Donnerstag, 18. April 2024

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Mittel gegen Metastasierung?

Medizin. - Forscher aus Australien, Finnland und den USA haben jetzt den Botenstoff gefunden, mit dem sich Tumoren ihr eigenes Lymphsystem schaffen. Der Kontakt zum Lymphsystem des Körpers ist einer der Hauptwege für die gefürchtete Ausbreitung der Krebsgeschwülste. Möglicherweise ist die Entdeckung des Faktors ein Weg zu besserer Prognose des Krankheitsverlaufs oder sogar zu einer Bekämpfung des Krebses. Die Entdeckung veröffentlichen sie in der aktuellen Ausgabe von "Nature Medicine".

02.02.2001
    "Krebszellen produzieren ein bestimmtes Molekül, VEGF-C, mit dem sie ihr eigenes Lymphsystem aufbauen können und dieses auch an die Lymphbahnen des Körpers anschließen können", erklärt Michael Detmar, Krebsforscher am Massachusetts General Hospital in Charlestown. VEGF ist die Abkürzung für Wachstumsfaktor für Gefäßwandzellen, eine Molekülgruppe, die im Körper den Aufbau von Lymphbahnen aber auch Adern auslöst. Mit dem Kontakt zum Lymphsystem ist den Tumorzellen der Weg geöffnet, sich im Körper auszubreiten. Krebszellen werden durch diese Transportwege in den Körper geschwemmt, nisten sich ein und bilden dort ebenfalls Tumoren.

    Detmars Arbeitsgruppe hatte menschliche Brustkrebsknoten in Labormäuse implantiert und entdeckt, dass die Krebsgeschwülste in den Mäusen sofort mit dem Anschluss an deren Lymphsystem begannen. Schließlich begannen sich in den Lymphknoten und den Lungen der Versuchstiere Tumoren zu bilden. "Langfristig können wir uns vorstellen, dass die Blockade dieses Mechanismus möglicherweise eine Ausbreitung von Krebs verhindern könnte", meint Detmar, rät allerdings zu Vorsicht. Immerhin haben seine Kollegen in Australien und Finnland bereits zeigen können, dass man die Botenstoffe blockieren kann und so eventuell ein Mittel gegen die Ausbreitung von Metastasen in der Hand hat. Die Australier um Steven Stacker am Ludwig Institut für Krebsforschung in Victoria blockierten VEGF-D mit einem Antikörper und konnten so verhindern, dass Krebszellen sich über das Lymphsystem ausbreiten.

    Ein finnisches Team um Kari Alitalo am Hartman Institut der Universität Helsinki konnten zeigen, dass eine lösliche Form des VEGF-Rezeptors ebenfalls die Wachstumsfaktoren des Krebses blockiert und sogar veranlasst, dass bereits gebildete Lymphbahnen abgebaut werden. Bis sich aus diesen Laborversuchen allerdings eine schlagkräftige Therapie entwickelt hat, werden noch Jahre vergehen.

    [Quelle: Horst Kläuser]