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Mord an französischem Polizisten
Täter bekannte sich in Video zur Terrormiliz IS

Nach dem tödlichen Terror-Angriff auf einen Polizisten bei Paris werden mehr Einzelheiten über den Täter Larossi Abballa bekannt: Er hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft wenige Wochen vor dem Attentat der IS-Terrormiliz die Treue geschworen. Inzwischen wurden drei Personen aus dem Umfeld des Attentäters festgenommen.

14.06.2016
    Das Bild zeigt ein Polizeiauto und drei Polizisten in schwarzen Uniformen hinter einem Absperrband auf einer Straße. Im Hintergrund sieht man Bäume und eine Hecke.
    Eine Polizeiabsperrung am Tatort in Magnanville. (AFP / Thomas Samson)
    Die Angaben kamen von der Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft. Sie hatte die Ermittlungen an sich gezogen. Zuvor hatte der französische Präsident François Hollande vor der Presse erklärt: "Das ist zweifellos ein Terrorakt". Der Täter verschickte zudem nach dem Mord und vor seiner Erschießung durch die Polizei ein Bekenner-Video, das auch Forderungen beinhaltet habe. Einzelheiten nannte die Staatsanwaltschaft nicht.
    Video mit lächelndem Täter
    David Thomson, französischer Journalist und Terror-Experten des Senders Radio France Internationale, hat das inzwischen gelöschte Video nach eigenen Angaben gesehen. Es zeigt Abballa demnach im Haus des Polizisten. Thomson berichtet, dass Larossi Abballa darin ruhig und gefasst auftrete, mitunter lächele er. Abballa sagt demnach wörtlich:"Wir werden aus der EM einen Friedhof machen". Er gestehe den Mord an dem Polizisten und seiner Frau. Anschließend rufe er dazu auf, Polizisten, Journalisten, öffentliche Personen, Gefängniswärter und Rapper anzugreifen und nenne etwa zehn Personen mit Namen. Thomson twitterte zudem ein Standbild jener Stelle in dem Video, in dem Abballa dem IS-Chef Abu Bakr al Bagdadi die Treue schwört.
    Bereits kurz nach dem Attentat hatte der IS über die ihm nahestehende Nachrichtenagentur "Amaq" verbreiten lassen, der Angreifer sei Kämpfer des IS gewesen.
    Drei Festnahmen
    Die Polizei nahm inzwischen drei Personen aus dem Umfeld Abballas fest. Die Staatsanwaltschaft erklärte, die Männer im Alter von 27, 29 und 44 Jahren würden derzeit vernommen.
    Larossi Abballa hatte im Ort Magnanville rund 55 Kilometer von Paris entfernt einen Kriminalkommissar vor dessen Haustür mit mehreren Messerstichen tödlich verletzt. Danach drang er in das Haus seines Opfer sein, wo er dessen Frau und Kind als Geiseln nahm. Eine Spezialeinheit der französischen Polizei verhandelte mehrere Stunden erfolglos mit dem Attentäter. Schließlich stürmte sie die Wohnung- zu stürmen, berichtet ARD-Korrespondentin Kerstin Gallmeyer im DLF. Um 0:49 Uhr meldete die Polizei via Twitter, dass der Einsatz beendet sei.
    Bei der Polizeiaktion wurde der Angreifer erschossen. In der Wohnung entdeckten die Beamten die Leiche der Frau. Sie hatte im französischen Innenministerium gearbeitet. Das dreijährige Kind des Paares wurde unverletzt gebeorgen, stand aber unter Schock.
    Der 25-jährige Abballa war laut Behördenangaben bereits im Jahr 2013 zu drei Jahren Haft verurteilt worden, weil er Kämpfer für den Dschihad in Pakistan rekrutiert hatte. Sechs Monate Haft wegen Verbindung zu einer terroristischen Organisation wurden damals auf Bewährung ausgesetzt.
    Frankreich war im vergangenen Jahr mehrfach Ziel islamistischer Terroranschläge, denen insgesamt 149 Menschen zum Opfer fielen. Die schwerste Anschlagserie ereignete sich am 13. November, als IS-Terroristen im Pariser Musikclub "Bataclan", am Stade de France sowie in Bars und Restaurants der Hauptstadt 130 Menschen ermordeten. Vor der Fußball-EM hatten Behörden immer wieder auf die hohe Terrorgefahr in Frankreich hingewiesen. Nach übereinstimmenden Angaben gab es aber keine konkreten Hinweise auf Anschlagspläne gegen das Turnier.
    (mg/tzi)