine ewige Ungeduld. Erst wenn ich durch alle Ewigkeiten gereist wäre und mich versichert hätte, dass Du mir jeden Augenblick angehörtest, erst dann möchte ich wieder zu Dir zurückkehren und alle Ewigkeiten mit Dir durchleben.
    Dein Johannes.
    (Søren Kierkegaard: Entweder-Oder. Ein Lebensfragment von Victor Eremita. Übersetzt und hg. von Alexander Michelsen und Otto Gleiß. o.O. 1885)

    Lieb' ich dich?!? Lieb' ich dich nicht?!?
    Ich sehne mich nach dir!
    Beisammensein ist stumpfes, totes Glück,
    Lebendiges Glück jedoch ist nur mein Sehnen!
    (Peter Altenberg: Was der Tag mir zuträgt. S. Fischer Verlag: Berlin 1924)

    "Liebster, ich bin wieder allein in meinem Zimmer. Deine Worte und deine Zärtlichkeiten sind noch dabei, sich einen Weg in mir zu bahnen. Du hast mich begehrt, weil ich dir ähnlich bin. Du irrst dich nicht! Alles, was du suchst, wirst du in mir finden. Hör deshalb nie auf, immer mehr von mir zu fordern. Ich brauche dich, sagtest du. Ich habe mir nie vorgestellt, dass ich diesen Satz von dir hören würde. Es war für mich der am meisten verbotene Gedanke. Und nun hast du es gesagt. Das stärkt in mir das blinde Wissen, dass ich für dich entstanden bin und außerhalb, fern von dir, keine Bedeutung habe. Ich warte auf dich wie auf eine Gefahr. Binde mich! Mein Körper will nichts als die unsichtbaren Fesseln, die du in der Hand hältst. Wo bist du jetzt? Was tust du? Wenn ich es mir vorzustellen versuche, kommen nur verschwommene Bilder in meinen Kopf, nur ein einziges ist deutlich: das Geheimbild deines Körpers, nach dem ich mich sehne. Liebster, ich schicke dir meine Küsse, alle, die du magst. (...) Du bist der einzige Mensch, der mich mir selbst zurückgeben kann. Alles, was ich sein möchte, kann ich nur sein, wenn ich es dir bringen darf. Als ich dich noch nicht kannte, hast du mir schon gefehlt. Ach, die kurzen Augenblicke vollkommenen Wachseins, wenn ich bei dir bin! Nicht sie sind geträumt, sondern die langen Trennungen, wenn ich zitternd vor Sehnsucht in mein Bett krieche. Oft möchte ich schreien nach dir: rette mich! Warum greife ich in diese Leere, wenn ich dich fühlen möchte? Ich möchte deine Schritte neben mir hören und deine Gegenwart spüren, wenn ich die Augen schließe. Sag mir: was ist der Preis dafür? Wovon muss ich mich trennen, um dich zu gewinnen? Was muss ich tun."
    (Dieter Wellershoff: Der Liebeswunsch. Roman. Kiepenheuer & Witsch: Köln 2000)

    Im Widerstreit der Wünsche

    In seinem neuen Roman "Der Liebeswunsch" erzählt Dieter Wellershoff von zwei Paaren, deren ritualisierte Freundschaftsordnung durch den leidenschaftlichen Lebenstraum einer der Frauen zerstört wird.

