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Mittelstand-Forschung
Jenseits der Riesenlabore

Forschung und Produktentwicklung sind für den Erfolg eines Unternehmens entscheidend. Doch gerade kleine und mittelständische Unternehmen haben in der Regel kaum die finanziellen Mittel für eine eigene Forschungsabteilung. Deshalb forschen viele Unternehmen zusammen - in Forschungsgemeinschaften und mit Fördergeldern des Staates.

Von Ann-Kathrin Büüsker | 25.09.2014
    Zwei Hände fassen eine Petrischale mit Bakterienkulturen zur Genvermehrung.
    Weil Gelder fehlen, forschen im Mittelstand auch Konkurrenten gemeinsam Hand in Hand. (dpa / picture alliance / Michael Rosenfeld)
    "Dieses Austauschen untereinander, zwischen den einzelnen Firmen, das ist ein Vorteil, den kann man eigentlich, sag ich mal, kaum beschreiben."
    In der Zusammenarbeit mit anderen Konzernen liegt für Sandra Müller, Leiterin der Qualitätssicherung beim Unternehmen Hazet - der große Vorteil der industriellen Gemeinschaftsforschung, kurz IGF. Hazet ist ein Familienbetrieb aus Remscheid und stellt seit 1868 Werkzeuge her. Hämmer, Zangen, Schraubenschlüssel, Werkstattzubehör für den professionellen Bedarf. Inzwischen arbeiten fast 500 Angestellte an drei Standorten. Hazet hat sich bereits mehrfach an Forschungsprojekten im Rahmen der IGF beteiligt. Aktuell wird in einem Vorhaben ein Prüfverfahren für elektrische Werkzeuge entwickelt. Zuvor beschäftigte sich ein Projekt mit Fragen des Qualitäts- und Umweltmanagements. Ein abstraktes klingendes Thema, das die Teilnehmer aber ganz praktisch angegangen sind.
    "Also kommen die Unternehmen mit den Forschungsstellen zu Workshops zusammen und erarbeiten gemeinsam, womit werden wir konfrontiert, was sind so die Anforderungen unserer Kunden, des Gesetzgebers und so weiter und so fort und wie können wir das mit relativ wenig aufwand im Unternehmen umsetzen, was muss ich beachten, was muss ich tun, das haben vielfach auch die Forschungsstellen recherchiert, ob normen, Gesetzesvorgaben und so weiter und so fort, das auch mal zusammen gestellt."
    Auch Konkurrenten forschen gemeinsam
    Es kann durchaus vorkommen, dass die Unternehmen, die in den Forschungsprojekten zusammen arbeiten, eigentlich Konkurrenten am Markt sind. Ihr Know-how können sie trotzdem sorgenfrei austauschen. Denn im Rahmen der IGF werden keine konkreten Produkte entwickelt:
    "Es würden also auch nie Prototypen oder solche Geschichten erstellt werden, sondern es geht darum ein Lösungskonzept zu entwickeln, weil, das können sie dann den beteiligten Unternehmen nachher geben und die können es dann entsprechend selber umsetzen."
    Hazet ist eines von mehr als 15.000 Unternehmen, die sich im vergangenen Jahr an der Industriellen Gemeinschaftsforschung beteiligten. Das Geld für die Projekte wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zur Verfügung gestellt. Verteilt wird es von der Allianz industrieller Forschungsvereinigungen, kurz AiF. Sie ist ein gemeinnütziger Verein und fungiert als Dachverband Deutscher Forschungsgemeinschaften. Etwa 100 von ihnen gibt es - für die unterschiedlichsten Industriebranchen. Wer Fördergelder bekommen will, muss sich erst einmal einer solchen Forschungsgemeinschaft anschließen, erklärt AiF-Präsidentin Yvonne Karmann-Proppert.
    "Dann kann ich schauen, gibt es andere Unternehmen, die an einem ähnlichen Thema interessiert sind, und so kann ich also bottom up ein Thema generieren, mir Verbündete suchen, ein Thema entwickeln und das können Sie dann einreichen bei der AIF."
    Insgesamt verfügt die AIF über einen Etat von fast einer halben Milliarde Euro, der über unterschiedliche Förderprogramme verteilt werden kann. 50.000 kleine und mittlere Unternehmen haben sich in der Arbeitsgemeinschaft zusammen geschlossen. Durch die gemeinsame Forschung wird für sie ein Zugang zu neuen Innovationen geschaffen.