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"Mit allen Mitbewerbern auf Augenhöhe"

Mobilität.- Die Spannung der Anhänger war groß, als vergangene Woche das iPhone 5 vorgestellt wurde. Ob es tatsächlich – wie von vielen erwartet – neue Maßstäbe auf dem Gebiet der Smartphones setzt, erläutert IT-Journalist Jan Rähm im Gespräch mit Manfred Kloiber.

15.09.2012
    Manfred Kloiber: Am Mittwoch war es mal wieder soweit: Der Puls der Anhänger und Fans des angebissenen Apfels stieg merklich. Gut ein Jahr nach der Vorstellung des iPhone 4S stand die Präsentation des Nachfolgers auf dem Plan. Vor allem in Hinblick auf die rasant aufholende Konkurrenz wurde ein neues, ein herausragendes Smartphone erwartet. Was dann aber vorgestellt wurde, hat sich mein Kollege Jan Rähm angesehen. Herr Rähm, wie wurde denn die Neuvorstellung aufgenommen? War die Begeisterung so groß wie in den vergangenen Jahren?

    Jan Rähm: Das ist schwer abzuschätzen. Es gibt da einen ganz interessanten Zwiespalt. Auf der einen Seite gibt es ganz begeisterte Kommentare – Menschen, die sagen, das neue iPhone ist wirklich super, das größte, tollste iPhone, das es je gab. Andererseits gibt es viele Stimmen, die sagen, das war eher eine gepflegte Langeweile. Weil: So richtig die Innovation ist in diesem Jahr nicht so richtig zu erkennen. Man muss sagen, nahezu alle Details des iPhones waren schon vorab bekannt.

    Kloiber: Dann reden wir doch über diese Details. Wodurch zeichnet sich denn das neue iPhone aus?

    Rähm: Apple hat das Smartphone neu designt, beziehungsweise das bisherige Design abgewandelt und weiterentwickelt. Und dieses Mal hat dieses iPhone ein größeres Display – erstmals in der Geschichte des iPhones. Und es ist mit einem Daumen dick ein bisschen länger und umfasst eine Diagonale von ungefähr zehn Zentimetern. In das Display ist eine neue Touchscreen-Technik integriert. Dadurch konnte das gesamte Display, das Gehäuse auch, dünner gestaltet werden und vor allem auch leichter. Ein neuer Prozessor ist drin. Der ist noch nicht ganz genau spezifiziert. Die Informationen werden noch kommen. Und – ganz wichtig, das hat für viel Aufregung gesorgt: Es gibt einen neuen Anschluss. Der alte 30-Pin-Connector war relativ breit, wurde durch einen schmalen Acht-Pin-Anschluss ersetzt. Und der erfordert jetzt möglicherweise viele teure Adapter – und das bringt so ein paar Apple-Fans doch gehörig auf die Palme. Der Micro-USB-Anschluss, der eigentlich per EU-Vorgabe da sein müsste, wird unter anderem auch wieder über so einen Adapter geregelt. Denn es muss ja ein einheitliches Ladegerät zu nutzen sein. Dieser neue Connector ist kleiner, stabiler und kann auch nicht mehr falsch herum gesteckt werden, weil er kann in beiden Richtungen eingesteckt werden. Eine technische Neuerung iPhone ist LTE. Aber das unterstützt zumindest in der europäischen Version nur drei Frequenzen.

    Kloiber: Und welche Frequenzen sind das? In welchen Netzen kann dieses neue iPhone funken?

    Rähm: Das sind die Frequenzen 850, 1800 und 2100 Megahertz. Und genau eines dieser Netze bietet hierzulande nur die Telekom. Und E-Plus hat zwar eine Lizenz gekauft, aber nutzt sie noch nicht. Und damit ist das iPhone zumindest als LTE-Gerät de Facto nur im Netzt der Telekom zu benutzen. Die Konkurrenzprodukte im Premiumsegment – so zum Beispiel das Nokia Nokia Lumia 920, das Samsung Galaxy SIII, oder auch das HTC One XL: die unterstützen auch allesamt LTE. Aber in allen Frequenzen, die hier in Deutschland sind, können also netzbetreiberunabhängig verwendet werden.

    Kloiber: Nicht nur in Sachen Patente, Herr Rähm, sondern auch auf dem Endkundenmarkt hat der Konkurrenzkampf ja zuletzt deutlich an Fahrt aufgenommen. Wie positioniert sich da das iPhone 5 im Vergleich zu den Mitbewerbern.

    Rähm: Ich finde, das iPhone ist jetzt mit allen Mitbewerbern auf Augenhöhe. Bisher war es ja immer führend. Aber die Mitbewerber haben ganz deutlich aufgeschlossen. Ich nehme jetzt einfach mal das Gewicht. Das iPhone ist mit 112 Gramm das leichteste der infrage kommenden vier Telefone. Das Nokia mit 185 Gramm ist das letzt sozusagen, mit 73 Gramm mehr. Die Bildschirme sind allesamt ungefähr gleich groß, das iPhone mit rund zehn Zentimetern, die anderen elf, beziehungsweise zwölf Zentimetern. Allesamt sind sie hochauflösend und auch in Sachen Prozessor, Arbeitsspeicher oder Speicherplatz sind alle mittlerweile doch deutlich vergleichbar, weil sie ungefähr die gleichen Daten liefern. Nur das Samsung und das HTC sind per Speicherkarte erweiterbar. Das können weder Nokia noch iPhone. Und alle vier bringen auch verschiedene Systeme mit: das iPhone das iOS, das HTC und das Samsung Android und das Nokia setzt auf Windows Phone 8. Damit als kleines Fazit: Die sind alle vier absolut vergleichbar. Und der Konsument kann jetzt entscheiden, welches System er bevorzugt. Die Hardware ist nicht mehr dringend ausschlaggebend.

    Kloiber: Und was bedeutet das für die Unternehmen, beziehungsweise die Produkte? Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?

    Rähm: Von meinem Gefühl ausgehend, würde ich sagen, es gibt jetzt so eine Art Konsolidierung im Smartphone-Markt. Technisch gibt es kaum aufsehenerregende Neuerungen wie damals bei der Vorstellung des ersten iPhones. Das merkt man auch daran, dass ja alle dieser Top-Handys technisch auf einer Höhe sind. Das heißt, die Fahnenstange ist in Sachen Technik mehr oder weniger erreicht. In Sachen höher, schneller und weiter wird vorerst nicht viel passieren. Ab jetzt wird erstmal an den Details geschraubt und kaum Überraschungen sind zu erwarten. Aber damit ist auch das Rennen wieder offen, wer das nächste große Ding landet. Und mal gucken, wann das passiert.