    Ein Konflikt wird stillgelegt und erneuert sich: Marlene, eine der vier Hauptfiguren in Dieter Wellershoffs neuem Roman, hat einst ihren Mann Leonhard verlassen, um mit seinem besten Freund Paul, einem Chirurgen an ihrer Klinik, zusammenzuleben. Nicht ohne Mühe ist es ihnen gelungen, die Verletzungen und Kränkungen in einem schwierigen Freundschaftsbund vergessen zu machen. Die Balance zwischen ihnen wird scheinbar vollends wieder hergestellt, als Leonhard, ein angesehener Richter, eine viel jüngere Studentin im Hause seiner Freunde kennen lernt und bald darauf heiratet. Aber die Freundschaftsrituale scheitern. Der Liebeswunsch der jungen Frau, die ihrem als falsch empfundenen Leben entkommen möchte, sprengt alles auseinander, und sie zahlt dafür den äußersten Preis. Wellershoff beschreibt die subtile Dramatik des Geschehens aus den wechselnden Perspektiven seiner Figuren. Man sieht sie in ihren privaten und beruflichen Lebenswelten und blickt in die Intimität ihrer heimlichen Gedanken und Gefühle. Jeder versucht die anderen zu durchschauen und zu beeinflussen, während sich etwas vollzieht, das ihnen allen aus der Hand gleitet. Ein bewegender, meisterhaft gebauter Roman, beeindruckend vor allem durch die Darstellung der Menschen.

    Anjas Wunsch und Wahn
    In seinem meisterhaften neuen Roman "Der Liebeswunsch" schildert der Schriftsteller Dieter Wellershoff die zerstörerische Kraft eines Ehebruchs

    Sie lieben sich hastig, in fünf Minuten ist alles vorbei, und trotz ihrer Unerfahrenheit begreift Irene, dass das nicht alles sein kann. Eigentlich interessiert es sie überhaupt nicht, zum Orgasmus zu kommen. Sie erleidet ihn widerwillig. Unvorhergesehene Dinge mag sie nicht.

    Der Orgasmus ist das Ende des Begehrens, die Befriedigung, die Stille. Sie will aber, dass die Sehnsucht nicht aufhört und niemals schweigt. Was sie erregt, sind die Wörter. Jetzt zum Beispiel, als er versucht, die Überstürztheit der ersten Annäherung wieder gutzumachen, indem er ihre Brüste liebkost, wäre ihr lieber, er redete, über irgendwas, auch über Phädon oder über die Frankfurter Schule, ganz egal, nur, um seine Stimme zu hören.
    (...)
    Da er alle Vorteile auf seiner Seite hat - er ist älter, gescheiter und ein Mann -, muss sie ihn wenigstens sexuell beherrschen. Das heißt für sie: Kontrolle über den Orgasmus. Sie wird ihm Lust schenken, nicht umgekehrt.
    (Margherita Giacobino: Götter, Gatten und Geliebte. Roman. Aus dem Italienischen von Maja Pflug. Verlag Antje Kunstmann: München 2001)

    Zeus schnitt die Menschen entzwei, wie man Beeren zerschneidet, um sie einzumachen. Den Halbierten ließ er durch Apollo das Gesicht und die Hälfte des Nackens umkehren nach der Seite des Schnittes zu, damit der Mensch durch den Anblick seiner Zerschnittenheit gesitteter würde. Apollo zog die Haut von allen Seiten nach dem, was jetzt Bauch heißt, und band sie dann wie einen Schnürbeutel am Nabel zusammen. Die übrigen Runzeln glättete er und bildete so die Brust. Als ihr Körper in zwei Teile zerschnitten war, da trat jede Hälfte mit sehnsüchtigem Verlangen an ihre andere Hälfte heran, und sie schlangen die Arme um einander und hielten sich umfasst, voller Begierde, wieder zusammenzuwachsen, und so starben sie vor Hunger.

    Da erbarmte sich Zeus und erfand einen Ausweg, indem er ihnen die Geschlechtsglieder nach vorne versetzte; denn bisher trugen sie auch diese nach außen und erzeugten und gebaren in die Erde wie die Zikaden. Dadurch bewirkte er die Erzeugung ineinander, nämlich in dem Weiblichen durch das Männliche. Wenn dagegen ein Mann auf einen Mann träfe, hätten sie wenigstens von ihrem Zusammensein eine Befriedigung.
    Seit so langer Zeit ist demnach die Liebe zu einander den Menschen eingeboren. Jeder von uns sucht beständig seine andere Hälfte.
    (Platon: Sämtliche Werke. Band 1. Berlin: Verlag Lambert Schneider o.J.)


