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Monsanto-Übernahme
Bayer schaltet in Sachen Monsanto Anwälte ein

Mit dem Kauf von Monsanto hat der Leverkusener Bayer-Konzern sich ordentlich in die Nesseln gesetzt. Zum einen ist da der Verdacht, dass Glyphosat krebserregend sein könnte, zum anderen laufen jetzt auch in Frankreich Vorermittlungen. Heute folgte dann die nächste Hiobsbotschaft.

Von Mischa Ehrhardt | 13.05.2019
Das Logo der Bayer AG auf dem Dach eines Bürogebäudes in Berlin.
Bayer-Stern im Sinkflug (picture alliance / Hauke-Christian Dittrich)
In Folge der Nachrichten aus Frankreich hat Bayer heute kurzfristig eine Telefonkonferenz organisiert. Deren Tonqualität war auf Grund der Eile nicht sonderlich gut. Es reichte aber aus, um noch mehr schlechte Nachrichten an die Öffentlichkeit zu bringen.
"Ich habe bisher keine gesicherten Informationen, gehe aber davon aus, dass diese Listen EU-weit erstellt worden sind".
Sagte Matthias Berninger, Leiter des neu geschaffenen Bereichs Öffentlichkeit und Nachhaltigkeit bei Bayer. Wahrscheinlich auch in Deutschland, ja, EU-weit sollen Listen mit Kritikern von Monsanto angefertigt worden sein. Das folgt einer Logik: Denn offenbar waren die Verantwortlichen bei Monsanto daran interessiert, Einfluss auf Zulassungsverfahren etwa für den umstrittenen Wirkstoff Glyphosat zu nehmen; das Verfahren lief auf europäischer Ebene.
Monsantos Vergangenheit bereitet Ärger
2017 hatte die EU den Unkrautvernichter für fünf Jahre verlängert. Solche Lobbyarbeit sei eine Altlast aus der Vergangenheit Monsantos. Berninger habe sich mit diesen Themen seit seinem Antritt bei Bayer zu Jahresbeginn eingehend beschäftigt.
"Und bin deswegen sehr zuversichtlich, Ihnen sagen zu können, dass Praktiken, wie sie zur Zeit in Frankreich in Rede stehen, bei Bayer nicht vorgekommen sind."
Und auch in Zukunft nicht mehr vorkommen werden, weder bei Bayer, noch bei Monsanto.
Erwerb von Monsanto war richtig und wichtig
Bayer ist trotz des neuerlichen Skandals zuversichtlich, dass der Kauf von Monsanto der richtige Schritt war, die Übernahme berge mehr Chancen als Risiken. Das hatte Bayer Chef Werner Baumann auch vor wenigen Tagen auf der Aktionärsversammlung des Konzerns betont.
"Aus allen diesen Gründen – der herausragenden Aufstellung unserer Geschäfte, dem großen Potenzial für unsere Kunden, den Möglichkeiten für eine nachhaltigere Landwirtschaft sowie auch im Hinblick auf die wirtschaftliche Logik – war und ist der Erwerb von Monsanto der richtige Schritt für Bayer. Davon sind wir nach wie vor fest überzeugt."
Die Aktionäre hat er damit nicht überzeugen können. Denn die haben ihm als erstem Dax-Vorstand überhaupt die Entlastung verweigert. Der Börsenwert im Keller, zigtausende Gerichtsverfahren in den USA wegen des Verdachts, dass Glyphosat den Krebs von Anwendern verursacht habe und damit zusammenhängend drohend Milliardenzahlungen haben die Aktionäre die Reißleine ziehen lassen. Sie werden über die jüngsten Nachrichten aus dem Hause Bayer-Monsanto nicht amüsiert sein.