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Monophonics
Ein Traum ist wahr geworden

Wenn sich eine Band "Monophonics" nennt, könnte man meinen, dass sie irgendwas mit dem musikalischen Begriff der "Monophonie" zu tun hat. Das Gegenteil ist der Fall. Die Musik der Monophonics aus San Francisco ist alles andere als monoton. Fans hat die Band besonders auch in Deutschland.

Von Andreas Zimmer | 19.05.2015
    Die US-Band Monophonics bei einem Auftritt im Juli 2014 in Paris.
    Die US-Band Monophonics bei einem Auftritt im Juli 2014 in Paris. (Imago / PanoramiC)
    Monoton? Und Monofon? Gleich zu Beginn sei verraten: Beides trifft auf das Quintett "Monophonics" aus San Francisco überhaupt nicht zu. Laut Sänger Kelly Finnigan ist der Bandname eher eine Würdigung alter Zeiten, in denen Platten unter Umständen noch in Mono aufgenommen wurden. "Der Bandname stammt noch von dem Vorgängerprojekt Monophonic Orchestra. Und ehrlich gesagt, wir haben den einfach verkürzt und behalten, weil es irgendwie cool geklungen hat. Zugleich spielt der Name auch mit unserem etwas altmodischen Zugang zur Musik und unserem Sound. Obwohl wir keine rückwärtsgerichtete Band sind."
    Rückwärtsgewandt ist es natürlich nicht, aber es wird schon bei den ersten Takten klar, dass sich die Monophonics an den großen Zeiten von Motown, Stax und Co orientieren. Texter Kelly selbst bezeichnet das als "Psychedelic Soul". Ganz klar schwarze Musik. Wirklich überraschend ist dabei nur eins: "Wir sind alles weiße Musiker. Obwohl es kein Geheimnis ist, dass wir alle mit Rhythm & Soul, Blues, Gospel und Rock'n'Roll aufgewachsen sind. Und wie die Schwarzen Musik machen, das hat uns eben seinen Stempel aufgedrückt. Wir hatten nun auch einige Zeit, um uns als Menschen weiterzuentwickeln und unsere Seele, den Soul zu entdecken."
    Das neue Monophonics-Album "Sound of Sinning" ist bereits das zweite in dieser Besetzung, also mit Kelly Finnigan als Sänger und Texter. Dennoch besteht das Quintett insgesamt bereits seit zehn Jahren. Passend zur Musik sind die eingesetzte Technik und vor allem die Instrumente noch deutlich älter. "Wir benutzen eine Menge alter Gitarren, Bässe, Verstärker, Keyboards, Schlagzeugsets, Vibrafone. Und auch unsere ganze Technik ist aus den 1960er- und 70er-Jahren. Und ja, wir nehmen noch auf Magnetband auf. Wir haben zwar auch neue Technik und der gegenüber keine Vorurteile, wir sind aber definitiv Fans alter Ausrüstung."
    Wobei sich die Monophonics rein technisch auf nur acht Band-Spuren zur Aufnahme beschränken. Zum Vergleich: Allein für die Backgroundstimmen zeitgenössischer Popmusikproduktionen sind 30 und mehr Spuren keine Seltenheit. Angestaubt klingt die CD "Sound of sinning" dabei aber überhaupt nicht. Eher unglaublich warm. Eigentlich ja schon heiß. Schweißtreibend.
    Bei aller positiven und definitiv tanzbaren Energie, die das neue Monophoniocs-Album "Sound of sinning" - "Klang der Sünde" ausstrahlt, Textchef Kelly hat die Inhalte unter dem Eindruck des Endes seiner langjährigen Beziehung geschrieben. Er kommt darin zu teilweise bitteren Erkenntnissen und will "Sünde" daher mehrdeutig verstanden wissen. "Der Titel hat das gewisse Etwas. Er klingt anders und interessant, außerdem passte er genau. Er hat auch etwas Launenhaftiges, vielleicht sogar eine etwas dunkle Stimmung. Natürlich gibt es Songs, die Spaß machen, kein Zweifel! Aber es gibt auch etwas schwerere. Ich meine: Wenn du sündigst, hast du Spaß! Also so rum klappt's."
    Seit einigen Jahren kommen die Monophonics für ihre energetischen Live-Shows regelmäßig nach Europa. Vor allem das deutsche Publikum habe es der Band dabei angetan. Sagt der 32jährige Kelly. Und erinnert sich dabei sehr gerne an die ersten Auftritte in Übersee. "Da ist wirklich ein Traum für uns alle wahr geworden, das war wie bei Kindern an Weihnachten. Wir waren so aufgeregt und albern. Außerdem sprechen wir viel mit anderen Bands, die diese Möglichkeiten nicht haben und auch das auch gerne machen würden. Wir nehmen dieses Privileg auf jeden Fall nicht als selbstverständlich."