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Modische Grenzgänger
Wie sich europäische und afrikanische Szenen vermischen

In Afrika gibt es eine Modeszene mit Designern und Events, deren Wirkung zunehmend über in die Welt hinausgeht. Mitte Dezember fand in Paris die Black Fashion Week statt. Dort war auch Imma Baumgartner. Die österreichische Geschäftsfrau kombiniert mit ihrem Label österreichische Dirndl mit afrikanischen Stoffen.

Von Paul Lohberger | 29.12.2015
    Frauen auf einem Markt in Touba, Senegal.
    Farbenfrohe und vielfältig gemusterte Stoffen sind in Afrika weit verbreitet. (imago/Xinhua)
    "Ich habe 2014 in Dakar bei Adama Paris mein Label time4africa präsentiert. Und die Modenschauen, zu denen die Medien präsent waren, die waren schon auf elitärem Niveau, in einem wunderschönen Hotel am Strand. Wunderschöne Bühne, wunderschöner Laufsteg, alles perfekt organisiert, wie Fashion Shows sich halt abspielen."
    Sagt Imma Baumgartner, Gründerin des Label time4africa. Dessen Stil basiert auf österreichischen Trachtenkleidern, also Dirndls, die jedoch aus farbenfrohen und vielfältig gemusterten afrikanischen Stoffen gearbeitet sind. So pflegt Imma Baumgartner ihre weit zurückreichende Beziehung zum schwarzen Kontinent. In den 1980ern lebte und arbeitete sie ein Jahr lang in Tansania. Später bereiste sie vor allem Westafrika.
    Im Dezember war sie in Paris bei der Black Fashion Week, diesmal als Reporterin für einen Internetmodekanal. Die Black Fashion Week repräsentiert die afrikanische Modeszene im weitesten Sinne. Ihre Events wollen in Sachen Glamour der westlichen Welt um nichts nachstehen.
    "Ich erinnere mich an klassische Musik, die den Samstagabend abgeschlossen hat, zum Defilee von Eliette Le Superb, die aus Guadeloupe stammt – also, das Ethno Element ist nicht das, was die Black Fashion Week begleitet."
    Bühne für Designer aus Afrika
    Black Fashion und Black Fashion Week stehen dafür, was Adama Paris geschaffen hat, nämlich eine Bühne für Designer, die großteils aus Afrika oder der afrikanischen Diaspora stammen. Und die bei den normalen Fashion Weeks keine Möglichkeit haben, eine Bühne zu bekommen, aus welchen Gründen auch immer.
    "Man darf ja nicht vergessen, dass ein Auftritt bei einer Fashion Week in Paris, die jetzt nicht Black Fashion Week heißt, mit hohen Kosten verbunden ist. Hier versucht Adama Paris, den Designern extrem entgegen zu kommen. Und das ganze Event über Sponsoren zu finanzieren."
    Vor über zehn Jahren gab die senegalesische Diplomatentochter Adama Paris ihre Bankkarriere auf und begann, die Dakar Fashion Week zu veranstalten. Aus diesem Projekt gingen mehrere Ableger in Paris, Montreal und in Salvador da Bahia hervor. Mit dem Designer Alphadi, einem Tuareg aus Niger, hat sich ein weiterer Patron der Black Fashion etabliert. Sein Modefestival in Mali hätte im November zum zehnten Mal stattfinden sollen, musste aber wegen Terrorgefahr abgesagt werden.
    Mode soll Identität stiften
    Andererseits entstehen Fashion Weeks in vielen afrikanischen Metropolen.
    Adama Paris produziert in ihrer westafrikanischen Heimat Modeprogramme und Casting Shows im Fernsehen: Models, die Bleichcreme verwenden, sind dabei ausgeschlossen. Die Mode soll das weibliche Selbstbewusstsein stärken und die afrikanischen Identität transportieren.
    "Die Frisur der afrikanischen Frau zeichnet sich dadurch aus, dass die Haare kunstvollst geflochten werden. Das wird in diesen Shows dann noch übertrieben. Genauso werden blonde, hellhäutige Models mit diesen afrikanischen Turmfrisuren versehen."
    Ebenso exotisch wirkten Imma Baumgartners österreichisch-afrikanische Trachtenkleider 2014 in Dakar. Während die Dirndls von time4africa ganz aus bunten afrikanischen Stoffen gefertigt sind, tauchen die traditionellen Farben und Muster bei den Shows der afrikanischen Modedesigner höchstens als optischer Akzent auf. In dieser Saison liegen dafür komplett schwarze Outfits im Trend. Das große Potenzial des traditionellen Handwerks ist noch nicht in den Strukturen der internationalen Modeindustrie angekommen, was Fluch oder Segen sein kann.
    "Also mir ist nicht bekannt, dass es afrikanische Mode in dieser Massenproduktion gibt wie andere Modeprodukte. Es wird von heimischen Schneidern gearbeitet. Und es gibt überall eine kleine Variation, es schaut gleich aus, aber vielleicht ist das kleine Detail etwas anders."
    Ohne internationale Vermarktung kann die afrikanische Mode noch keinen wirklichen Marktwert entwickeln. Imma Baumgartner berichtet von einem improvisierten Verkauf der Laufstegkleider bei der Black Fashion Week – ein südafrikanischer Designer verkaufte ihr dort sein Haute-Couture-Kleid für 100 Euro und war damit sehr zufrieden: Zuhause hätte er auch nicht mehr bekommen. Immerhin konnte er bei der Show anwesend sein. Im Ausland kommt es oft vor, dass die Kollektionen in Abwesenheit ihrer Schöpfer präsentiert werden, weil die Designer kein Visum bekommen.
    Positive Impulse für Afrika erwünscht
    Geht es aber nach Menschen wie Adama Paris, so sollen Modenschauen und Modefernsehen positive Impulse in Afrika setzen, die Schönheit der verschiedenen Kulturen transportieren und den jungen Menschen neue Perspektiven eröffnen. Bei der Dakar Fashion Week geht es jedenfalls nicht nur um Style, sondern auch um Lebensfreude, berichtet Imma Baumgartner:
    "Der letzte Abend ist in Dakar immer in einem Viertel, es wird eine Bühne aufgebaut auf der Straße, die Show findet auf der Straße statt. Und es nehmen 10.000 Leute teil, soviel halt Platz haben. Und es wird gefeiert und getanzt. Und es ist ein Riesenevent."