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Mit der Kraft der Wärme gegen Energieverlust

Alle reden von erneuerbaren Energien. Aber auch traditionelle Energieformen bieten Potenzial. Zum Beispiel mithilfe der Kraft-Wärme-Kopplung. Aus einem herkömmlichen Kohlekraftwerk entweicht Wärme, die bei der Verbrennung der Kohle entsteht, ungenutzt. Da kann die KWK-Technik Abhilfe schaffen.

Von Verena Kemna | 17.10.2012
    Mit der Gesetzesnovelle für Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, mit Zuschlägen und Fördergeldern soll der Anteil an Stromerzeugung aus KWK-Anlagen bis 2020 bei 25 Prozent liegen. Derzeit beträgt der Anteil derartiger Anlagen, in denen Kohle, Gas oder Holz verbrannt und somit Strom erzeugt wird, bei gerade einmal 15 Prozent. Die Wärme, die bei der Verbrennung entsteht, wird ebenso genutzt wie der Strom. Eine laut Umweltbundesamt effiziente Art der Energiegewinnung. Der Wirkungsgrad liegt bei 90 Prozent.

    Berthold Müller-Urlaub, Präsident des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung sieht trotz großzügiger Förderung Hindernisse. Wer nämlich ein Blockheizkraftwerk nicht selber nutzt, sondern den erzeugten Strom weiterverkauft, wird nicht als Eigennutzer gefördert. Die Energiekostenersparnis liegt dann bei lediglich zehn Prozent. Berthold Müller-Urlaub vom Bundesverband KWK.

    "Wir als Verband fordern mit den anderen Verbänden gemeinsam, dass die Benachteiligung der Partner, wir nennen sie immer Kontraktor, die jetzt beispielsweise für ein Krankenhaus oder ein Altenheim diese Anlagen installieren, wegfallen. Das heißt, sie müssten gleichgestellt werden; als hätte der Eigentümer diese Anlage selber erstellt."

    Wer selber eine KWK-Anlage betreibt und seinen eigenen Strombedarf deckt, kassiert für überschüssigen Strom eine Vergütung von etwa fünf Cent für jede erzeugte Kilowattstunde. Bis zu 40 Prozent der Energiekosten lassen sich so einsparen. Außerdem werden sogenannte Mini-KWKs mit weniger als 20 Kilowatt elektrischer Leistung einmalig mit bis zu 3500 Euro gefördert. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, BAFA bearbeitet die Förderanträge. Dort heißt es, dass die Zahl der Antragsteller seit Juli gestiegen sei. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor. Stefan Kapferer, Staatssekretär im FDP-geführten Wirtschaftsministerium setzt auf den Ausbau von KWK-Anlagen.

    "Also ich glaube, dass mit der Novelle des KWK-Gesetzes die ja im Juli in Kraft getreten ist, die Voraussetzungen dafür geschaffen sind, dass der Anteil weiter anwächst. Noch können wir nicht wirklich beurteilen, was die Novelle bringt. Das BAFA, das die Anträge abwickelt, vermeldet verstärktes Interesse. Das spricht dafür, dass wir weiteres Wachstum im KWK-Bereich sehen werden."

    Bei aller Förderung: Zu geringe Strompreise bremsen derzeit die Erträge, meint Hans-Joachim Ziesing. Er ist Mitglied der von der Bundesregierung eingesetzten Expertenkommission zum Monitoring der Energiewende.

    "Deshalb gibt es auch so wenig Anreize überhaupt im Moment für Kraftwerksinvestitionen. Das liegt weitgehend daran, dass die Benutzungsdauern der konventionellen Kraftwerke auch so weit zurückgegangen sind durch die große Einspeisung der erneuerbaren Energien. Und wenn sie eine kapitalintensive Anlage haben, die nur wenig ausgenutzt werden kann, dann ist das für die Ökonomie dieser Anlage natürlich schlecht und darunter leiden die Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen im Moment genauso wie alle anderen Anlagen."

    Ein Anteil von 50 Prozent an Energie aus Kraft-Wärme-Kopplung wie etwa in Dänemark, gilt für viele in der Branche als Vorbild. Für Deutschland hält Hans-Joachim Ziesing das Ziel von 25 Prozent KWK-Anteil bis 2020 für sehr ambitioniert.

    "Die Energiewende ist eine dermaßen große Aufgabe, dass wir jeden Beitrag brauchen, der irgendwo sinnvoll geliefert werden kann. Das sind an vorderer Stelle die Erneuerbaren, wie aber auch die Kraft-Wärme-Kopplung."