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Missbrauchsvorwürfe Tauberbischofsheim
Task Force am Fechtzentrum

Zwischen 2003 und 2016 soll es zu mehreren Fällen von sexueller Belästigung am Fechtzentrum Tauberbischofsheim gekommen sein. Eine fünfköpfige sogenannte Task Force soll schnellstmöglich für Aufklärung sorgen. Heute hat der Vorstand des Fechtclubs Einzelheiten zur Untersuchungskommission vorgestellt.

Von Rosi Düll | 18.04.2017
    Zwei Fechter kämpfen gegeneinander.
    Im Fechtzentrum in Tauberbischofsheim soll es zu mehreren Fällen sexueller Belästigung gekommen sein. (Imago)
    Die Vorwürfe der sexuellen Belästigung wiegen schwer – man sei vom Spiegel-Bericht überrascht worden, sagt Harald Stempfer, Geschäftsführer des Fechtclubs Tauberbischofsheim: "Die Vorwürfe sind massiv und sollten sie zutreffen, wären sie für den Fechtclub absolut inakzeptabel. Wir, der Fechtclub Tauberbischofsheim, wollen daher schonungslose Aufklärung. Es darf nichts unter den Teppich gekehrt werden und es darf nichts vertuscht werden."
    Task Force soll für Aufklärung sorgen

    Eine fünfköpfige, unabhängige Task Force hat ihre Abreit aufgenommen – drei Juristen, ein Pädagoge sowie eine ehrenamtliche Mitarbeiterin einer Opferschutzorganisation wollen jetzt unabhängig und neutral Sachverhalte ermitteln. Viele Fragen seien zu klären – die wichtigsten fasst der Leiter der Kommission, Rechtsanwalt Sebastian Warken zusammen: "Gibt es Anhaltspunkte für Fehlverhalten und Regelverstöße von Personen die im Fechtzentrum tätig sind oder waren im Umgang mit dort aktiven oder ehemals aktiven Sportlerinnen und Sportlern? Gibt es Anhaltspunkte, dass es führungsverantwortliche Personen am Fechtzentrum Tauberbischofsheim gibt oder gab, die Beschwerden wegen Fehlverhaltens oder wegen Regelverstößen nicht nachgegangen sind? Und gibt es Anhaltspunkte dafür, dass führungsverantwortliche Personen Fehlverhalten und Regelverstöße von Trainer am Fechtzentrum geduldet oder gar gedeckt oder gar vertuscht haben?"

    Man sei nicht als Interessensvertreter tätig, stellt Warken klar, in den nächsten Tagen und Wochen wolle man mit Sportlerinnen und Mitarbeitern des fechtzentrums sprechen. Darüber hinaus soll es ab morgen eine Telefon-Hotline geben, so Warken: "An diese Hotline können sich alle Personen wenden, die Hinweise zu unseren Ermittlungen geben können. Sämtliche Hinweise werden streng vertraulich gehandhabt und behandelt. Es besteht ausdrücklich auch der Aufruf, dass sich potentiell Betroffene an diese Hotline wenden können. Und diese Hotline wird außerhalb der Infrastruktur des Vereins sein, so dass wir auch diese Vertraulichkeit gewährleisten können."
    Zwischenergebnisse im Mai

    Die Telefonnummer der Hotline lautet 09342/ 9354949. Unabhängig vond er Task Force hat die Staatsanwaltschaft Mosbach Vorermittlungen aufgenommen – diese beziehen sich auf den gekündigten Trainer, dem Sportlerinnen sexualisierte Gewalt vorwerfen und gegen den Chef des Olympiastützpunktes Tauberbischofsheim. Er wird von einigen Fechterinnen beschuldigt, den Trainer gedeckt zu haben.

    Schon im Mai will die Task Force erste Zwischenergebnisse liefern. Heute waren weder der Leiter Sebastian Warken noch der Geschäftsführer des Fechtclubs Harald Stempfer bereit, inhaltliche Fragen zu beantworten. Man wolle den Ergebnissen nicht vorgreifen, sagte Stempfer, aber: "Der Vorstand wird unabhängig vom Ergebnis der Task Force mit Unterstützung unabhängiger Experten ein Werteleitbild sowie einen Verhaltenskodex erarbeiten und entsprechend umsetzen. Dazu wird auch ein Ombudsmann, eine Ombudsstelle eingerichtet, bei der sich Betroffene melden können."

    Also ein deutliches Signal: der Vorstand des Fechtclubs Tauberbischfosheim will sich im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen nicht vorwerfen lassen, nichts getan zu haben.