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Mit der Sozialquote zum Master

Ein Tropfen auf den heißen Stein oder eine gerechtere Vergabe der begehrten Masterplätze: An der Hamburger Uni wird zurzeit eine Quote für die Verteilung von Masterstudienplätzen geplant. Bei langen Wartezeiten oder aus gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Gründen sollen Studierende bei der Vergabe bevorzugt werden.

Von Axel Schröder | 02.04.2013
    Der Andrang auf Studienplätze in Hamburg ist so groß wie nie. Zum Sommersemester haben sich rund 4000 Studentinnen und Studenten auf gerade mal 1003 Studienplätze beworben. 350 davon sind solche für ein Masterstudium. Damit bei der Vergabe dieser Plätze nicht allein die schnellsten und besten Studierenden zum Zuge kommen, plant Hamburgs Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeld die Einführung eines Quotensystems:

    "Wir wollen eine Quote für Härtefälle von zehn Prozent und eine für Wartezeiten von zehn Prozent festlegen. Das heißt: Diejenigen, die einen Bachelor-Abschluss haben und aus gesundheitlichen, familiären und anderen sozialen Gründen auf ein Studium hier in Hamburg angewiesen sind, die sollen damit bessere Chancen haben …"

    … und auf diese Weise einen Master-Studienplatz bekommen. Die Quoten nach Wartezeit haben bereits etliche Hochschulen eingeführt. Hamburg will diese Quote und auch die für Härtefälle nun auch rechtlich festschreiben. Nach dem Willen der Hamburger Wissenschaftssenatorin soll die Vergabe der begehrten Masterplätze dadurch gerechter vonstattengehen. Eine Zehn-Prozent-Quote reiche dabei aus, so Dorothee Stapelfeld.

    "Wir haben in Hamburg noch nicht die Situation und im Übrigen auch noch nicht bundesweit, dass wir insgesamt über alles weniger Master-Studienplätze anbieten oder zu wenig. Sonst wären ja alle Studiengänge, alle Masterstudiengänge zu 100 Prozent ausgebucht oder überbucht. Das ist nicht der Fall!"

    Tatsächlich stimmt die Einschätzung der Wissenschaftssenatorin. Unterm Strich, wenn man alle angebotenen Studienplätze aller Fachrichtungen zusammennimmt, gibt es keinen Mangel an Masterplätzen. Anders sieht es aus, wenn man die einzelnen Studiengänge in den Blick nimmt. Das erklärt Franziska Hildebrandt vom Hamburger Asta-Vorstand:

    "Masterplätze in BWL oder in Psychologie oder beim Lehramt sind sehr stark nachgefragt. Wogegen andere Masterstudiengänge, die nicht direkt konsekutiv sind, zum Beispiel 'African Language and Culture' weniger nachgefragt sind."

    Trotz dieser Kritik begrüßt Franziska Hildebrandt den Vorstoß der Wissenschaftssenatorin. Auch, wenn er die Maximalforderung des amtierenden AStAs nach "Masterplätzen für alle" nicht erfüllt. Gäbe es genügend Masterplätze, wären Härtefall-Quoten gar nicht nötig, die Qualität des Studiums würde steigen, so Hildebrandt:

    "Es wird deutlich, dass vor allem die Angst, keinen Masterplatz zu bekommen, das Studienverhalten schon im Bachelor bestimmt. Auch, wenn am Ende möglicherweise der Masterplatz zusteht, ist das ein Druckelement, das wir halt auflösen könnten, wenn klar ist: Allen Bachelorstudierenden steht ein Masterplatz zu."

    Für einen Schritt in die richtige Richtung hält Erik Marquart die geplante Neuregelung. Marquart engagiert sich beim "Freien Zusammenschluss von StudentInnenschaften", FZS, und beurteilt die Hamburger Pläne verhalten optimistisch:

    "Man muss sich das dann ganz genau angucken. Es ist dann ja auch oft so, dass es darauf ankommt, welche Härtefälle denn wirklich Härtefälle sind und ob es die richtigen trifft. Ich glaub, dass man mit der Formulierung 'Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein' durchaus richtig liegt."

    Und wenn beispielsweise Lehramtsstudenten ein Master-Studienplatz verweigert wird, sei das an sich schon ein Härtefall, so Erik Marquart. Zudem würde erst in den kommenden Jahren der große Run auf die Masterplätze beginnen: Bisher machen rund 100.000 Studierende einen Bachelor-Abschluss. In einigen Jahren werden es 200.000, wiederum später sogar 300.000 Absolventen sein, so Marquart. Ob der Zuwachs an Masterplätzen diesem Anstieg entsprechen wird, ist noch nicht klar. Ebenso wenig, ob dann noch zehnprozentige Quoten ausreichen, um die Nachfrage gerecht zu gestalten.