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Misstrauen gegen Huawei
Bisher keine Beweise für Spionage

In Ländern wie den USA, Australien oder Kanada wird Huawei unter anderem wegen vermuteter Spionage-Software boykottiert. Im deutschen Regierungsnetz darf ebenfalls keine Huawei-Technik verbaut werden, allerdings stammt in Deutschland jeder zweite Sendemast von den Chinesen.

Ursula Mense im Gespräch mit Christine Heuer | 17.12.2018
    Huawei-Logo
    Es sieht ein bisschen nach einem Feldzug gegen ein Unternehmen mit Spitzentechnologie aus, sagt Dlf-Wirtschaftsexpertin Ursula Mense. (ZB)
    Christine Heuer: Es ist Stoff für einen spannenden Wirtschaftskrimi. Zuerst wird die Finanzchefin des chinesischen Konzerns Huawei auf Betreiben der Amerikaner in Kanada verhaftet, - sie soll gegen Iran-Sanktionen verstoßen haben - dann kommt sie vorläufig frei, gegen eine zehn Millionen Dollar Kaution und nun gerät der chinesische Telekommunikationskonzern insgesamt ins Zwielicht. Huawei soll Handlanger der chinesischen Regierung sein, die sich Zugriff auf die Daten westlicher Konzerne und Regierungen verschaffen will. Ursula Mense aus unserer Wirtschaftsredaktion: Zunächst mal zur Klärung: Was ist das für ein Konzern und was macht er bei uns?
    Ursula Mense: Da fangen die Schwierigkeiten schon an. Man weiß ziemlich wenig über Huawei. Nur, dass der Konzern von Ren Zhengfei 1987 gegründet wurde, Ex-Militär und Vater der in Kanada verhafteten Finanzchefin und inzwischen einen Umsatz von 90 Milliarden Dollar im Jahr erwirtschaftet. Über den Aufbau, die Struktur des Konzerns weiß man nichts. Auch, wem, was und wieviel gehört von der Firma, ist nicht transparent. Und da sie nicht börsennotiert ist, muss sie sich auch nicht in die Bücher schauen lassen wie andere dieser Größenordnung.
    Was aber sicher ist: Huawei gibt sehr viel Geld aus für Forschung und Entwicklung und ist inzwischen beim neuen Mobilfunkstandard 5G ganz vorn mit dabei. Der mobile Standard also, den wir brauchen werden, wenn Maschinen und Roboter miteinander kommunizieren wollen, sei es in der Produktion oder im Verkehr. Auch wenn Roboter operieren sollen braucht man 5G. Eine vielversprechende Schlüsseltechnologie. Hinzu kommt: Schon jetzt ist Huawei Technik in Deutschland nicht mehr wegzudenken. Jeder zweite Sendemast bei uns stammt von den Chinesen, die es erstaunlich schnell geschafft haben, die Konkurrenz zu verdrängen.
    "Feldzug gegen ein Unternehmen mit Spitzentechnologie"
    Heuer: Das heißt: die Angst, China könnte mit Hilfe des Konzerns Zugriff auf das ganze Land bekommen, ist gar nicht so unrealistisch?
    Mense: Zumindest die Amerikaner sind davon überzeugt. Sie drängen deshalb westliche Länder schon länger, beim Ausbau des Mobilfunknetzes auf die Technologie von Huawei zu verzichten. Australien und Neuseeland zum Beispiel, sind dem schon gefolgt. In den Netzen dort gibt es keine Huawei Technik mehr. Japan will jetzt folgen und in den USA selbst, da kriegt der Konzern ohnehin kaum ein Bein auf die Erde. T-Mobile US prüft nun auch, ob man auf Huawei Geräte verzichten kann – das scheint für die Fusion mit Sprint jedenfalls kein Nachteil zu sein. Das Ganze sieht schon ein bisschen so aus wie der Feldzug gegen ein Unternehmen mit Spitzentechnologie in einem Bereich, der klar, sensibel ist, in dem aber nach Auffassung der USA Chinesen nicht führend sein sollten.
    Die US Regierung vergibt gar keine Aufträge an Huawei. Das ist bei uns allerdings auch so. Im deutschen Regierungsnetz darf die Telekom keine chinesischen Bauteile verbauen. Offenbar eine Vorsichtsmaßnahme, die aber Wirtschaftsminister Altmaier nicht davon abhält, Huawei als Ausrüster beim 5G Aufbau zu beteiligen. Es müsse eben dafür gesorgt sein, dass jedes Gerät sicher ist, hat er gesagt. Nun ja.
    Heuer: Kann man das denn gewährleisten?
    Mense: Sagen wir mal so, schon bisher zerlegen deutsche Sicherheitsbehörden immer wieder chinesische Bauteile und suchen nach irgendwelchen eingebauten Hintertürchen, die auf Spionage hinweisen könnten. Gefunden haben sie bisher nichts. Aber die Wachsamkeit gegenüber chinesischen Firmen, die scheint insgesamt zu wachsen. Jetzt will das Kabinett über verschärfte Bestimmungen für die Übernahme von deutschen Unternehmen durch ausländische Investoren entscheiden.
    Heuer: Ursula Mense aus unserer Wirtschaftsredaktion. Vielen Dank.