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Mit Humor und Delikatesse

Von Anfang an erreichte Filmregisseur George Cukor mit seinen Gesellschaftskomödien ein Massenpublikum. Seine Verfilmung "My Fair Lady" wurde zum Glücksfall für Hollywood und brachte ihm den Oscar ein. All seine Filmgeschichten leben von einem kritischen, aber warmherzigen Blick auf die Gesellschaft.

Von Marli Feldvoß | 24.01.2008
    George Cukor brachte das bereits am Broadway sehr erfolgreiche Musical "My Fair Lady" mit Audrey Hepburn und Rex Harrison 1964 auf die Leinwand. Er hat das von Bernhard Shaws "Pygmalion" inspirierte Stück mit Humor und Delikatesse noch verfeinert und steuerte es ohne einen einzigen Kuss ins Happy End.

    "My Fair Lady" war ein Glücksfall für Hollywood und wurde mit acht Oscars belohnt, einer davon ging an den Regisseur. George Cukor - der hier Rex Harrison zur Höchstform und ebenfalls zu einem Oscar verhalf - gilt vor allem als Schauspielerinnenregisseur. Um ihn scharten sich die großen Stars der 30er und 40er: Joan Crawford, Bette Davis, Joan Fontaine, Greta Garbo, Norma Shearer, später Elizabeth Taylor und Marilyn Monroe. In "The Women" hielt er 135 Darstellerinnen in Schach, ohne einen einzigen Mann:

    "Du führst Regie in ein paar Filmen mit weiblichen Stars - und schon bist Du ein 'woman’s director'. Drehst Du einen kleinen sentimentalen Film - schon bist Du in der rührseligen Ecke. Ich steckte schon in all diesen Schubladen. Herrjeh, jeder hat seine Grenzen. Aber muss man die noch enger ziehen, als sie sowieso schon sind?"

    Da schwingt die Klage eines typischen Studioregisseurs mit, der Zeit seines Lebens dem Geschmack und den Launen seiner Bosse ausgeliefert war. Nach einem Streit entzog MGM-Chef David Selznick seinem Freund George Cukor sogar die Regie von "Gone With the Wind". Viele der bereits gedrehten Szenen wurden dennoch später verwendet.

    Der am 7. Juli 1899 als Sohn jüdisch-ungarischer Einwanderer in New York geborene Künstler, der wie sein Vater Anwalt werden sollte, versuchte sein Glück zunächst beim Theater. Nach einer Regieassistenz in Chicago machte er sich am Broadway einen Namen und führte die Out-of-Town-Try-Outs ein, den auswärtigen Probelauf der Stücke vor der Premiere.

    Mit Aufkommen des Tonfilms ging er nach Hollywood. George Cukor gilt als "literarischer Regisseur". Sein Name steht für herausragende Remakes und Bühnenverfilmungen, für Eleganz und Glamour, erlesene Unterhaltung auf konstant hohem Niveau, die Salonkomödie schlechthin. Für Francois Truffaut war jeder fünfte Cukorfilm ein Meisterwerk, keiner uninteressant. Auch die Komödie "The Philadelphia Story" gehört dazu:

    "Tracy: Dexter, willst Du mir einen Gefallen tun, wenn ich Dich drum bitte?
    Dexter: Jeden, was denn?
    Tracy: Scher dich hier weg.
    Dexter: Ja, aber das kann ich Dir doch nicht antun, Dich einen Tag vor der Hochzeit im Stich zu lassen.
    Tracy: Was hast Du hier noch zu suchen? Nein, nein, bleiben Sie, Mr. Connor.
    Dexter: Ein Schriftsteller muss die Höhen und Tiefen des Lebens kennenlernen.
    Tracy: Es wird Ihnen viel geboten."


    Das Geplänkel des Ex-Ehepaars Cary Grant und Katherine Hepburn ist typisch für "The Philadelphia-Story", eine der erfolgreichsten und beliebtesten Screwball-Comedys der klassischen Hollywood-Ära. Mit Katherine Hepburn, mit der er zehn Filme in 47 Jahren drehte, verband Cukor eine Seelenverwandtschaft.

    Die außergewöhnlich lange Karriere des Regisseurs erstreckte sich über ein halbes Jahrhundert und brachte insgesamt 51 Filme hervor. Zu den späteren Meisterwerken gehört "A Star is Born" mit Judy Garland und James Mason. Der ursprünglich dreistündige Film wurde von Warner gekürzt und umgeschnitten, weil mehr Musik in das Künstlerdrama hinein sollte.
    Cukor sprach erst kurz vor seinem Tod über seine Homosexualität. Seine Freundschaften mit den homosexuellen Schriftstellern Somerset Maugham und Noel Coward waren allerdings bekannt. George Cukor starb am 24. Januar 1983 in New York.