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Modekonzern
Kein leichter Job für den neuen Boss bei Boss

Mark Langer ist der neue Chef der Hugo Boss AG. Wie reagieren die Aktionäre auf den neuen Mann an der Spitze des renommierten Bekleidungskonzerns aus dem schwäbischen Metzingen? Stimmen von der Hauptversammlung.

Von Thomas Wagner | 19.05.2016
    Mark Langer in Anzug und Krawatte
    Mark Langer ist neuer Vorstandsvorsitzender der Hugo Boss AG (picture alliance/ dpa/ Marijan Murat)
    Gerda Heckeler kommt aus Bad Urach, hält seit Jahren Aktien an der Hugo Boss AG im benachbarten Metzingen. Nahezu ein Viertel Kursverlust alleine seit Jahresbeginn - da schrillten nicht nur bei der Aktionärin von der Schwäbischen Alb die Alarmglocken.
    "Also ich wollte vor einiger Zeit einmal Boss-Aktien kaufen. Und da bin ich zu meiner Bank gegangen. Und die haben gesagt, das sei jetzt eine Risikofirma."
    Risikofirma oder nicht - Fakt ist: Mit dem bisherigen Finanzvorstand Mark Langer hat die Hugo Boss AG seit neuestem einen neuen Boss, der's wieder richten soll. Doch dass fortan ein Manager, der für die nackten Zahlen des Konzerns zuständig war, nun erfolgreich neue Strategien für schmucke Anzüge und mehr entwickeln kann, ist aus Sicht vieler Aktionäre keineswegs ausgemacht. Zu ihnen gehört gehört der Heidenheimer Aktionär Volker Schumacher:
    "Ich meine, einer, der ein Maschinenbaustudium gemacht hat, gut BWL kommt auch noch dazu, ist bei Boss eher deplatziert. Denn hier geht es um Mode. Da hab' ich meine Zweifel."
    Gewinn und Umsatz hinter den Erwartungen zurückgeblieben
    Der Aufsichtsrat hat dagegen hat keine Zweifel:
    "Schließlich darf ich ihnen mitteilen, dass Herr Langer zum Vorstandsvorsitzenden ernannt wurde. Wie schon in der Pressemitteilung gesagt, bin ich überzeugt, dass wir mit seiner Wahl die absolut richtige Entscheidung getroffen haben. Herr Langer hat unser vollstes Vertrauen. Und ich gratuliere zu dem Vorstandsamt."
    So der Franzose Michel Perraudin, ehemaliger Adidas-Vorstand und seit über einem Jahr Aufsichtsratsvorsitzender der Hugo Boss AG. Mark Langer ist seit über drei Tagen Vorstandsvorsitzender und hatte zunächst auf dieser Hauptversammlung kein leichten Job: nämlich begründen, weswegen der Gewinn von 594 Millionen Euro und der Umsatz von 2,8 Milliarden Euro im vergangenen Geschäftsjahr 2015 deutlich hinter den Erwartungen der Anlegern zurückgeblieben ist.
    "Die Ergebnisentwicklung litt unter höheren Rabatten und einem zweistelligen Anstieg der operativen Aufwendungen."
    Langer spricht von einem sich rasch wandelnden Marktumfeld. Die niedrigen Zinsen derzeit machten eher Appetit auf die Finanzierung teurer Autos und Immobilien statt auf Anzüge und Damenmode, skizzierte Langer das sich ändernde Verbraucherverhalten. Folge: Im konzerneigenen Einzelhandel gingen die Umsätze um sieben, im Großhandel um drei Prozent zurück. Auf all das gelte es, entsprechend zu reagieren: Näher am Kunden agieren, an seinen Wünschen und Bedürfnissen, die Boss-Läden weltweit entsprechend umstrukturieren. Und wenn das nicht ausreicht, komme man nicht um bittere Unternehmens-Medizin herum:
    "Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, werden wir Stores schließen."
    Kritische Fragen zu Arbeitsbedingungen bei Zulieferern
    Geringer Umsatzzuwachs im laufenden Geschäftsjahr, ein Gewinnrückgang gar - all dem schob Mark Langer allerdings als Bonbon die Ankündigung einer sogenannten stabilien Dividende von 3,62 Euro pro Aktie für das Geschäftsjahr 2015 nach. Damit werden 78 Prozent des Konzerngewinns an die Anteilseigner weitergegeben. Wenn es auch in der anschließenden Aussprache zahlreiche kritische Fragen hagelte zu angeblich miserablen Arbeitsbedingungen bei Boss-Zulieferern in asiatischen Schwellenländern, war die Hauptversammlung eine Art Sieg nach Punkten für den neuen Vorstandschef. Ein Anleger, der in der Mittagspause zum Luftschnappen mal nach draußen gegangen ist:
    "Ich fand ihn sachlich schon gut. Und es erweckt Vertrauen, dass es zumindest nicht schlechter wird mit Hugo Boss."