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Mord an Kopten
Ägypten bombardiert IS in Libyen

Die ägyptische Luftwaffe hat Stellungen der Terrormiliz IS in Libyen angegriffen. Ägypten reagiert damit auf ein Video, in dem offenbar 21 ägyptische christliche Kopten von IS-Kämpfern in Libyen getötet werden. Ägyptens Präsident al-Sisi ordnete eine sieben Tage Staatstrauer an.

16.02.2015
    Unterstützer der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) mit Fahne.
    Extremisten in Libyen haben ein grausiges Video im Internet hochgeladen. (AFP / TAUSEEF MUSTAFA)
    Der fünfminütige Film wurde am Sonntagabend im Internet verbreitet. Er trägt den Titel "Eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes". In dem Video ist zu sehen, wie Dutzende in Schwarz gekleidete Männer ihre Geiseln in orangen Overalls an einen Strand schleppen, der zur Mittelmeerküste gehören soll. Jeder Dschihadist führt eine Geisel, jeder hält ein Messer. Ein Sprecher der Gruppe sagt, sie stünden "heute im Süden Roms, in Libyen". An den Westen gerichtet sagt er: "Wir werden das Meer mit eurem Blut tränken." Im Anschluss ist zu sehen, wie die Dschihadisten die Köpfe ihrer Geiseln abschneiden. Die auf Islamisten spezialisierte Beobachtergruppe Site hält das Video für echt. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi kündigte in einer Fernsehansprache eine "angemessene Reaktion" an. Zugleich ordnete er eine siebentägige Staatstrauer an.
    Als Reaktion auf die Ermordung griff die ägyptische Luftwaffe am frühen Montagmorgen Stellungen der Terrormiliz IS in Libyen an. Das teilte das Militär im staatlichen ägyptischen Fernsehen mit. Ziele seien unter anderem Trainingseinrichtungen und Waffenlager gewesen.
    Christen in Gewalt von IS
    Die koptische Kirche in Ägypten forderte, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Christen waren als Gastarbeiter in Libyen gewesen. Sie seien gerade auf dem Heimweg nach Ägypten, als ihr Bus von den Terroristen aufgehalten wurde, sagte der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, der "Bild"-Zeitung. Diese verlangten die Ausweise der Gastarbeiter und zwangen die Kopten zum Aussteigen. "Zuerst dachten wir an eine Entführung, doch eine Lösegeld-Forderung wurde nie gestellt", so Bischof Damian weiter. Die Mitglieder der Gruppe sollen zwischen Ende Dezember und Anfang Januar in Libyen verschwunden sein. Der IS hatte vergangene Woche erklärt, die Christen in seiner Gewalt zu haben.
    US-Regierung verurteilt die Tat
    Im Oktober hatten Dschihadisten aus dem zwischen mehreren Milizen umkämpften Land dem IS die Treue geschworen. Auch in Algerien und Ägypten hat der IS mittlerweile Ableger. Die ägyptischen Anhänger verbreiteten ebenfalls bereits Enthauptungsvideos aus dem Nordsinai. In Ägypten leben etwa 88 Millionen Menschen, rund zehn Prozent davon sind Christen. Die koptische Kirche ist die größte christliche Gemeinschaft im arabischen Raum.
    Die US-Regierung verurteilte die Ermordung der 21 Kopten als "feige" und "verabscheuungswürdig". "Die Barbarei des IS kennt keine Grenzen", hieß es in einer Erklärung. Das Verbrechen unterstreiche erneut die dringende Notwendigkeit einer politischen Lösung im Konflikt in Libyen, "von dessen Fortsetzung nur Terroristengruppen wie der IS profitieren", erklärte das Weiße Haus.
    (pg/has/tj)