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Missbrauchsskandal beim US-Turnverband
Nationales Olympisches Komitee unter Druck

Das Nationale Olympische Komitee der Vereinigten Staaten (USOC) gerät weiter in die Kritik. Die Rolle des US-NOK bei der Aufklärung im Missbrauchsskandal beim US-Turnverband ist nach Meinung der Politik nicht ausreichend aufgearbeitet worden. Jetzt macht der Kongress Druck.

Von Heinz Peter Kreuzer | 11.10.2018
    Der ehemalige Arzt der US-Turnerinnen, Larry Nassar, steht wegen sexuellem Missbrauch und anderen Delikten vor Gericht.
    Der ehemalige Arzt der US-Turnerinnen, Larry Nassar, stand wegen sexuellen Missbrauchs und anderen Delikten vor Gericht. (AFP/Geoff Robins)
    Das Nationale Olympische Komitee der USA USOC solle mehr Verantwortung übernehmen und den sexuellen Missbrauch im Sport endlich wirksam bekämpfen, fordern Kongress-Abgeordnete. Ansonsten würde es einschneidende Konsequenzen geben. Denn das USOC ist ein gemeinnütziger Verein und erhält auch keine staatlichen Gelder, daher ist es von der Steuer befreit. Dieses Privileg könnte widerrufen werden, was zur Folge hätte, dass die Einnahmen für die Zeit von 2012 bis 2016 in Höhe von 336 Millionen US-Dollar versteuert werden. Dadurch würde der Sportförderung viel Geld entgehen.
    Der demokratische Senator Richard Blumenthal aus Connecticut droht auch damit, die kartellrechtliche Immunität des USOC aufzuheben. Dies wäre ein herber Schlag für den olympischen Sport, denn nach dem "Ted Stevens Amateur Sports Act" ist dem USOC eine Zentralvermarktung erlaubt, obwohl diese normalerweise gegen Kartellrecht verstößt. Auch die vom Internationalen Olympischen Komitee geforderte Exklusivität der Sportler während der Spiele, ist von diesem Gesetz in den USA gedeckt. Im Gegensatz zu Deutschland, wo die Rechtslage nicht geklärt ist und sich derzeit das Bundeskartellamt mit der IOC-Werberichtlinie beschäftigt.
    Ein Widerruf dieser Vergünstigungen würde den olympischen Sport in den Vereinigten Staaten zu drastischen Sparmaßnahmen zwingen. Außerdem wären Klagen der Athleten auf Eigenvermarktung zu erwarten.