Dienstag, 23. April 2024

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Mit Psychotherapie gegen Rückenschmerzen

Viele Studien haben in den letzten Jahren gezeigt, wie stark Rückenschmerzen nicht nur von einer tatsächlichen Schädigung der Wirbelsäule, sondern auch von der psychischen Verfassung der Patienten abhängig sind. Den Patienten selbst ist dieser Zusammenhang oft gar nicht bewusst.

Von Thomas Liesen | 21.08.2012
    Es war vor vier Jahren, als die damals 33-jährige junge Mutter zum ersten Mal Rückenprobleme bekam.

    "Da war gerade Schulstress mit Marie und als Alleinerziehende auf der Arbeit ist dann auch nicht immer so lustig. Und da war auch so eine stressige Zeit und da habe ich Rückenschmerzen bekommen und habe das null auf Stress bezogen, sondern hatte einfach Rückenschmerzen, die immer stärker geworden sind und dann bin ich abends spät in den Notdienst gefahren, weil ich kaum noch laufen konnte und da wurden dann die zwei Bandscheibenvorfälle anhand von Röntgenbildern festgestellt."

    Es war erst mal ein Schock für sie zu hören, dass die Wirbelsäule tatsächlich geschädigt sein soll. Doch nach ein paar Schmerzspritzen ging es ihr wieder besser. Sie fing mit Rückenschule und Yoga an und schaffte es so, halbwegs schmerzfrei zu bleiben. Doch dann, Anfang letzten Jahres, häuften sich wieder Schmerzattacken.

    "Da habe ich dann schon gedacht: Ist aber seltsam, immer wenn du Stress hast, hast du auch Rückenschmerzen. Aber das hat die Orthopäden überhaupt gar nicht interessiert, also da haben die auch gar nicht nachgefragt. Ich bin dann hier zu einem ganz bekannten Orthopäden, der mir empfohlen wurde, Sportmediziner - wenn der dir nicht helfen kann - bin ich dann da hin gegangen, der hat dann vier Wochen an mir rumgedoktort mit Spritzen, Infusionen, das musste ich auch noch alles selber zahlen, weil das keine Kassensachen waren und es wurde und wurde nicht besser."

    Im Gegenteil: Die Schmerzen waren so stark, dass sie auch nicht mehr arbeiten gehen konnte. Sie war bis dahin immer nur über befristete Arbeitsverträge beschäftigt gewesen, sie lebte daher mit Existenzängsten, ihre Krankschreibung machte die nur noch größer. Schließlich rieten die Ärzte zur Operation.

    "Und dann habe ich gesagt: Das ist eigentlich das Letzte, was ich möchte, ob es da nicht eine Kur, Reha oder sonst irgendwas gibt, aber die Orthopäden haben da ... Also für sechs Mal Krankengymnastik muss man ja schon betteln."

    Die Wende kam mit einem Anruf ihrer Krankenkasse. Die bot ihr ein spezielles Programm für Rückenschmerzpatienten in einem Bonner Schmerzzentrum an. Drei Mal die Woche Physiotherapie. Und zusätzlich genau so intensiv Psychotherapie. Daniela H. war zunächst nicht begeistert.

    "Erst, wo ich so hörte Psychotherapie, da dachte ich: Na bravo, wollen sie es jetzt darauf schieben."

    Doch die Arbeit mit der Psychotherapeutin überzeugte sie sehr schnell - zu ihrer eigenen Überraschung. Es half, über Ängste sprechen zu können. Und es half ihr, Entspannungstechniken zu lernen. Kurz vor Schluss der auf acht Wochen angelegten Therapie war der Rückenschmerz tatsächlich weg.

    "Es war wirklich in der letzten Woche, ab da ging es mir wieder gut."

    Seit einigen Monate ist Daniela H. jetzt schon völlig schmerzfrei. Und sie weiß, dass sie was tun muss, damit es so bleibt.

    "Ich sage viel mehr Nein, ich suche mir meine Ruhephasen und Ruhepausen selber aus. Sobald ich merke, mir tut irgendwas weh oder mir geht es nicht gut, dann lege ich mich hin, dann schlafe ich auch mal zwei Stunden, auch mitten am Tag."