    Der Kult der Mutter um Edwin setzte nicht sofort ein, keineswegs. - Irgendwann aber hatte sie ihren Text gefunden, und der war: Edwin. Edwin, Edwin. Edwin. Jede Faser des Körpers der Mutter rief Edwin. Bald sangen alle Vögel Edwin, und die Wasser glucksten seinen Namen. Der Wind flüsterte ihn, die Sonne brannte ihn in ihre Haut. Edwin, Edwin aus allen Pflanzen, aus jedem Getier. Edwin! heulten ferne Hunde. Edwin prasselte der Regen. Edwin sang der Motor des Citroën. (...) Edwin, stets nur Edwin, und natürlich flüsterte sie die geliebten Silben auch, wenn sie Kartoffeln schälte oder im Bett ihrer Ehe auf Schlaf hoffte. Oft stand sie am Fenster und sah in die Ferne, eine sonnenbraune Isolde mit wilden Haaren, die darauf wartete, dass ein weißes Segel aus dem Wald träte. - In einer Ecke des Schlafzimmers stand ein Tisch, ein harmloses Ecktischchen, von dem sie aber wusste, dass er ein Altar war. Zwei Kerzen, die nie brannten, die Programme des Orchesters, die im April und auch Anfang Mai noch frische, später verwelkte Orchidee, die Kärtchen mit der violetten Tinte und ein gerahmtes Foto.
    (Urs Widmer: Der Geliebte der Mutter. Roman. Diogenes: Zürich 2000)

    Der Roman handelt von der unerwiderten lebenslangen Liebe Claras für den berühmten Dirigenten Edwin. Erzählt wird die Geschichte von Claras Sohn. Als sie Edwin kennenlernt in den zwanziger Jahren, ist Clara jung, schön und reich - er dagegen einmittelloser junger Mann, der nur eins im Kopf hat: Musik. Am Ende ist er ein berühmter Dirigent und der reichste Mann des Landes, sie aber ohne Geld und immer noch von einer Liebe umgetrieben, von der weder er noch sonst jemand weiß. Ein bewegender Roman über die Liebe, die Kunst und das Geld.

    Sehnsucht

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    (Ernst Jandl: Gesammelte Werke. Band 1: Gedichte 1. Hrsg. von Klaus Siblewski. Luchterhand Verlag: Darmstadt und Neuwied 1985)

    Weitere Links und Buchtipps:

    Sucht und Sehnsucht
    Rauschrisiken in der Erlebnisgesellschaft
    Hrsg.: Peter Kemper, Ulrich Sonnenschein
    Reclam

    Das Buch zum Funkkolleg beschreibt die Phänomene, in denen sich Süchte und Sehnsüchte äußern, und fragt nach deren sozialen, gesellschaftlichen und psychologischen Ursachen.
    Akzeptieren wir Rausch als Lebensstil der Erlebnisgesellschaft? Bewegen wir uns vom Sein zum Design? Ist das Warenparadies der wahre Himmel? Welche Rolle spielen Alltagsdrogen? Bis zu welchem Stadium reicht Genuss und wo beginnt die Abhängigkeit? Woher stammt der Wunsch nach grenzenloser Selbstverwirklichung? Wohin führt uns der Hang zum Extrem, die Steigerung des alltäglichen Lebens? Leben wir gar in einer Suchtgesellschaft, in der viele Formen der Erlebniskultur selbst die Anpassung an gesellschaftliche Normen und Ziele darstellen?
    Parapluie ist eine Kulturzeitschrift, die für ein bewegtes und bewegendes Weltbild Zeichen setzt
    Kulturzeitschrift "parapluie"

    Vom Suchen, Sehnen und süchtigen Begehren: Der Mensch und die Sehnsucht
    Bericht über einen Vortrag von Prof. Dr. Alexander Schuller, Institut für Soziale Medizin und Medizinische Psychologie, FU-Berlin, gehalten an der Urania-Berlin, am 25.01.2000
    Kaleidoskop der Lebenskunst - Vortrag von Alexander Schuller